Krefeld Erhellende Bach-Barock-Lehrstunde

Krefeld · Ein Barock-Quartett zeigte in Pax Christi die hohe Schule des Kanons mit Johann Sebastian Bachs Zyklus "Das Musikalische Opfer"

 Mit barocken Instrumenten führten die Musiker in die Zeit Johann Sebastian Bachs (v.l.) Cynthia Romeo-Laschet (Barock-Violine), Natahn Bonträger (Gambe), Christoph Scholz (Cembalo) und Gudrun Knop (Traversflöte).

Mit barocken Instrumenten führten die Musiker in die Zeit Johann Sebastian Bachs (v.l.) Cynthia Romeo-Laschet (Barock-Violine), Natahn Bonträger (Gambe), Christoph Scholz (Cembalo) und Gudrun Knop (Traversflöte).

Foto: Lothar Strücken

Vielleicht war es der Titel "Musikalisches Opfer", der am Sonntag die Hälfte der Plätze in der Pax Christi Kirche leer bleiben ließ. Dabei bedeutete das dramatische Wort hier eher soviel wie "Gabe", denn Johann Sebastian Bach hatte den Zyklus (BWV 1079) Friedrich dem Großen von Preußen gewidmet, an dessen Hof er kurz zuvor zu Gast gewesen war und von wo er sozusagen eine Hausaufgabe mitgenommen hatte.

Daheim angekommen, ging er mit der Stehgreif-Improvisation, die er zur Freude des Königs aufgeführt hatte, "ins Labor", wie Christoph Scholz es formulierte, um aus der dreistimmigen Fuge eine sechsstimmige zu machen, wie der Monarch gewünscht hatte, und auch sonst noch zu sehen, was sich aus dem Ausgangsthema machen ließe. Heraus kam dabei neben dem sechsstimmigen Opus eine ganze Reihe kunstvoll konstruierter Kanons, die im Rahmen dieses Konzerts von Ensembleleiter Christoph Scholz am Cembalo, Cynthia Romeo-Laschet auf der Barock-Violine, Nathan Bonträger auf der Gambe und Gudrun Knop auf der Traversflöte in wechselnden Kombinationen gespielt wurden. Dank der erläuternden Worte von Bach-Kenner Scholz zu den kompositorischen Besonderheiten des Zyklus fiel es dem Publikum nicht schwer, die Leistung des Komponisten und des Ensembles zu würdigen. Zwar konnte man nicht wirklich heraushören, dass die Zweitstimme gerade rückwärts lief oder Auf- und Abwärts-Intervalle vertauschte, aber die Halbierung des Tempos auf nur einem Instrument und der Weg durch aufsteigende Tonarten - den wachsenden Ruhm des Königs feiernd - waren Kunstgriffe, denen man folgen konnte.

Als Konzertprogramm an einem Stück komplett aufgeführt, offenbarte das etwa 75-minütige Gesamtwerk trotz aller Raffinesse auch eine nachteilige Seite. Es wirkte auf die Dauer eher wie eine Schulstunde, und das blieb nicht ohne Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit sowohl der Akteure als auch der Zuhörer. Der Glanz mancher Einzelstücke litt.

Der "Canon perpetuus" aber und die abschließende Sonate strahlten wieder hell auf und gaben Gelegenheit, sich in gefälligeren Tonfolgen ganz dem hohen Können der Instrumentalisten zu widmen und ihre Kunst zu genießen. Entsprechend stürmisch fiel der Schlussapplaus aus.

(RP)
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