Krefeld Erleichterung bei Nirosta: Werk in Krefeld ist langfristig gesichert

Krefeld · Es war ein nahezu historischer Tag: Im hart umkämpften Edelstahlmarkt hat Outokumpu-Nirosta am Sonntag seine Zukunft gesichert. Der Verhandlungserfolg war hart erarbeitet und gut vorbereitet.

Krefeld: Erleichterung bei Nirosta: Werk in Krefeld ist langfristig gesichert
Foto: Thomas Lammertz

Am Tag eins nach dem Durchbruch wird noch einmal klar, wie sehr es für Krefeld ums Ganze ging. Norbert Kalwa, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Outokumpu, sagte gestern im RP-Gespräch erleichtert: "Wir waren komplett verunsichert und standen im luftleeren Raum. Die große Befürchtung war: Ohne Investition in die Ferritproduktion hätten wir nicht überleben können." Diese Angst ist nun vorerst beseitigt. "Für uns war es existenziell wichtig, dass die Investition endlich nach Krefeld kommt. Nun ist klar: Wir sind der Standort, der die Produktion mit Zukunft hat. Mit dieser Entscheidung ist das Werk in Krefeld auf lange Sicht abgesichert."

Hintergrund: Als Outokumpu das Nirosta-Werk von ThyssenKrupp übernommen hat, war vereinbart worden, die Produktion des hochwertigen Ferrit-Edelstahls aus dem Werk in Benrath nach Krefeld zu holen — zugesagt waren Investitionen über 244 Millionen Euro. Doch das stellte Outokumpu-Boss Mika Seitovirta bald wieder in Frage — Seitovirta wies auf dramatische Verluste des Konzerns hin. Die Belegschaft war empört, Betriebsrat und Gewerkschaft sprachen von "Kulturbruch". Dieser Konflikt ist beigelegt (wir berichteten gestern). Statt 244 Millionen sollen nun zunächst 108 Millionen Euro in Krefeld investiert werden; 35 Millionen davon sollen noch in diesem Jahr fließen. Zusätzlich fließen 2013 rund 9,5 Millionen in Forschung und Entwicklung, und es werden elf Techniker und Ingenieure eingestellt.

Auch auf Arbeitgeberseite ist Erleichterung zu spüren, dass dieser Tarifkonflikt gelöst ist, und Erleichterung herrscht auch darüber, dass am Stahlmarkt eine leichte Entspannung spürbar ist. Seitovirta erklärte nach dem Durchbruch: "Das ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg hin zu einer nachhaltigen Profitabilität."

Wichtig sind auch atmosphärische Verbesserungen: Tamara Weinert, Finanzvorstand des Geschäftsbereiches Stainless EMEA (umfasst Europa, den Mittleren Osten und Asien) bei Outokumpu: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis; wir haben aufeinander gehört und sind aufeinander zugegangen. Das haben beide Seiten gemacht. Dadurch ist Vertrauen gewachsen." Sie bekräftigte, die verabredeten Maßnahmen jetzt auch schnell einzuleiten, "damit das Vertrauen weiter wächst".

Fünf Stunden dauerte die Verhandlungsrunde am Sonntag: Nicht viel für Tarifverhandlungen. Das war kein Zufall — Weinert zur Vorgeschichte: "Die Verhandlungsrunde am Sonntag war durch acht Verhandlungstage mit teils schwierigen Diskussionen gut vorbereitet." Sie verteidigte noch einmal den Schritt, das zunächst ausgehandelte Tarifpaket noch einmal aufzuschnüren: "Es war notwendig, den Tarifvertrag neu zu verhandeln. Wir haben 2013 einen operativen Verlust in Höhe von rund 500 Millionen Euro gemacht. Wir können nicht warten, und wir müssen jetzt zügig handeln." Der Stahlmarkt bleibt umkämpft: "Der Markt in Europa ist weiter bestimmt durch Überkapazitäten und hohen Importdruck aus Asien", sagt Weinert, "die Importquote ist von 18 auf 25 Prozent gestiegen. Im Kaltwalzbereich steht in Europa einer Kapazität von 4,6 Millionen Tonnen eine Nachfrage von 3,3 Millionen Tonnen gegenüber; macht rund 30 Prozent Überkapazität." Der Horizont hat sich aber aufgehellt: Die Lage sei "für uns etwas entspannter; die Auftragslage ist zurzeit ganz gut, das ist allerdings im ersten Quartal oft so. Ob es nachhaltig ist, müssen wir sehen. Was wir natürlich spüren und was uns hilft, ist die gute Konjunktur in der Automobilindustrie."

Auch Weinert betont die Bedeutung der Entscheidung, die Ferrit-Produktion nach Krefeld zu holen. Dies sei "ein ganz wichtiger Teil unserer Strategie. Ferrit ist ein Spezialstahl, während die Asiaten vorrangig Standardstähle anbieten, und Nirosta in Krefeld hat eine lange Tradition bei der Produktion dieses besonderen Stahls." Unterm Strich "hat sich Lage am Edelstahlmarkt leicht aufgehellt; wir haben ein paar Schwalben gesehen, aber wir können noch keinen Sommer ausrufen."

(RP)
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