Krefeld Erste Krefelder Plastik-Fasten-Challenge

Krefeld · Plastikmüll wird weltweit immer mehr zum Problem. Ein Trend ist, im privaten Bereich Verpackungsmaterial zu reduzieren.

 22 Kilo Leichtmüll produzierte ein Krefelder durchschnittlich im vergangenen Jahr. Verpackungen nehmen im Gelben Sack den meisten Raum ein. Seit Anfang des Jahres nimmt China jedoch keinen Plastikabfall mehr an.

22 Kilo Leichtmüll produzierte ein Krefelder durchschnittlich im vergangenen Jahr. Verpackungen nehmen im Gelben Sack den meisten Raum ein. Seit Anfang des Jahres nimmt China jedoch keinen Plastikabfall mehr an.

Foto: Lammertz

In der Fastenzeit ist Verzicht das oberste Gebot. Verzicht auf Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten beispielsweise. 35 Familien jedoch probieren etwas Neues aus. Sie machen mit bei Krefelds erster Plastik-Fasten-Challenge und versuchen, in der Fastenzeit so wenig Umverpackungsmüll wie möglich zu produzieren.

Initiatorin ist Anika Martin aus Fischeln. Sie beschäftigt sich seit gut einem Jahr mit diesem Thema. "Wer die Nachrichten verfolgt, stellt fest, dass unser Müll, vor allem die ganzen Verpackungen, zu einem Riesen-Problem werden wird. Mir geht es bei dieser Challenge nicht darum, irgendjemanden zu missionieren, ich möchte lediglich den Blick schärfen für etwas, was vielen gar nicht auffällt: Wir nutzen tagtäglich Unmengen Verpackungen. Dabei geht es auch anders."

In der eigens eingerichteten WhatsApp-Gruppe gibt Martin Tipps, wie sich Verpackungen einfach vermeiden lassen. Zum Beispiel beim Bäcker: "Wir kaufen ganz entspannt unsere Brötchen oder unser Brot mit einem Stoffbeutel ein. Ich habe bisher in jeder Bäckerei Brot oder Brötchen direkt in meinen mitgebrachten (sauberen) Stoffbeutel gepackt bekommen."

Sauber müssen Stoffbeutel und Gläser natürlich sein, das erfordert im Vorfeld etwas Arbeit. Martin: "Das ist richtig. Allerdings ist das eine reine Gewöhnungssache." Gewöhnungsbedürftig ist das umweltfreundliche Einkaufsverhalten auch für die Verkäufer. Während es in den Bäckereien aus Sicht der Fischelnerin wenig Probleme gibt, sehe da an den Frischetheken für Käse, Wurst und Fleisch im Supermarkt oft anders aus. "Die Hygienevorschriften sind in diesen Bereichen natürlich streng. Das verstehe ich. Deshalb darf eine mitgebrachte Dose auch nicht über die Theke gereicht werden, wo die Lebensmittel lagern. Sie darf jedoch auf der Theke stehen und dort von den Verkäufern befüllt werden. Das wissen leider noch immer zu wenige und verweigern deshalb den Verkauf von unverpackten Waren", hat die Mutter einer zweijährigen Tochter festgestellt.

Von einer Teilnehmerin wird Martin auf Konservendosen angesprochen. Erlaubt oder nicht? "Verboten ist ja sowieso gar nichts. Wer versucht, komplett auf Plastikmüll zu verzichten, würde sicherlich auch keine Konservendosen kaufen, da sie von innen beschichtet sind und diese Schicht aus Kunststoff ist. Grundsätzlich sind Konservendosen aber relativ gut recyclebar und laut Umweltbundesamt sogar weniger schädlich als Einwegglas."

Generell bevorzugt Familie Martin frische Lebensmittel, die nicht aus der Konserve kommen. "Automatisch reduziert sich bei dieser Challenge natürlich der Anteil an Fertigprodukten, die ja aufwendig verpackt sind. Wer Obst und Gemüse unverpackt kauft, zahlt häufig auch weniger, da er nur die Menge einkauft, die er wirklich braucht - und nicht die, die in der Verpackung steckt."

Trotz allen guten Vorsätzen hat das Plastik-Fasten auch seine Grenzen. So gibt es in Krefeld keinen "Unverpackt"-Laden wie in anderen Großstädten. Entsprechend schwer ist es, Nudeln oder Reis zum Mitnehmen zu bekommen. "Man könnte in Restaurants nachfragen, die ihre Teigwaren selbst herstellen, ob sie diese auch verkaufen. Ethnische Läden bieten manchmal auch lose Ware an. Ich bin da in Krefeld aber bisher noch nicht fündig geworden", sagt Anika Martin. Sie plädiert dafür, falls sich Verpackung mal nicht vermeiden lässt, gleich größere Mengen in einem Behälter zu kaufen, statt beispielsweise vier oder sechs kleine Schälchen, wie es bei Joghurt oft üblich ist.

Der Austausch über das Thema ist der jungen Mutter wichtig. So käme Schwung in die Sache, und auch bei den Verkäufern finde ein Umdenken statt. Bei einigen Discounter gebe es bereits erste Ansätze, Plastik-Verpackung zu reduzieren. Nun ist die Fischelnerin gespannt, welche Erfahrungen ihre 34 Mitstreiter machen. Wie schwer ist es, auf Verpackungen zu verzichten? Wie hoch ist der tägliche Arbeitsaufwand? Martins Erfahrung: "Am Anfang muss man sich natürlich viele Gedanken machen, beispielsweise wo im Haushalt am meisten Verpackungen anfallen oder in welchen Läden man was am besten einkauft. Aber nach kurzer Zeit ist das alles schon Routine."

Die RP begleitet das Plastik-Fasten auch weiterhin.

(bk)
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