Krefeld Erster Blick in Betonkammer nach 40 Jahren

Krefeld · Currenta saniert eine unterirdische Filterkammer ihres Flusswasserwerks in Uerdingen. Dort produziert der Betreiber und Manager des Chemparks 300 Millionen Kubikmeter Brauchwasser - 25 Mal so viel, wie alle Krefelder im Jahr Trinkwasser verbrauchen.

 Nach 40 Jahren hat Currenta die unterirdische Filterkammer erstmals für Sanierungsarbeiten leer geräumt.

Nach 40 Jahren hat Currenta die unterirdische Filterkammer erstmals für Sanierungsarbeiten leer geräumt.

Foto: Thomas Lammertz

Die Menge ist gigantisch. Kaum vorstellbar. Das Flusswasserwerk der Currenta GmbH & Co OHG als Manager und Betreiber des Chemparks produziert 300 Millionen Kubikmeter Brauchwasser für die chemische Industrie in Uerdingen am Rhein. Das ist 25 Mal so viel, wie alle Krefelder im Jahr als Trinkwasser von den Stadtwerken Krefeld beziehen. 210.000 gefüllte Badewannen pro Stunde. Für den Betrieb der riesigen Pumpen, die das Rheinwasser über zwei Einlaufbauwerke und Rinnen in die acht Filter befördert, benötigt Currenta 30 Gigawattstunden - das sind 30 Millionen Kilowattstunden - elektrischer Energie.

 Einige Rohre sind über die Jahrzehnte stark korrodiert.

Einige Rohre sind über die Jahrzehnte stark korrodiert.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Nun wird einer der großen Filter erstmals nach dem Bau in den 1970-er Jahren saniert. 525.000 Euro gibt Currenta dafür aus. Erstmals nach 40 Jahren Dauerbetrieb ist das 50 Meter lange, sieben Meter breite und zehn Meter tiefe Becken derzeit trockengelegt. Das Innere sieht aus wie die Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Dicker Beton und kaum Öffnungen. Die unterste, unterirdische Kammer ist während des Betriebs mit 1400 Tonnen Kies unterschiedlicher Körnung gefüllt - von kartoffelgroß bis erbsenklein.

 Stephan Wenders, Betriebsleiter des Flusswasserwerks bei Currenta, steigt in die Filterkammer hinab, um den Zustand zu prüfen.

Stephan Wenders, Betriebsleiter des Flusswasserwerks bei Currenta, steigt in die Filterkammer hinab, um den Zustand zu prüfen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Oberhalb dieser großen Kammer sind die Vorfilter. In mehreren Stufen wird das Rheinwasser von gröberen Inhalten wie Treibgut über kleinere Inhalte wie Kunststoffteile bis hin zu den feinen Schwebteilen befreit. Mit Hilfe des feinen Kieses können Teile mit einem Durchmesser ab 0,1 Millimeter herausgefiltert werden.

 Ein Blick in die Vorfilterkammer. Darunter liegt der eigentliche Filter, der mit zwei Kiesschichten unterschiedlicher Körnung bis zu 2,50 Meter hoch gefüllt ist.

Ein Blick in die Vorfilterkammer. Darunter liegt der eigentliche Filter, der mit zwei Kiesschichten unterschiedlicher Körnung bis zu 2,50 Meter hoch gefüllt ist.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Mit der Zeit setzt sich der Kies mit diesen Verunreinigungen zu. Dann muss gespült werden. Von unten drücken Betriebsleiter Stephan Wenders und sein Team um den Wasserwerksmeister Bernhard Aymanns sauberes Wasser und Luft durch den Kies. Der Schlamm wird herausgespült und in Schlammkanälen wegtransportiert. Getrocknet und gepresst landet er auf Deponien.

Diesmal wird die Gelegenheit genutzt, den abgesaugten alten Kies durch neuen zu ersetzen. Durch Erosion verliert der Kies mit den Jahrzehnten die Fähigkeit, optimal zu filtern. Wenders ist überrascht, wie wenig Abnutzungserscheinungen die vier Jahrzehnte alte Betonkammer zeigt. Einige Leitungen und Geräte seien angerostet, es gebe kleinere Risse, aber die Basis sei prima intakt.

Der erste Filter ist im Jahr 1937 in Betrieb genommen worden. Damals betrug die genehmigte Entnahmemenge aus dem Rhein 1000 Kubikmeter pro Stunde. In mehreren Schritten wurde das Flusswasserwerk in den 1940-er, 1950-er und 1960-er Jahren auf die heutige Größe ausgebaut. Aktuell darf Currenta 30.000 Kubikmeter Rheinwasser pro Stunde entnehmen.

Der Betrieb erfolgt rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres - bei Niedrigwasser ebenso wie bei Hochwasser. Im Sommer mehr, im Winter weniger, informierte Wenders. "Eine gut funktionierende Infrastruktur ist von großer Bedeutung für die hier ansässigen Betriebe. Daher investiert Currenta hierfür jährlich einen erheblichen Betrag", sagt Michael Grigat, Leiter des Chemparks.

Das Brauchwasser aus dem Flusswasserwerk wird entweder für Kühlung benötigt oder wird in der Vollentsalzungsanlage veredelt, um damit Dampf zu produzieren. Dampf wird in der chemischen Industrie an vielen Stellen des Produktionsprozesses benötigt. Qualität und Lieferzuverlässigkeit seien dabei von wesentlicher Bedeutung, erklärt Wenders.

Die Arbeiten dauern - ohne die planerische Vorbereitung - knapp drei Monate. Nach Abschluss sind zwei der vier großen Filter für die kommenden Jahrzehnte saniert. Zwei weitere stehen noch für den Austausch des Kieses und Reparaturen an. Currenta betreibt die drei Chempark-Standorte in den Städten Krefeld, Dormagen und Leverkusen. Das Joint Venture von Bayer und Lanxess bietet den 70 angesiedelten Partnern auf rund elf Quadratkilometern Fläche mehr als 1000 chemienahe Dienstleistungen an. Dazu zählen unter anderem Energieversorgung, Umweltdienstleistungen, Sicherheit, Infrastruktur, Analytik, Ausbildung, Logistik und Instandhaltung. Teile dieser Leistungen werden von den rund 5300 Mitarbeitern der Currenta und der beiden Tochtergesellschaften Chemion und Tectrion auch für externe Kunden erbracht.

(RP)
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