Cdu-Parteichef Marc Blondin "Es gibt bei uns keine Schuldzuweisungen"

Krefeld · Im Interview spricht der CDU-Chef über Konsequenzen aus der verlorenen Oberbürgermeisterwahl.

 Marc Blondin am Wahlabend im Parteibüro - im Wahlkampf hat er sich den Arm verletzt.

Marc Blondin am Wahlabend im Parteibüro - im Wahlkampf hat er sich den Arm verletzt.

Foto: T. L.

Herr Blondin, die CDU hat mit ihrem Kandidaten bei der Oberbürgermeister-Stichwahl eine krachende Niederlage erlitten. Wird es personelle Konsequenzen geben? Sie als Parteichef und Philibert Reuters als Fraktionschef haben den Kandidaten Peter Vermeulen ausgewählt.

Marc Blondin Forderungen in dieser Richtung gab es nicht. Mir persönlich hat das Ergebnis zwar sehr zugesetzt, ich war sehr niedergeschlagen. Wir haben uns aber inzwischen im Parteivorstand zusammengesetzt und ich habe viel Zuspruch erfahren. Mir ist dort noch einmal deutlich geworden, dass zwischen Fraktionschef Philibert Reuters und mich kein Blatt passt.

Wer übernimmt dann Verantwortung für diese Niederlage?

Blondin Wir wollen gemeinsam Verantwortung übernehmen und Lösungen finden. Es gibt bei uns keine Schuldzuweisungen.

Die CDU war im Aufbruch, hatte sich personell an den Spitzen von Fraktion und Partei neu aufgestellt. Die Krönung sollte der neue OB-Kandidat sein. Nun scheint Peter Vermeulen mehr zerstört als aufgebaut zu haben. Wie ist die Stimmung in der Partei?

Blondin Es herrschte am Montagabend immer noch Schockstarre. Es ist mehr als offensichtlich, dass die Wähler nach 21 Jahren gefühlter CDU-Dominanz in Krefeld den Wechsel wollten. Das Ding war nicht zu drehen. Es lag meiner Meinung nach auch nicht am Kandidaten - er wäre ein guter Oberbürgermeister geworden. Ich bin persönlich traurig, dass es nicht gelungen ist, Peter Vermeulen zum Erfolg zu verhelfen.

Welche Lehren ziehen Sie aus dieser Wahlniederlage?

Blondin Die Lehre heißt: Nach vorne schauen, die CDU muss sich wieder finden. Deutlich war am Montagabend spürbar, dass ein Ruck durch die Reihen gegangen ist.

War Peter Vermeulen bei der Sitzung dabei und welche Worte hat er gefunden? Hat er gegenüber der Partei Fehler eingeräumt?

Blondin Er hat lange gesprochen, hat sich zunächst bei allen bedankt und hat dann sein Bedauern darüber geäußert, dass er an der einen oder anderen Stelle nicht so rübergekommen ist, wie es vorgesehen war. Vorwürfe sind ihm allerdings keine gemacht worden.

Welche Ziele setzen Sie sich für die kommenden Jahre?

Blondin Wir werden in Klausur gehen und uns ausführlich mit dem Resultat befassen. Unsere personelle Neuausrichtung muss jetzt bei den Krefeldern ankommen. Das heißt: mehr Mitgliederbeteiligung, wieder näher bei den Menschen sein, sich unmittelbar mit dem Bürger auseinandersetzen.

Näher an die Bürger - das will jede Partei. Wie soll das gelingen?

Blondin Wir müssen wieder näher an den Bürgervereinen und Sportvereinen sein, beispielsweise in der Art, dass unsere Mitglieder auch Mitglied im Bürgerverein oder Sportverein sind, sich dort engagieren. Es ist nicht so, als ob das nicht schon jetzt der Fall wäre, aber das muss sich wieder verdichten.

Wird Peter Vermeulen weiter Verantwortung in der Krefelder CDU übernehmen?

Blondin Es ist der Wunsch da, dass er sich einbringt. Er hat viele Dinge angeregt, die umgesetzt werden sollten. Das hat ja auch SPD-Oberbürgermeister Frank Meyer gesagt.

Ein Wort zum Wahlsieger, dem SPD-Kandidaten Frank Meyer.

Blondin Es war mir wichtig, dass ich Frank Meyer persönlich gratulieren konnte. Ich wünsche ihm eine glückliche Hand. Aber er muss jetzt auch erst einmal in sein Amt hineinwachsen.

Wird es unter Meyer eine intensive Zusammenarbeit von CDU und SPD geben?

Blondin Er war im Rat immer der, der die linke Mehrheit gesucht hat. Das wird aber für ihn nicht einfach -da werden dicke Brocken auf ihn zukommen. Ich erinnere nur an den Haushalt. Meyer hat zwar immer betont, dass er als maßgebliche Kraft den Haushalt mitgestaltet hat - es war aber in meinen Augen eher ein Verdienst der Fraktionsvorsitzenden, weniger von Herrn Meyer.

War es ein Fehler, dass die CDU die Steuererhöhungen mitgetragen hat? Hätten Sie nicht an dieser Stelle die Verantwortung in die Hände der SPD legen müssen, die sich ja nach der Kommunalwahl 2014 offensiv als Sieger verkauft hat?

Blondin Es wird Leute geben, die uns das als Fehler vorwerfen. An diesem Punkt aber haben wir Verantwortung für unsere Stadt übernommen, der wollten wir uns nicht entziehen.

SEBASTIAN PETERS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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