Krefeld Europa-Lehrstücke eines Krefelder Franzosen

Krefeld · Pierre Sommet hat einen bundesweiten Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft gestaltet: einen Kalender, der Kulturgeschichte und Landeskunde amüsant und klug abbildet. Der Krefelder versteht diese Arbeit als Beitrag zum europäischen Selbstverständnis.

 Das Gebäude der Nationalversammlung: Hier hat die französische Regierung ihren Sitz. Am 23. April ist Präsidentschaftswahl.

Das Gebäude der Nationalversammlung: Hier hat die französische Regierung ihren Sitz. Am 23. April ist Präsidentschaftswahl.

Foto: Depositphotos

Der französische Denker Victor Hugo (1802-1885) hat bereits formuliert: "Frankreich und Deutschland sind die tragenden Säulen Europas. Deutschland ist das Herz, Frankreich der Kopf." In den bewegten Zeiten, in denen es von allen Seiten an der europäischen Einheit zerrt, ist Verständnis für einander unabdingbar. "Doch hier lernen immer weniger Deutsche Französisch, und in Frankreich rangiert Deutschunterricht an den Schulen weit hinter Englisch und Spanisch", sagt Pierre Sommet. Der langjährige Fachbereichsleiter Fremdsprachen an der hiesiegen Volkshochschule hat mit seinen amüsanten Geschichten aus dem deutsch-französischen Leben in Büchern wie "Madame Baguette" bereits viele Fans für Frankreichs Land und Leute gewonnen. Jetzt hat er in Kooperation unter anderem mit dem Institut Francais und dem Magenta Verlag einen großformatigen Kalender erstellt, der unter dem Titel "Mit Herz und Verstand" Wissenswertes, Lyrisches und Amüsantes aus dem Nachbarland zeigt. In jedem Monat hat Sommet relevante französische Daten markiert und kenntnis- und anekdotenreich Hintergrundgeschichten dazugesellt. Im Januar gibt es das Rezept für die Galette des Rois, den "Dreikönigskuchen", der nicht nur eine Kronenform, sondern auch einen Schuss Orangenblütenwasser braucht, um authentisch zu sein. Und weil am 23. Januar 1963 de Gaulle und Adenauer den Elysée-Vertrag über eine enge Zusammenarbeit der beiden Länder unterzeichnet haben, gilt dieses Datum seit 2004 als deutsch-französischer Tag mit entsprechenden Aktionen beiderseits der Grenzen. Der Karneval von Nizza im Vergleich zum Rheinischen Karneval, die anstehende Präsidentschaftswahl, die Tour de France und der älteste Weihnachtsmarkt in Straßburg, der 1570 erstmals als "Christkindelsmärik" Besucher lockte, geben ein vielfältiges Bild ab.

 Ein Blick in das Wohnzimmer des Malers Claude Monet in Le Havre. Die Normandie gilt als die Wiege des Impressionismus.

Ein Blick in das Wohnzimmer des Malers Claude Monet in Le Havre. Die Normandie gilt als die Wiege des Impressionismus.

Foto: H. maunder

Freiheitskämpferin Jeanne d'Arc, dem Sport-Radfahrer Roland Garros, der kurioserweise einem berühmten Tennisstadion seinen Namen gab, und Claude Monet, der als Impressionist zu Weltruhm kam und seine Heimatstadt Le Havre für mehr als Badetourismus bekannt machte, widmet der Kalender Raum.

 Die Kunstflugstaffel der Luftwaffe bläst immer zum Nationalfeiertag am 14. Juli blau-weiß-rote Schwaden über Paris.

Die Kunstflugstaffel der Luftwaffe bläst immer zum Nationalfeiertag am 14. Juli blau-weiß-rote Schwaden über Paris.

Foto: Depositphotos

Sommet beschränkt sich nicht auf historische Fakten. Mit zweisprachigen Gedichten bildet er den Klang der Sprache ab, gewährt ungewohnte Einblicke mit sorgfältig ausgesuchten Fotografien. Es ist kein Schmuckkalender für die Wand, der auf Blickfang-Optik setzt. Die textwuchtige Aufmachung ist eher ungewöhnlich, aber reizvoll. Schließlich ist ja ein Monat Zeit, um die jeweiligen Ereignisse, Bräuche und Eigenheiten zu lesen und zu entdecken. Und weil Frankreich 2017 Gastland auf der Frankfurter Buchmesse ist, kommen Erinnerungen an Charles Baudelaire, Al-phonse Lamartine und Guillaume Apollinaire mit lyrischen Kostproben zur Geltung.

Der Kalender kostet im Buchhandel ca. 20 Euro.

(RP)
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