Krefeld Existenzangst bei den Eissport-Vereinen

Krefeld · Die erneute Sperrung der Rittbergerhalle stellt die Clubs vor große Probleme. Dem KEV droht der Verlust der Fünf-Sterne-Zertifizierung des Eishockey-Bundes in Sachen Ausbildung. Die SPD stellt Dringlichkeitsantrag für den Sportausschuss.

 Die Werner-Rittberger-Halle ist wegen erneuter Probleme mit den Leitungen der Ammoniak-Kälteanlage bis voraussichtlich Ende April 2017 gesperrt.

Die Werner-Rittberger-Halle ist wegen erneuter Probleme mit den Leitungen der Ammoniak-Kälteanlage bis voraussichtlich Ende April 2017 gesperrt.

Foto: TL

Die Werner-Rittberger-Halle ist wegen erneuter Probleme mit den Leitungen der Ammoniak-Kälteanlage für die komplette Saison bis voraussichtlich Ende April 2017 gesperrt - diese exklusive Nachricht unserer Zeitung in der gestrigen Ausgabe hat die Eissport betreibenden Vereine schlagartig in große Sorge versetzt. "Die Situation ist ernst. Das schränkt den sportlichen Betrieb massiv ein", sagt Cordula Meisgen, die Vorsitzende des Eislaufverein Krefeld (EVK), gestern stellvertretend für alle Eissportclubs. Die SPD-Fraktion hat gestern für den Sportausschuss am kommenden Mittwoch einen Dringlichkeitsantrag zur Schließung der Werner-Rittberger-Halle gestellt. Fraktionsvorsitzender Benedikt Winzen: "Es muss eine Lösung für den Krefelder Eissport gefunden werden."

Zwar gibt es in Krefeld mit der Rittberger-Halle und der Rheinlandhalle zwei Hallen für den Eissport (der Königpalast wird lediglich von den Pinguinen genutzt), doch sind diese beiden Hallen bereits jetzt zu 100 Prozent von den Vereinen ausgenutzt. Da nun eine der Sporthallen komplett nicht zur Verfügung steht, bedeutet dies, dass alle Vereine sich nun auf eine Halle konzentrieren müssen. "Für uns wird das bedeuten, dass wir nur noch rund 50 Prozent an Zeiten zur Verfügung haben", befürchtet Cordula Meisgen. "Und der Zeitpunkt ist jetzt auch noch unglücklich. In nur vier Wochen geht der Trainingsbetrieb und damit die Saison los."

Neben dem EVK und dem Schlittschuh-Klub sind außerdem noch das ohnehin schon nur mit viel Mühe am Leben erhaltene Schuleislaufen, die KEV-Jugendabteilung und der Landesleistungsstützpunkt im Eiskunstlaufen betroffen - und dort sind sogar Arbeitsplätze gefährdet, wenn die Honorartrainer ihrer Arbeit nicht nachgehen können. Und dem KEV droht die Gefahr, dass er einen seiner fünf Sterne als Ausbildungsstandort in Sachen Eishockey verlieren könnte, denn die Fünf-Sterne-Zertifizierung des Deutschen Eishockey-Bundes ist an bestimmte Pflichten und Bedingungen geknüpft (siehe Kastentext).

Die beiden Eiskunstlauf-Clubs treffen sich schon morgen und versuchen, einen ersten Fahrplan zu erstellen. Cordula Meisgen regt zudem einen runden Tisch an, der sich in der kommenden Woche zusammensetzen soll mit Vertretern aller Eissportvereine, der Stadt und des Fachbereichs Freizeit, Sport und Bäder. "Wir müssen uns jetzt schon wieder mit allen Vereinen zusammen setzen und schleunigst einen für alle Seiten verträglichen Notfallplan erstellen. Im vergangenen Jahr hat das ja irgendwie auch funktioniert", sagt sie. Bereits in 2015 durfte die Halle eine halbe Saison nicht genutzt werden - aus dem selben Grund wie diesmal: wegen Problemen mit den Leitungen der Ammoniak-Kälteanlage.

Im September 2015 war bekanntgegeben worden, dass die Ammoniak-Leitungen in der Halle marode sind und notdürftig repariert werden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Laut Gutachter war die Betriebssicherheit durch austretendes Ammoniak nicht mehr gewährleistet, die Situation gesundheitsgefährdend. Ammoniak ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt. Benötigt wird es in Eishallen zur Kühlung der Eisfläche. 2015 waren bei der Kälteanlage erhebliche Mängel festgestellt worden. Kältemittelrohrleitungen seien verrostet und Ventile undicht, hieß es. Rund 3,5 Tonnen Ammoniak wurden im vergangenen Jahr aus den Leitungen gepumpt, Ventile erneuert und Rohrleitungen geflickt. Kostenpunkt: rund 35.000 Euro. Schon damals hieß es, dass im Sommer 2016 weitere Reparaturarbeiten anfallen; die Kosten dafür würden wohl deutlich über den 35.000 Euro für die Sofortreparatur liegen. Der Auftrag muss ausgeschrieben werden.

Ob die Arbeiten bis April 2017 abgeschlossen sind, ist fraglich. Möglich sei, so die Eissportvereine, dass sich die Reparaturen sogar bis in die übernächste Saison hinziehen - und das könnte dann tatsächlich die Existenz der Vereine bedrohen. SPD-Fraktionschef Winzen: "Es müssen daher schnelle und vor allem langfristige Lösungen gefunden werden."

(RP)
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