Krefeld "Fabrikgespräche" in sanierter Shedhalle

Krefeld · Das Projekt Urbane Nachbarschaft Samtweberei geht in die nächste Phase: Die alte Produktionshalle der Weberei ist ertüchtigt und wird mit den "Fabrikgesprächen" der Öffentlichkeit übergeben. Thema: die Zukunft urbanen Lebens.

 Blick in den Innenhof zu Füßen der neuen Wohnungen in der alten Samtweberei.

Blick in den Innenhof zu Füßen der neuen Wohnungen in der alten Samtweberei.

Foto: Jens Voss

Das Projekt Urbane Nachbarschaft Samtweberei tritt in eine weitere, womöglich die entscheidende Phase: Die Shedhalle, also das Produktionsgebäude der ehemaligen Samtweberei an der Lewerentzstraße, ist soweit hergerichtet, dass sie genutzt werden kann. Sie soll Forum der Begegnung sein und künftig Schulen, Kitas, Vereinen oder der Nachbarschaft als Veranstaltungsstätte dienen. Auftakt ist eine dreitägige Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Krefelder Fabrikgespräche", in der es um die Zukunft der Stadt und urbanen Lebens in Krefeld gehen soll. "Eigentlich kann sich niemand, der jemals über Krefeld gemeckert hat, erlauben, an dieser Veranstaltung vorbeizugehen", sagte Krefelds Stadtmarketingleiter Ulrich Cloos bei der Vorstellung des Programms, "denn es soll um die Zukunft der Stadt gehen, um Fragen der Identifikation mit Innenstadt und um unsere Vorstellungen über urbanes Zusammenleben." Die Fabrikgespräche, die an drei Tagen vom 22. bis zum 24. Juni stattfinden, sind zugleich eine Gelegenheit, sich noch einmal den Stand dieses erstaunlichen Projekts vor Augen zu führen. Die ehemalige Samtweberei, ein wundervolles Zeugnis der Backstein-Industriearchitektur, wird mit Hilfe der Montagstiftung entwickelt. Träger ist die gemeinnützige GmbH "Urbane Nachbarschaft Samtweberei"; sie investiert, sie entwickelt, sie hat nun auch die Shedhalle hergerichtet. Die Samtweberei umfasst mit der Halle vier Komplexe: das Pionierhaus, in dem junge Start-up-Unternehmen residieren, das Torhaus (benannt nach einem Tor zum Innenhof des Geländes) mit Gewerbe und den Räumen des Stadtmarketings und ein Wohnkomplex mit 37 Wohnungen und dem Nachbarschaftscafé Lentz. Die Wohnungen sind fast komplett vermietet. Der Innenhof ist frisch saniert und bietet den Charme, den solche Innenhöfe zu Füßen von den wundervollen Backsteinwänden bieten. Das Bestechende am Konstrukt der gGmbh ist: Sie erwirtschaftet bislang im Jahr rund 60.000 Euro, erläutert Henry Beierlorzer, Geschäftsführer "Urbane Nachbarschaft Samtweberei" gGmbh. Das Geld wird in die Entwicklung des Viertels investiert.

Die Shedhalle ist nicht stylish hergerichtet, sondern spartanisch ertüchtigt. Statisch gesichert, das Dach saniert, eine Rampe als Zugang neu angelegt - im Innern ist lediglich an einer Stelle eine Art gemauerte Sitzecke vorgesehen. "Das ist ein Platz mit einem Dach über dem Kopf", sagt dann auch Beierlorzer, "es ist öffentlicher Raum für die Menschen im Viertel". Sie werden wohl auch diesen Raum mitentwickeln. Zum Beispiel entscheiden, wie die Wände gestaltet werden. Hier also werden die dreitägigen Fabrikgespräche ihren Lauf nehmen. Den Tag jeweils einleiten wird eine Exkursion nach Venlo, beginnend mit einem Imbiss im Café Lentz; es folgt je eine Busfahrt nach Venlo mit Stadterkundung und einem Besuch der Ausstellung "Spuren der Zukunft" im Museum van Bommel van Dam (Kosten: 28 Euro; Anmeldung unter fabrikgespraeche@krefeld.de). Um 17 Uhr steht Quartierserkundung des Samtweberviertels auf dem Programm (Treffpunkt: Café Lentz"), um 19 Uhr beginnt die "Spätschicht" in der Shedhalle. Renommierte Fachleute wie Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, werden Impulsvorträge halten und dann in eine Diskussion einsteigen. Stadtmarketingchef Cloos verspricht: "Es wird spannende Debatten geben."

(RP)
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