Krefeld Fabritz-Abiturienten sprechen über Krefelds Negativ-Image

Krefeld · Zum Einkaufen und Ausgehen zieht es die Jugendliche nach Köln und vor allem nach Düsseldorf.

Eigentlich könnte es in Krefeld richtig schön sein - gäbe es nicht die Schmuddelecken wie Theaterplatz oder Bahnhofsvorplatz. "Der erste Eindruck, den Leute von Krefeld bekommen, ist leider oft nicht so gut", bedauert Julian Spasaro. Der 19-Jährige macht derzeit Abitur am Fabritianum. Für den Schul-Beitrag zum stadtweiten "Schoolbattle 2017" beschäftigte er sich mit dem Image seiner Heimatstadt. Unter dem Motto "make Krefeld great again", angelehnt an den Spruch von Ronald Reagan, der von Donald Trump im amerikanischen Wahlkampf genutzt wurde, sprechen die Fabritz-Schüler Klartext. Und drehten auch ein entsprechendes Video.

"Wir sind extra Samstag vormittags auf den Theaterplatz gegangen, weil wir dachten, dann sei dort weniger los", erklärt Spasaro. Als "Reporter" vor Ort war David Backes. Der 17-Jährige trug einen dunklen Anzug mit roter Krawatte. "Trotzdem bin ich von den Typen dort angesprochen worden, ob ich Stoff kaufen wolle", erinnert er sich. Von ihren Mitschülern aus Meerbusch oder Duisburg hören die Schüler seit Jahren, wie unattraktiv Krefeld sei. "Dabei empfinde ich das gar nicht so. Es gibt doch viele tolle Grünanlagen in Krefeld und ein interessantes kulturelles Angebot", findet Jannika Lösche.

Trotzdem weiß auch die 18-Jährige, dass beispielsweise ein Studium in der Heimatstadt für die meisten Abiturienten nicht infrage kommt. "Hier fehlt einfach das Flair einer Studentenstadt. Da gehen die meisten doch lieber nach Münster oder Düsseldorf."

Apropos Düsseldorf: Die Landeshauptstadt steht bei den Fabritz-Abiturienten hoch im Kurs, egal ob zum Feiern, Shoppen oder Leute treffen. "Meine Eltern erzählen heute noch von der legendären Rhenania-Allee, die der Bölkerstraße in Düsseldorf ähnelte. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Wenn überhaupt, dann treffen wir uns in der Flotte", sagt Julian Spasaro. Wenig attraktiv finden die drei Abiturienten auch die Krefelder Innenstadt, die zum Bahnhof hin immer uninteressanter werde - auch wenn es nach Ansicht der Jugendlichen auch für Ein-Euro-Shops natürlich Abnehmer gebe.

Junge Leute hingegen würden eher in die Bahn steigen und einmal mehr nach Düsseldorf fahren. "Wie beliebt diese Stadt bei Jugendlichen ist, sieht man auch daran, dass man dort viele Krefelder Bekannte trifft", erklärt der 19-Jährige.

Mit ihrem Beitrag zum Wettkampf der Schulen haben sie jedenfalls einen Nerv getroffen. Bislang sahen sich über 5000 Nutzer das "Promovideo" an und über 500 klickten den erhobenen Daumen an. "Das Thema geht ja auch alle Jugendlichen in Krefeld etwas an", meint Jannika Lösche.

Heute setzen die Abiturienten ihr Thema beim Wettstreit in der Königsburg tänzerisch um. Insgesamt 55 Mitschüler gehören zu der Schoolbattle-Gruppe und werden zeigen, wie man in Krefeld in der Kufa oder im Schlachthof Party macht. Sie treten gegen Abiturienten des Ricarda-Huch-Gymnasiums, von Horkesgath und vom Berufskolleg Vera Beckers an. Sollten die Fabritz-Schüler weiterkommen, steht das Thema fürs nächste Video auch schon fest: "make Krefeld great again", was sonst.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort