Krefeld Facebook-Offensive des Polizeipräsidenten

Krefeld · In seiner ersten Facebook-Sprech-stunde hat Polizei-präsident Furth rund 50 Fragen beant-wortet. Die Aktion ist auch eine Auf-klärungskampagne: Facebook ist eben auch eine Plattform der Falsch-Infor-mation und der Hetze gegen die Polizei.

 Rainer Furth am Computer bei der ersten Facebook-Sprechstunde. 50 Hauptfragen erreichten ihn, 10.000 Menschen registrierten das Ereignis.

Rainer Furth am Computer bei der ersten Facebook-Sprechstunde. 50 Hauptfragen erreichten ihn, 10.000 Menschen registrierten das Ereignis.

Foto: Polizei

Die Bilanz in Zahlen kann sich sehen lassen: Bei der ersten, zweistündigen Facebook-Sprechstunde der Polizei hat die Aktion rund 10.000 Menschen erreicht. Rund 50 "Hauptfragen" wurden gestellt, die von Polizeipräsident Rainer Furth beantwortet wurden. Mindestens genauso wichtig wie die reinen Zahlen dürfte für die Polizei ein anderes Phänomen gewesen sein: Viele derer, die sich gemeldet haben, begannen ihre Botschaft mit Dank für die Arbeit der Polizei: "Guten Abend Herr Furth", schreibt etwa "Kimpfel Kai", "als erstes ein großes Lob an Sie und Ihre Leute. Ihre Arbeit ist einfach nur super."

Dieser Respekt ist mittlerweile nicht mehr selbstverständlich. Zum einen nimmt die Polizei besorgt zur Kenntnis, dass Aggressivität gegenüber Polizeibeamten bedenklich zugenommen hat. Auch bei nichtigen Anlässen werden Polizisten gewalttätig angegangen. Zum anderen ist Facebook eben auch eine große Schmutz- und Gerüchteschleuder. Oft genug wird die Polizei mit rasch dahingeschriebenem Wort beschimpft. In Krefeld ist vor einiger Zeit ein stark manipulatives Video aufgetaucht, das Polizeibeamte bei einem Einsatz gegen eine Radfahrerin zeigte, die sich immer hysterischer zur Wehr setzte und eigentlich in die Kategorie derer gehört, die Polizisten aus nichtigem Anlass angehen. Das Video aber machte daraus den fiesen Übergriff einer Übermacht gegen eine Frau (wir berichteten seinerzeit ausführlich).

Wenn der Krefelder Polizeipräsident nun bei Facebook in die Offensive geht, so ist das ebenso eine Charmeoffensive wie eine Aufklärungskampagne. Sie plädiert indirekt dafür, sich mit Fakten resistent gegen Gerüchte zu machen. Furth, der seit Juni 2008 Polizeipräsident in Krefeld ist, musste zudem die Erfahrung machen, dass auch Politik und Verwaltung im Zweifel die Polizei im Stich lassen. In der Frage der Straßenprostitution etwa hatte Furth seine liebe Not, damit durchzudringen, dass die Polizei mit ihren Möglichkeiten am Ende ist, gegen Straßenstrich und die menschenverachtenden Auswüchse der Krefelder Wohnungsprostitution vorzugehen. Eigentliche wäre die Verwaltung am Zuge, über Bau-, Steuer oder sonstiges Recht den Wohnungsbordellen das Leben schwerzumachen. Stattdessen wurde wieder und wieder nach der Polizei gerufen - bis Furth der Kragen platzte und er sich öffentlich entschieden den Vorwurf verbat, kein Interesse am Schicksal der Frauen in diesem unsäglichen Milieu zu haben. Er stand allein.

Die Facebook-Sprechstunde ist sicher auch die Chance, den Leuten "draußen" polizeiliche Arbeit und die Menschen, die hinter dem Apparat "Polizei" stehen, näherzubringen. Inhaltlich gab es drei große Themenblöcke: die Sicherheit in Krefelds Innenstadt, die Sicherheit in Krefelds Stadtteilen (insbesondere Uerdingen und Hüls) sowie die von einigen Nutzern wahrgenommene "Verrohung im Straßenverkehr". Die Polizei zeigte sich erfreut über die positive Resonanz. "Wir nehmen die Sorgen und Anliegen der Krefelder sehr ernst und lassen diese in unsere Arbeit mit einfließen." Es sei vorstellbar, die Sprechstunde zu wiederholen.

(RP)
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