Krefeld Fallzahlen - Stadt benötigt zweites Frauenhaus

Krefeld · Der Sozialdienst Katholischer Frauen stellte gestern seinen Jahresbericht vor. Das Frauenhaus war 2014 mit 61 Frauen und 71 Kindern im Durchschnitt zu 94 Prozent ausgelastet. 88 Frauen fanden dort wegen der Vollbelegung keinen Platz.

 Ulla Dietz, Vorsitzende des Sozialdienstes Katholischer Frauen Krefeld, Geschäftsführerin Tanja Himer und Helga Schulte- Wissermann, kooptiertes Vorstandsmitglied, vor ihrer Geschäftsstelle an der Blumenstraße.

Ulla Dietz, Vorsitzende des Sozialdienstes Katholischer Frauen Krefeld, Geschäftsführerin Tanja Himer und Helga Schulte- Wissermann, kooptiertes Vorstandsmitglied, vor ihrer Geschäftsstelle an der Blumenstraße.

Foto: RP-Archivfoto; Thomas Lammertz

88 Frauen konnten wegen der Vollbelegung des Frauen- und Kinderschutzhauses in Krefeld im vergangenen Jahr nicht aufgenommen werden. Das teilte der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) gestern bei der Vorstellung des Jahresberichts in seiner Geschäftsstelle an der Blumenstraße mit. Die Probleme mit physischer, psychischer und sexueller Gewalt werden nicht geringer. "Wir können keine Entwarnung geben", sagten SKF-Vorsitzende Ulla Dietz und Geschäftsführerin Tanja Himer.

Die Anlaufstelle Frauenhaus ist oftmals Rettung in der Not. Im Berichtsjahr hat der Sozialdienst dort 61 Frauen und 71 Kinder aufgenommen. Mehr als noch 2013. Die meisten Frauen kamen nicht alleine, sondern flüchteten vor gewalttätigen Partnern oder auch zunehmend häufiger vor gewalttätigen Söhnen mit ihren Kindern in die sichere Obhut. Über zwölf Monate hinweg war das Haus im Durchschnitt zu 94 Prozent belegt. Im Mittel blieben die eine Zuflucht suchenden Frauen 40 Tage lang. Von ihnen haben übrigens 75 Prozent einen Migrationshintergrund.

Im Hinblick auf diese Zahlen benötigt die Stadt Krefeld eigentlich ein zweites Frauen- und Kinderhaus. Eine solche Forderung wollten Ulla Dietz und Tanja Himer in Anbetracht der Fallzahlen gestern aber noch nicht formulieren. Bislang haben sie die Frauen, die sie nicht haben aufnehmen können, zumeist erfolgreich in andere Frauenhäuser in den Nachbarkommunen vermittelt.

"Kinder in Frauenhäusern sind misshandelte Jungen und Mädchen. Wenn häusliche Gewalt in der Familie stattfindet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Kinder vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht werden. Gewalt gegen die Mutter ist auch eine Form von Gewalt gegen die Kinder. Alle Kinder, die Gewalt gegen die Mutter erlebt haben, benötigen qualifizierte und eigenständige Unterstützung", schreibt der SKF Krefeld in seinem Jahresbericht.

Der Sozialdienst in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins tut dies mit 150 hauptamtlichen Mitarbeitern und 105 Ehrenamtlern. Dabei gibt er im Jahr rund vier Millionen Euro aus, die im Wesentlichen aus Zuschüssen des Landes, der Stadt Krefeld, des Bistums Aachen und Spenden stammen. "Wir haben 2014 mit einem kleinen Plus abgeschlossen", informiert Tanja Himer. Das Geschäftsjahr in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen zu gestalten, falle vor allem in Jahren mit Tariferhöhungen zunehmend schwieriger.

Im Frauen- und Kinderhaus ist ein Team aus drei Sozialpädagoginnen und zwei Erzieherinnen in Teilzeit sowie eine Hauswirtschaftlerin beschäftigt. Damit werden vier Planstellen besetzt. Hinzu kommen Praktikantinnen. Zum Arbeitsumfang im Frauenhaus zählten auch 159 telefonische und 211 persönliche Kontakte bei Gesprächen und Hausbesuchen.

(RP)
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