Krefeld Familie kämpft gegen Paketbetrüger

Krefeld · Eine Oppumer Familie beobachtete, wie ein Trickbetrüger Warensendungen abfangen wollte. Weil die Polizei zunächst nichts unternahm, handelte die Familie schließlich selbst.

Mutmaßliche Trickbetrüger sind in Oppum mit dem Versuch gescheitert, im Internet bestellte Ware an sich zu bringen. Kurios: Die Täter haben sich über Tage von Sicherheitskameras bei ihrem Treiben beobachten und filmen lassen. Martina und Peter Borowski, die beinahe Opfer des Paket-Betrugs geworden wären, haben sich jetzt mit diesen Aufnahmen an die Öffentlichkeit gewandt - um vor der Masche der Betrüger zu warnen, aber auch, weil sie sich von der Polizei im Stich gelassen fühlen.

Täter bestellten teure Ware an falsche Adresse

Die Borowskis rekonstruieren das Vorgehen der Täter so: Teure Elektronik sollte an ihre Adresse geliefert werden, das Adressschild am Briefkasten in dem Oppumer Wohngebiet hatten die mutmaßlichen Täter mit einem anderen Namen überklebt. Über mehrere Tage hinweg überwachten die mutmaßlichen Betrüger, das belegen die Videoaufnahmen, rund um das erwartete Lieferdatum den Briefkasten. "Man sieht auf dem Video, wie eine männliche Person unseren Briefkasten durchsucht, vermutlich, um den DHL-Abholschein abzufischen", sagt Peter Borowski. Dass die Bewohner tagsüber in der Regel nicht zu Hause sind, hatten die Täter, glauben die Eheleute, vorher gründlich ausgespäht.

Dass aus dem Paket-Betrug nichts wurde, war dann letztlich einem Zufall zu verdanken: Martina Borowski ist außer der Reihe vormittags zu Hause, als der Paketbote mit der Ware, versandt von einem Handy-Anbieter, vor der Tür steht - und die verdutzte Frau darauf hinweist, dass das Namensschild am Briefkasten überklebt ist. Das Paket ging zurück an den Absender - und die Borowskis nahmen sich jetzt die Aufnahmen ihrer Überwachungskameras noch einmal gründlich vor. "Wir hatten zwar schon vorher gesehen, dass in den zwei Nächten zuvor jemand am Briefkasten war, hatten uns aber nichts dabei gedacht. Jetzt wurde uns plötzlich klar, dass wir Opfer eines Trickbetrugs werden sollten", sagt Peter Borowski. Denn wenn das Paket mit vermutlich teurem Inhalt zugestellt worden wäre, hätte die Familie sicherlich jede Menge Probleme bekommen, glaubt Borowski, sich zu erklären, und zu beweisen, dass die Ware nie von ihr bestellt worden war. Zumal die Täter offenbar auch die Mail-Adresse benutzt hatten, die problemlos über die Firmenfahrzeuge der Borowskis, die nach Feierabend vor dem Haus parken, zu ermitteln war.

Familie erhebt Vorwürfe gegen Polizei

Ein klarer Fall für die Polizei, glauben die Eheleute. Und werden enttäuscht. "Das war der Polizei komplett egal", berichtet Sohn Janis Borowski, der sich telefonisch mit den Krefelder Ordnungshütern in Verbindung gesetzt hatte. "Ich habe den Fall im Detail geschildert und auch vorgeschlagen, dass man ja so tun könnte, als ob das Paket noch nicht angekommen wäre. Also den falschen Namen am Briefkasten lassen", berichtet er. "Wir hätten die Täter quasi auf dem Silbertablett servieren können, weil wir sofort eine Mail bekommen, wenn die Kameras Bewegungen aufzeichnen. Dann hätte die Polizei die Männer nur noch abgreifen müssen." Doch daran habe die Polizei kein Interesse gehabt. "Man hat mir gesagt, das seien zu wenig Indizien und Beweise und schließlich sei ja auch noch gar nichts passiert. Ich solle mich wieder melden, wenn tatsächlich eine Straftat vorgefallen sei", berichtet Janis Borowski. "Das ist ein starkes Stück von der Polizei."

Die Krefelder Polizei widerspricht dieser Darstellung. Ja, es habe ein Telefonat gegeben, es sei aber nur die Rede von einem überklebten Namensschild, nicht jedoch von allen Details zum Thema Überwachungskameras und möglichem Paket-Betrug gewesen, sagt Sprecherin Melanie Paeßens auf Anfrage unserer Redaktion. Borowski sei vom diensthabenden Kollegen aufgefordert worden, das falsche Schild abzumachen und zur Wache zu bringen. Jetzt, wo der Polizei alle Details bekannt seien, habe man selbstverständlich die Ermittlungen aufgenommen. Borowski bleibt bei seiner Darstellung, er habe der Polizei von Anfang an umfangreiche Informationen gegeben.

Dann habe man, um die lästigen Möchtegern-Betrüger abzuschütteln, sich entschlossen, sich selber zu helfen: Eine Nachricht, versehen mit Fotos aus der Überwachungskamera, wurde für den oder die Männer an der eigenen Haustür hinterlassen, darauf der Hinweis, dass das Paket zurückgeschickt und die Polizei informiert worden sei. "Seitdem ist Ruhe", sagt Janis Borowski.

(RP)
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