Krefeld Fast jedes zweite Kind unter zehn Jahren kann nicht schwimmen

Krefeld · 900 Krefelder Grundschüler können sich ab sofort für die Oster-, Sommer- und Herbstferien in 60 Schwimmkursen anmelden.

Bei Stadtverwaltung und Stadtsportverband schrillen die Alarmglocken: "Im vierten Schuljahr können rund 45 Prozent aller Krefelder Mädchen und Jungen nicht schwimmen", sagt Dietmar Hofmann, Vorsitzender des Stadtsportverbandes. Dieser Situation haben sie mit dem SV Bayer Uerdingen und der Sparkasse den Kampf angesagt. Die Beteiligten haben in den vergangenen Monaten ein Paket geschnürt, das richtungsweisend ist: Für 900 Grundschulkinder werden in den Oster-, Sommer- und Herbstferien 60 Schwimmkurse mit je zehn Unterrichtsstunden in den Hallenbädern in Bockum und Fischeln angeboten. Die Schwimmstunden werden von Trainern der "Hai-School" des SV Bayer Uerdingen geleitet. Kursgebühr: 35 Euro.

Hier kommt die Sparkasse ins Spiel. "Die ,Sparkassenstiftung Sport und Umwelt' unterstützt dieses Projekt mit 20.000 Euro", sagt Vorstandsmitglied Markus Kirschbaum. "Schwimmstunden fehlen, Schwimmlehrer fehlen; das Ergebnis ist, dass die Kinder am Ende beim Baden tödlich verunglücken." Bäderchef Detlef Flick nannte weitere Zahlen: "Rund 9000 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren leben in Krefeld. Das heißt, dass rund 4000 nicht schwimmen können. Wir bieten jetzt mindestens 900 qualifizierten Unterricht an." Gelehrt wird im Crashkurs: an zehn Tagen je eine Stunde. "Das Konzept macht Sinn. In dieser komprimierten Form ist die Erfolgschance am höchsten", so Jutta Zimmermann, zuständig für die Sportjugend im Stadtsportverband. Mit dem SV Bayer Uerdingen - Deutschlands größtem Schwimmverein - sitzt geballte Wassersportkompetenz im Boot. "Alle Trainer und Betreuer werden von uns gestellt", erklärt Vorsitzender Heinz Pudleiner. "Es steht stets genug Personal am Beckenrand, da wird keiner untergehen." Natürlich soll bei der Aktion der Spaß für die Kinder nicht zu kurz kommen. "Es wird spielerisch gelernt, jedes Kind soll mit Begeisterung bei der Sache sein können", ergänzt der Bayer-Chef.

Aufgeteilt werden die Kinder in Gruppen mit 15 Personen, wichtig sind vergleichbare Schwimmkenntnisse. "Natürlich dürfen nicht nur reine Anfänger kommen, das Kind, das schon etwas schwimmen kann oder in einem speziellen Bereich Defizite hat, kann gerne kommen", versichert Detlef Flick vom Bäderamt. Übrigens: Sein Fachbereich bietet inzwischen auch für Kita-Kinder spezielle Schwimmkurse an.

Damit alle Kinder und Eltern noch vor den Osterferien über das Angebot informiert werden, verteilt die Verwaltung einen Flyer an den Schulen. "Dort helfen die Lehrer bei der Anmeldung", ergänzt Ann-Kathrin Kamber von der Schulaufsicht. "Gerade bei Flüchtlingskindern ist es wichtig, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben."

(RP)
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