Krefeld Ferdi Fimmers - der Deutschlandvermesser

Krefeld · Der 78-jährige Hülser ist gerade von seiner Fahrradtour vom Ostseeheilbad Ahlbeck ins oberbayerische Berchtesgaden zurückgekehrt. Das war die vorletzte Etappe des pensionierten Ingenieurs auf dem Weg rund um die Bundesrepublik.

Im Wilden Westen kümmerte sich der Cowboy nach dem Ausritt zuerst um sein Pferd. Nach der Rückkehr von der Fahrt durch den Wilden Osten widmete sich der 78-jährige Hülser Ferdinand Fimmers zuerst seinem Tourenrad - Verschleißteile prüfen, Kette ölen und das teure Stück vom Staub der 1465 Kilometer vom Ostseebad Ahlbeck in Mecklenburg-Vorpommern entlang der Oder-Neiße durch Böhmerwald und Erzgebirge bis nach Berchtesgaden befreien. Erst danach hieß es, zu Hause am Butzweg ankommen.

Für Fimmers waren die 22 Tage die vorletzte große Etappe bei seinem ehrgeizigen Ziel, die komplette Bundesrepublik Deutschland auf dem Rad zu umfahren. Die Leidenschaft des pensionierten Ingenieurs, der für große Düsseldorfer Büros unter anderem den Bau der Fassaden des Drei-Scheiben-Hauses in der Landeshauptstadt und des Bayer-Kasinos in Uerdingen geplant und begleitet sowie in China Pionierarbeit geleistet hat, begann vor genau 25 Jahren. Damals fasste er den Plan, mit seiner Tochter Nicole die Strecke von Krefeld ins Stubaital mit dem Fahrrad zurückzulegen. Ehefrau Walburga, die kleine Tochter Annika und Hund Gerry sollten mit dem Auto nachkommen. Kurz vor dem Ziel auf dem Brenner überholte der Krefelder Pkw die Radelnden. "Da wussten wir, dass unser Zeitplan hingehauen hat", erzählte der 78-Jährige gestern.

Sportliche Betätigung waren stets Teil des Alltags. Nachdem Fimmers wegen Hüftbeschwerden sein Tennis aufgeben musste, schwang er sich regelmäßig aufs Rad. Touren durch die Alpen und die Toskana mit Frau Walburga gehören ebenso zu den Erfahrungen wie kleinere Rundfahrten am Niederrhein.

Das ganz große Ziel aber ist die Umrundung der Bundesrepublik. "Ich habe nie geglaubt, dass die deutschen Grenzen eine Länge von 3757 Kilometer haben, wie im Internet nachzulesen ist", sagte Fimmers - und begann die Strecke abzufahren und nachzumessen. Akribisch plante er jede Tour, jeden Abschnitt, jede Etappe - schoss zahlreiche Fotos von Sehenswürdigkeiten, aber auch von unübersehbarer Armut an der Grenze zu Polen. Außer in Eisenhüttenstadt, Frankfurt an der Oder, Zittau und Görlitz scheint die Wende an allen anderen Städten ausgeblieben zu sein. Ferner sammelte er bei jeder Gelegenheit touristischen Informationsmaterial für seine Dokumentationen. Dafür blieb immer Zeit, auch für den Kontakt mit den vielen tollen und hilfsbereiten Menschen. Einmal sei ihm eine Zufallsbekanntschaft 25 Kilometer hinterhergefahren, weil er seine Digitalkamera hatte liegenlassen. "Die Begegnungen mit den Leuten, das war großartig", sagte der 78-Jährige. Übrigens, die deutsche Grenze ist nach der Vermessung des Hülser Ingenieurs rund 4250 Kilometer lang. Ganz genau weiß er das noch nicht. Die Strecke von Bremerhaven nach Hüls fehlt ihm noch. Im kommenden Frühjahr möchte er die rund 550 Kilometer lange Strecke in Angriff nehmen. Im Herbst dieses Jahres macht er den Lückenschluss perfekt und radelt mit seiner Frau von Trier nach Krefeld. Dann wäre die Fahrt für den Fan der Krefeld Pinguine einmal rund um Deutschland komplett.

Sich begeistern kann der Pensionär auch für die Tour de France. Mit Schwiegersohn Charly hat er sich bereits Etappen im nahen Belgien angeschaut. Wenn der Tross im kommenden Jahr durch Düsseldorf und Meerbusch rollt, dann sollte auch Krefeld dabei sein, findet der Ausdauersportler, der es sich bei seinen Fahrten insofern gutgehen lässt, dass er die Nächte stets im Hotel verbringt. "Ich habe noch nie Probleme mit meinen Spontanbuchungen gehabt", betonte er.

Sein 26 Kilogramm schweres Tourenrad mit verstärktem Rahmen trägt ihn über Stock und Stein. Das Gepäck in den Satteltaschen wiegt 41,5 Kilogramm und enthält zusätzliche Fahrer-Garnituren, Regenkleidung und ein paar Sachen zum Schickmachen. "Wenn ich abends mal gut essen gehe", erzählt er.

(RP)
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