Krefeld Fette Henn: Starker Applaus für Variante 3

Krefeld · Hüls: Die Gegner einer Bebauung auf der Fläche nördlich Fette Henn waren bei der Bürgerbeteiligung am Dienstagabend erwartungsgemäß weit in der Mehrzahl. Einer von ihnen schlug als dritte Variante vor, die Fläche zu schützen.

 Die zweite Variante der Vorentwurfsplanung weist die geringere Bebauung mit 39 Wohnungen in Einzel- und Doppelhäusern vor.

Die zweite Variante der Vorentwurfsplanung weist die geringere Bebauung mit 39 Wohnungen in Einzel- und Doppelhäusern vor.

Foto: Stadt Krefeld

Der Saal in der Ökumenischen Begegnungsstätte musste deutlich erweitert werden, weil sich zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsplan (B-Plan) 550 rund 150 Bürger eingefunden hatten. Sie bekamen von Bezirksvorsteher Hans Butzen (SPD) in der zweistündigen Veranstaltung Gelegenheit, ihre Argumente für oder gegen die geplante Bebauung zwischen den Straßen Fette Henn, Kretenbäskesweg, Hinter der Papenburg und Klever Straße vorzubringen.

Die Variante 1 der Vorentwurfsplanung sieht, wie berichtet, 59 Wohnungen in Einzel-, Doppel- und vier Mehrfamilienhäusern vor; der Grünflächenanteil liegt bei 38 Prozent. In der Variante 2 sind ausschließlich Einzel- und Doppelhäuser für 39 Wohnungen vorgesehen; der Grünflächenanteil beträgt hier 30 Prozent. Die Erschließung ist von den Straßen Fette Henn und Hinter der Papenburg vorgesehen. Die Fläche des alten jüdischen Friedhofs soll unbebaut bleiben.

Für die Gegner der Bebauung, die erwartungsgemäß weit in der Mehrzahl waren, steht bekanntlich die Bürgerinitiative "Lebenswertes Hüls". Ihr Vorsitzender, Walter Schäfer, verwies auf die "einzigartige" Gartenlandschaft im Planungsgebiet, ihren hohen Wert für Flora und Fauna sowie auf die wertvollen Niedermoortorfböden und auf deren wichtige Schwammwirkung bei starken Niederschlägen. Eine noch so ökologisch angedachte Bebauung könne dafür kein Ersatz sein. Eine Bürgerin verwies zudem auf hohe Grundwasserstände, die bei einer Bebauung noch ansteigen würden.

Bei einer Trockenlegung des Bodens, so weitere Einwände, könnten die Fundamente der bestehenden Häuser geschädigt werden und außerdem Zeugnisse der Siedlungsgeschichte verloren gehen. Daher sei ein kulturhistorisches Gutachten erforderlich. Großer Applaus brandete auf, als eine Variante 3 gefordert wurde, die keine Bebauung vorsehe, einen Teil des Gebiets schütze und einen Teil der Öffentlichkeit zugänglich mache.

Mehrere Teilnehmer der Anhörung brachten das Thema Verkehr vor: Bei den Straßen Hinter der Papenburg und Kretenbäskesweg handele es sich um sehr enge und zudem noch nicht fertiggestellte Straßen. Die Fette Henn sei als verkehrsberuhigte Straße ausgewiesen, die allerdings viel Verkehr zum und vom Krankenhaus aufnehmen müsse. Neue Häuser mit einem bis zwei Autos pro Haushalt würden die prekäre Verkehrssituation noch verschärfen. Außerdem wurde auf drohende Probleme durch Baufahrzeuge auf der engen Straße Beckshof - eine Spielstraße und einzige Ost-West-Achse durch den Hülser Ortskern - hingewiesen. Der Wunsch nach Erweiterung des Verkehrsgutachtens wurde aufgenommen.

Befürworter einer Bebauung sprachen von einer günstigen Infrastruktur der Gegend, die durch junge Familien ebenso belebt werden würde wie der ansässige Einzelhandel. Bei der ehemaligen Gärtnerei im Planungsgebiet handele es sich um Brachland und nicht etwa um wertvolle Ackerfläche wie im Hülser Südwesten. Der Verkehr werde "nicht so groß" werden, weil er durch zwei Erschließungsstraßen geteilt werde. Die vorgesehene Gedenkstätte auf dem alten jüdischen Friedhof sei zu begrüßen. Ein weiterer Befürworter einer Bebauung stellte - an die Gegner gerichtet - die rhetorische Frage, ob die bauwilligen Eigentümer denn ihre Grundstücke der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und stattdessen anderswo teures Bauland kaufen sollten.

Butzen betonte noch einmal, dass es einen großen Bedarf an Wohnraum in Krefeld gebe. Norbert Hudde, Leiter des Planungsamts, sprach von 6000 Wohnungen, von denen aber nur 2500 zu realisieren seien. Er erklärte auf mehrfache Forderung nach diversen Gutachten, dass solche Expertisen sowieso vorgeschrieben seien. Wie viele Eigentümer verkaufsbereit sind und wie viele nicht, werde nun - nach dieser Bürgerbeteiligung - abgefragt.

Bis 30. September können zum B-Plan 550 noch Stellungnahmen schriftlich an den Fachbereich Stadtplanung eingereicht werden.

(RP)
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