Krefeld Feuerwache war für Fuhrwerke gebaut

Krefeld · Der Umzug der Hauptfeuerwache zur Neuen Ritterstraße gibt Anlass, einen Blick in die Geschichte des alten Gebäudes zu werfen, das vor 107 Jahren als beste Wache in ganz Preußen eröffnet wurde. Heute steht es unter Denkmalschutz.

 Die mehr als 100 Jahre alte, denkmalgeschützte Hauptfeuerwache an der Florastraße mit einem Löschzug in einer Aufnahme aus dem Jahr 1990.

Die mehr als 100 Jahre alte, denkmalgeschützte Hauptfeuerwache an der Florastraße mit einem Löschzug in einer Aufnahme aus dem Jahr 1990.

Foto: Stadtarchiv

Nach 107 Jahren an der Florastraße zieht die Hauptfeuerwache in den nächsten Wochen an die Neue Ritterstraße um. Diese enorm lange Zeitspanne erklärt fast schon von selbst, warum der imposante Neubau notwendig wurde. Ein Blick in die Geschichte der Berufsfeuerwehr und ihr altes Domizil im Stadtteil Dießem zeigt interessante und staunenswerte Details auf.

 Im Hof der Feuerwache: So sahen die Löschfahrzeuge und Spritzenwagen der Krefelder Berufsfeuerwehr im Jahr 1912 aus.

Im Hof der Feuerwache: So sahen die Löschfahrzeuge und Spritzenwagen der Krefelder Berufsfeuerwehr im Jahr 1912 aus.

Foto: Stadrt Krefeld,Presseamt

Ein schlimmer Unglücksfall - der Einsturz eines Hauses mit 26 Toten - war der Anlass für die Gründung der Krefelder Berufsfeuerwehr im Jahr 1890; bis dahin hatte es in der Stadt lediglich eine freiwillige Feuerwehr gegeben, die ab 1874 ein Spritzenhaus an der Geldernschen Straße hatte. 1891 wurde die neue Feuerwache am Westwall 118 bezogen, wo die Feuerwehr 18 Jahre lang untergebracht war.

Im Juni 1909 wurde die Hauptfeuerwache an der Florastraße bezogen. Das Gebäude war unter der Leitung des Stadtbaumeisters Bollert nach Plänen des Architekten Scholze im Jugendstil gebaut worden und galt als eine der besten Feuerwachen in ganz Preußen. Dazu trug auch die einst in der hintersten Hofecke in einem separaten Gebäude untergebrachte "Desinfektionsanstalt" bei. Krefeld war dadurch in der Lage, Seuchen schnell zu begegnen.

In dem alten hohen Turnsaal mit holzvertäfelten Wänden, Parkett und zwei Rutschschächten haben sich die Wehrleute jahrzehntelang und bis heute an Sportgeräten fit gehalten. Viele verschachtelte Gänge und Flure durchziehen das Gebäude, und seine Anbauten und erinnern an frühere Zeiten, in denen der Chef der Feuerwehr noch vor Ort, im rechten Flügel, wohnte und die Dienstränge noch darüber entschieden, wer sich in welchem Aufenthaltsraum aufzuhalten hatte.

"Seit Jahren ist die Wache Florastraße nicht mehr auf Höhe der Zeit", hatte der ehemalige Feuerwehrchef Josef Dohmen deutlich gemacht und auf die baulichen Hindernisse hingewiesen. Dass die neuen und größeren Lösch-Fahrzeuge schon lange die Außenspiegel einklappen müssen, wenn sie zum Einsatz aus der Wagenhalle durch die vier spitzen Torbögen hinausfahren, ist bis heute ein Handicap. Schließlich wurden die Ein- und Ausfahrten damals für Pferdefuhrwerke gebaut. Neben der großen Wagenhalle sind mittlerweile auch das ehemalige Gerätehaus, in dem der Pferdestall, eine Schmiede und eine Schreinerwerkstatt untergebracht waren, sowie der 20 Meter hohe Turm der Feuerwache in die Denkmalliste aufgenommen.

Die Pläne für eine neue Wache hat auch ein Starkregen 2009 vorangetrieben: Aus einem Loch in der Kellerwand drang damals das Regenwasser in das Gebäude ein und hätte beinahe die "Unterbrechungsfreie Stromversorgung" zerstört, damit den Betrieb der Wache und daraus resultierend auch das Feuerwehr- und Rettungssystem in Krefeld behindert. "Dieser Umstand hat wohl zu der Erkenntnis geführt, dass es hier nicht mehr weitergehen kann", sagt Kai Günther, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr Krefeld.

Konkrete Pläne, wie es mit der alten Wache nach dem Umzug weitergehen soll, gibt es noch nicht. "Wir werden für die gut 6000 Quadratmeter große Fläche einen städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben und wollen im Anschluss auch einen neuen Bebauungsplan aufstellen", sagt Planungsdezernent Martin Linne. Er kann sich eine Misch-Nutzung aus Wohnen und Büros vorstellen.

(RP)
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