Krefeld Fichte-Gymnasium wird "auslaufend geschlossen"

Krefeld · Zu geringe Anmeldezahlen bedeuten das Aus für die Schule - ab 2018/19 nimmt sie keine Schüler mehr auf. Damit endet eine Tradition, die 1851 begann. Unklar ist, was aus der Burg Bischofstein wird.

 Das Fichte-Gymnasium.

Das Fichte-Gymnasium.

Foto: Stadt Krefeld

Krefeld verliert eine seiner ältesten Schulen: Das als "Königliche Provincial-Gewerbeschule" im Jahr 1851 gegründete heutige Fichte-Gymnasium wird ab dem Schuljahr 2018/19 keine neuen Schüler mehr aufnehmen und in den Folgejahren "auslaufend geschlossen". Dies sei "die unvermeidliche schulrechtliche Konsequenz aus dem aktuellen Anmeldeergebnis und der rückläufigen Nachfrage der vergangenen Jahre, da die Schule bei der Bildung der fünften Klassen die gesetzlich vorgegebenen Mindestgrößen nicht mehr erreicht", erklärte die Stadt gestern am frühen Abend.

Auslaufend bedeutet, dass die vorhandenen Jahrgänge - auch die jetzt neu aufzunehmenden beiden fünften Klassen - an der Schule bleiben dürfen. Danach wird es keine weiteren Jahrgänge mehr geben. Diese Anordnung der Bezirksregierung Düsseldorf erläuterte die Stadt gestern.

Gemäß NRW-Schulgesetz müssen Gymnasien fortlaufend mindestens zwei Parallelklassen pro Jahrgang mit 25 Schülern pro Klasse stellen. Für das Schuljahr 2017/18 hat das Fichte aber nur 40 Neuanmeldungen für die fünften Klassen aufzuweisen und kann somit die bei der Bildung der fünften Klassen gesetzlich vorgegebene Mindestgröße nicht mehr erreichen.

Bereits seit dem Bekanntwerden der Anmeldezahlen seien Stadt und Bezirksregierung in Gesprächen über die Zukunft des Fichte. Erstes Ergebnis: Die Bezirksregierung hat die Aufnahme der angemeldeten 40 Schüler in zwei Eingangsklassen zum Schuljahr 2017/2018 wegen der kurzfristig zu treffenden Entscheidungen einmalig genehmigt - unter der Voraussetzung, dass die Stadt nun den Prozess zur Schließung der Schule unverzüglich einleitet.

Nun muss der Schulausschuss am 4. April entsprechend der gesetzlichen Vorschriften über die nächsten Schritte zur sukzessiven Auflösung des Gymnasiums entscheiden. Das endgültige Aus soll (und muss) der Stadtrat in der Sitzung am 19. September besiegeln.

Die Entscheidung war absehbar, da die Anmeldezahlen im nun vierten Jahr in Folge rückläufig sind. Lag diese Zahl 2014/15 noch bei 71, ging sie in den Folgejahren auf 59, 55 und zuletzt 40 zurück.

Die Debatte, ob eines der beiden Innenstadt-Gymnasien - das Arndt liegt nur ein Kilometer Luftlinie entfernt - schließt, schwelt schon lange. Auch das Arndt hatte in den vergangenen Jahren mit rückläufigen Anmeldezahlen zu kämpfen. Das Arndt ist in diesem Jahr von 68 auf 57 Anmeldungen abgesackt und verzeichnet damit im dritten Jahr in Folge sinkende Anmeldezahlen (2015: 73). Insofern war zu erwarten, dass eine der beiden Schulen weichen musste.

So sehr die Entscheidung auf der Hand liegen mag - schmerzlich ist sie dennoch. Das Fichte stand früher, als Gymnasien noch deutlich schärfere Profile hatten als heute, für eine dezidiert mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung und hatte einen ausgezeichneten Ruf. 2003 beschädigte ein Brand die Schule; sie wurde wiederaufgebaut - eine Schließung stand damals nicht zur Debatte, wobei die Befürchtung sehr geäußert wurde. Zu den Besonderheiten des Gymnasiums gehört, dass der Förderverein im Besitz der Burg Bischofstein ist - was mit dieser Immobilie passiert, ist offen.

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