Krefeld Siempelkamp: Firmenlenker geht in Ruhestand

Krefeld · Eine Ära geht zu Ende: Hans W. Fechner verlässt Ende 2018 nach 16 Jahren die Krefelder Siempelkamp-Gruppe und geht in den Ruhestand. Der Firmenlenker hat epochale Änderungen der Marktsituation gemeistert und übergibt seinem Nachfolger ein bestelltes Feld. Siempelkamp ist allenthalben auf Rekordkurs.

 Hans W. Fechner, Lenker und Denker der Siempelkamp-Gruppe, vollendet Anfang 2019 sein 65. Lebensjahr. Ende des Jahres geht er in den Ruhestand.

Hans W. Fechner, Lenker und Denker der Siempelkamp-Gruppe, vollendet Anfang 2019 sein 65. Lebensjahr. Ende des Jahres geht er in den Ruhestand.

Foto: TL

Hans W. Fechner verkörpert nicht den Typus des smarten Managers. Der Sprecher der Geschäftsführung der Krefelder Siempelkamp-Gruppe schaffte in den zurückliegenden 16 Jahren den eindrucksvollen Spagat, sowohl nahe bei den Arbeitnehmern als auch den Eigentümern der Firmengruppe zu sein. Fechner ist Ingenieur. Entwicklung und Produktion liegen ihm am Herzen. Kurz vor dem Abschied in den Ruhestand Ende des Jahres sagt er Sätze wie "wir können stolz auf unsere Mitarbeiter sein" und "man muss lange suchen, um eine industrielle Kompetenz zu finden, wie sie Siempelkamp besitzt".

Fechner ist ein Mann der klaren Worte. Er kann sich das leisten. Die Siempelkamp-Gruppe ist keine Aktiengesellschaft, in der jede Äußerung auf die Goldwaage gelegt werden muss, um die Aktienkurse nicht unrechtmäßig zu beeinflussen. Der Sprecher der Geschäftsführung hat frühzeitig erkannt, worin die Zukunftschancen des Unternehmens liegen, und er hat die Rückendeckung bekommen, um sie zu ergreifen, sie systematisch und langfristig umzusetzen. Sein Wort hat Gewicht, und er ist rund um den Globus dafür bekannt, dass er sich an das hält, was er verspricht.

Trotz aller weltweiter Verwerfungen macht Siempelkamp in Ländern wie Russland, Türkei, USA und speziell China beste Geschäfte. Siempelkamp ist längst wieder auf Expansionskurs. Der Abbau von 300 Stellen in Deutschland, die fast vollständig sozialverträglich erfolgt sind, liegt hinter dem Unternehmen. Siempelkamp stellt wieder neue Arbeitskräfte ein, bildet nach eigens erarbeiteten Richtlinien aus und hat - fast nebenbei - in Zweibrücken bei der hinzugekauften Firma Pallmann 350 Arbeitsplätze gesichert, die über Jahrzehnte auf der Kippe gestanden hatten. Inzwischen sind alle Standorte der Gruppe in Deutschland, in China und Tschechien voll ausgelastet. Fechner ist ein Mann, der zu einer Zeit, über den Tellerrand weit hinausblickte, als hierzulande gegen China oder auch Russland allerhand Vorbehalte gepflegt wurden. Eine der größten Herausforderungen lieferte die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima am 11. März 2011 und der daraufhin beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie in zahlreichen Ländern des Westens. Siempelkamp baute die Gruppe so um, dass sie heute als Spezialist für den Reaktorrückbau auf den weltweiten Startschuss für den Abbau der Atomkraftwerke warten. In den USA haben sie bereits ihre Fähigkeiten nachdrücklich unter Beweis gestellt. Westeuropäische Länder wie Belgien, Niederlande, Schweiz und Deutschland dürften folgen. In Osteuropa hingegen gibt es keine Anzeichen für einen Verzicht auf Kernenergie, und Großbritannien baut sogar neue Atommeiler.

Die NIS-Ingenieurgesellschaft hat ein Verfahren entwickelt und patentiert, mit dem sich die Menge radioaktiv verstrahlten Materials merklich reduzieren lässt. Das spare Millionen-Summen beim Rückbau und der Endlagerung des kontaminierten Materials, sagte Fechner im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Abbruchkosten würden massiv gesenkt. Siempelkamp entfernt radioaktive Anhaftungen aus Rohr- und Kühlsystemen von Atomkraftwerken durch spezielle Spülungen. Die verstrahlten Partikel werden in Filter ausgeschleust und entsorgt.

Siempelkamp sei ein "fantastisches Unternehmen", erklärte Fechner. Er werde Anfang kommenden Jahres 65 Jahre alt und habe frühzeitig seine Entscheidung mitgeteilt, dass er dann gerne in den Ruhestand gehen würde. Die Gremien dürften diese Zeit genutzt haben, um sich über die Nachfolge Gedanken zu machen. Das Unternehmen werde zu gegebener Zeit dazu etwas sagen.

(sti)
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