Krefeld Fischelner Haltestellen-Streit weitet sich aus

Krefeld · Seit mehr als zwölf Monaten streiten sich Politik, Verwaltung, SWK-Mobil, Werbering und Anlieger, wie und wo die Haltestelle am Rathaus gebaut werden soll. Das blockiert nun den Bau weiterer Haltestellen in ganz Krefeld.

 Der Umbau der Haltestelle in Fischeln an der Kölner Straße in der Nähe des Alten Rathauses verzögert sich.

Der Umbau der Haltestelle in Fischeln an der Kölner Straße in der Nähe des Alten Rathauses verzögert sich.

Foto: Thomas Lammertz

Der barrierefreie Umbau von Straßenbahn-Haltestellen in Krefeld verzögert sich. Grund ist das Gezerre um den Standort Fischeln-Rathaus. Seit mehr als einem Jahr streiten sich Politik, Verwaltung, SWK-Mobil, Werbering und Anlieger, wie und wo die Haltestelle gebaut werden soll - eine Einigung ist immer noch nicht in Sicht. Das hat stadtweite Folgen: Fördermittel für den Umbau von acht Haltestellen sind vorerst verfallen, berichtet Heinz Josef Dellen von der SWK-Mobil. Der Baubeginn verzögere sich daher um mindestens zweieinhalb Jahre.

Betroffen sind nicht nur die drei Projekte in Fischeln am Rathaus, am Schwimmbad und an der Eichhornstraße, sondern auch die Standorte "Grotenburg-Zoo", "Bockum Friedhof" sowie drei Haltestellen im Nordbezirk. Aufgrund der Verzögerung in Fischeln konnte auch für die sieben anderen Projekte kein Baurecht erlangt werden, weil alle Umbauten als Gesamtpaket eingereicht werden sollten. Somit sei die Frist zur Beantragung der Fördermittel ebenfalls verstrichen, erst 2018 könnten diese nun neu beantragt werden. "Wir versuchen jetzt, die Haltestellen einzeln abzuarbeiten", erklärte Dellen dem Gremium. Die Zeit drängt. Denn laut dem novellierten Personenbeförderungsgesetz muss bis 2022 eine vollständige Barrierefreiheit des Personen-Nahverkehrs erreicht werden.

Die Fischelner Bezirksvertreter wollen sich dennoch nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen, wie Benedikt Lichtenberg (CDU) es formuliert. "Wir kämpfen gemeinsam für die beste Lösung für Fischeln; das kann nun mal ein bisschen länger dauern." Das Fischelner Gremium hatte Vorschläge der Verwaltung und SWK abgelehnt, die Haltestelle Rathaus stadteinwärts vor dem Rewe-Markt an der Kölner Straße beziehungsweise stadtauswärts dem Rathaus zu bauen, und stattdessen gefordert, einen neuen Standort vor der Sparkasse einzurichten. Das wiederum lehnen SWK und Verwaltung als nicht machbar ab. SWK und Verwaltung arbeiten nun an einem Kompromissvorschlag für den umstrittenen Rewe-Standort. "Es gibt den Vorschlag, dass der stadteinwärts fahrende Individualverkehr nicht über die Rampe, sondern über den Gleiskörper fahren soll", berichtet Kurt Schröder vom Tiefbauamt. Das Gleiche gelte eventuell auch für den Stadtauswärts-Verkehr.

Aktuell werde diese Idee geprüft, eine Entscheidung sei nicht in Sicht. Gegebenenfalls sollen aber die Haltestellen Schwimmbad sowie Eichhornstraße früher gebaut werden als die vor dem Rewe-Markt. Aber auch für diese gilt, dass die Fördermittel erst in 2018 neu beantragt werden können. Nachdem die Kölner Straße im letzten Sommer für die Erneuerung der Fahrbahndecke längere Zeit voll gesperrt war, könnten somit zwei weitere Sperrungs-Phasen auf die Fischelner zukommen, eine für den Umbau Eichhornstraße und Schwimmbad, später eine weitere für den Standort Rewe. Eigentlich, so die ursprüngliche Planung, sollten alle Maßnahmen zeitgleich erfolgen. Die Haltestelle Clemensstraße wird auf absehbare Zeit nicht verändert.

Heinz Josef Dellen rief mit einem Appell an die Bezirksvertreter zur Kompromissbereitschaft auf: "Die Gemengelage in Fischeln ist sehr unübersichtlich, es gibt noch keinen Vorschlag, der auf einhellige Zustimmung gestoßen ist. Jeder muss jedem ein bisschen entgegenkommen, sonst wird es nie eine Lösung geben." Im - seiner Meinung nach - schlimmsten Fall werde es zu einem öffentlich-rechtlichen Planfeststellungsverfahren kommen, das den barrierefreien Ausbau noch weiter verzögern könne. "Am Ende wird dann die Bezirksregierung entscheiden, ob privatrechtliche Interessen höhere Priorität haben als Barrierefreiheit."

(RP)
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