Krefeld Flüchtling lebte zehn Jahre auf 17 Quadratmeter

Krefeld · Für den 34-jährigen Gladis Douabalet Maika aus dem Kongo ist eine Odyssee zu Ende gegangen. Nach zehn Jahren in einer Flüchtlingsunterkunft hat der Student endlich eine eigene Wohnung genehmigt bekommen.

 Karin Diane Jungjohann und Gladis Douabalet Maika in dessen kleinem Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft Luisenstraße, das er sich mit einem Landsmann teilen musste.

Karin Diane Jungjohann und Gladis Douabalet Maika in dessen kleinem Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft Luisenstraße, das er sich mit einem Landsmann teilen musste.

Foto: T. Lammertz

Der Raum ist gerade einmal knapp 17 Quadratmeter groß. In einer Ecke steht ein Kühlschrank, darauf ein Zweiplatten-Kocher. Der daneben stehende, aus zwei unterschiedlichen Teilen bestehende Schrank, bietet Platz für Lebensmittel. Eine Plastikschüssel mit Töpfen und eine Mikrowelle sind auf dem Schrankoberteil untergebracht. Eine schwarze Couch mit einem kleinen niedrigen Tisch, zwei Schränke sowie ein etwas breiteres Bett in der Ecke vervollständigen die Einrichtung. Auf dem Bett liegen zwei Bettbezüge, denn den Raum in der Flüchtlingsunterkunft an der Luisenstraße nutzen zwei Menschen aus dem Kongo. Einer davon ist Gladis Douabalet Maika.

Mit einem Laptop auf dem Knien und Studienunterlagen neben sich sitzt der 34-Jährige auf dem Bett und lernt. Einen Schreibtisch oder einen Tisch mit einem Stuhl gibt es nicht. "Mein Mitbewohner ist gerade nicht da, und ich nutze jede Sekunde, in der ich etwas Ruhe habe zum Lernen", sagt Gladis Douabalet Maika. Er steckt in einem dualen Studium. Vor einem Jahr hat er die Ausbildung zum Fachinformatiker begonnen, gekoppelt mit einem Studium an der Fachhochschule Niederrhein. Etwas, das er durch Zielstrebigkeit und ständiges Lernen erreicht hat.

Als er vor zehn Jahren aus dem Kongo geflüchtet war und in Krefeld um Asyl bat, erhielt er einen Platz in der Flüchtlingsunterkunft, wo er zunächst in einem Zimmer mit fünf weiteren Flüchtlingen zusammenlebte. Er erlernte die deutsche Sprache, absolvierte den Schulabschluss Mittlere Reife, das Fachabitur und schließlich das Abitur. Einen Abschluss, den er schon im Kongo gemacht und dann Naturwissenschaften studiert hatte.

Trotz aller Unwägbarkeiten, die eine Sammelunterkunft mit sich bringt, ließ sich Gladis Douabalet Maika nicht vom Lernen abbringen. In Eigenregie hatte er sich Deutsch angeeignet und weitergebildet. Seine Freude kannte dann keine Grenzen, als er im vorigen Jahr mit dem dualen Studium beginnen konnte.

Das Lernen für das anspruchsvolle Studium gestaltet sich in der Flüchtlingsunterkunft wegen fehlender Ruhe allerdings schwierig. Sein größter Wunsch ist daher eine kleine Wohnung, in der er sich ungestört auf seine Ausbildung und das Studium konzentrieren kann.

Karin Diane Jungjohann von der Einrichtung "Hispi (Hilfe in der Sprachintegration) - Das Lernhaus" in Düsseldorf, die Gladis Douabalet Maika über die Heinrich-Böll-Stiftung kennenlernte, unterstützt ihn in diesem Wunsch. "Bei der Stadt Krefeld wurde mir telefonisch erklärt, Gladis hätte zwei Optionen. Die Verlegung in ein Einzelzimmer in der Unterkunft zu beantragen oder ein psychiatrisches Gutachten vorzulegen, in dem eindeutig steht, dass seine seelische Verfassung keinen Verbleib in der Flüchtlingsunterkunft zulässt", berichtet Jungjohann. Maika stellte im August 2016 einen Antrag zur Anmietung einer Privatwohnung, wobei ein von Douabalet Maika aufgesuchter Psychologe dies vor dem Hintergrund der gesamten Lage befürwortete. Doch seitens des Fachbereichs Soziales, Senioren und Wohnen tat sich nichts. Am 7. März 2017 erhielt Douabalet Maika dann eine Ablehnung. Dies traf ihn umso härter, als dass er inzwischen zusammen mit Jungjohann eine möblierte, 38 Quadratmeter große Wohnung zu günstigen Konditionen gefunden hatte. Der Vermieter versprach, ihm die Wohnung bis Ende März freizuhalten, füllte dem 34-Jährigen die Mietbescheinigung für das Amt aus und hielt die Daumen, dass es klappen würde.

Auf Nachfrage unserer Redaktion kümmerte sich Amtsleiter Wolfram Gottschalk persönlich um den Fall und gab Grünes Licht. "In diesem Fall können wir flexibler reagieren. Es ist eine wirklich ungewöhnliche Situation. Wir wollen dem jungen Mann, der so viel für seine Integration unternimmt, helfen. Aber auch ein solcher Einzelfall kann im Stress, den meine Mitarbeiter haben, untergehen und nicht die nötige Beachtung finden. Gladis Douabalet Maika steuert zu seinem Lebensunterhalt bei und wir möchten mit der Zustimmung für die kleine Wohnung helfen, dass er sein duales Studium erfolgreich abschließen kann", sagt Gottschalk.

Eine Zusage, die Douabalet Maika und auch Jungjohann von ganzem Herzen freut. "Wir sortieren daheim jetzt alles in unserer Küche aus, damit Gladis eine erste Küchenausrüstung bekommt", verspricht Jungjohann, die beim Umzug des Afrikaners helfen wird.

(RP)
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