Dreikönigstreffen der Krefelder FDP "Flüchtlinge brauchen einen Freund"

Krefeld · Hansgeorg Rehbein erhielt beim Dreikönigstreffen der FDP den "Preis für Bürgerschaftliche Civilcourage". Die Verleihung geriet zur Hommage an das Ehrenamt - besonders für die Helfer von Flüchtlingen und sozial Schwachen.

 FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann (r.) überreicht den "Preis für Bürgerschaftliche Civilcourage" an Hansgeorg Rehbein, vor allem für seine Verdienste als Flüchtlingskoordinator und Vorsitzender der Krefelder Tafel.

FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann (r.) überreicht den "Preis für Bürgerschaftliche Civilcourage" an Hansgeorg Rehbein, vor allem für seine Verdienste als Flüchtlingskoordinator und Vorsitzender der Krefelder Tafel.

Foto: T. Lammertz

Zu einer Hommage an das Ehrenamt entwickelte sich die Verleihung des "Preises für Bürgerschaftliche Civilcourage" an Hansgeorg Rehbein durch die FDP-Fraktion bei ihrem Dreikönigstreffen in der Fabrik Heeder. Laudator war der Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion, Joachim C. Heitmann. Er lobte Rehbein für seine Verdienste als Flüchtlingskoordinator der Stadt Krefeld in den vergangenen zwei Jahren.

Dass Rehbein als Ruheständler trotz mannigfaltiger anderer Aufgaben - explizit erwähnte Heitmann den Vorsitz der Krefelder Tafel - ohne langes Zögern die schwierige Aufgabe in der Hochzeit der Krise übernommen habe, sei ein großes Beispiel für Zivilcourage. Damit habe der Preisträger maßgeblich zum sozialen Frieden in der Stadt beigetragen. Gleichzeitig richtete Heitmann einen Gruß an Doris Schlimnat, die die Rolle als Flüchtlingskoordinatorin im vergangenen Monat übernommen hatte. Die Aufgabe, so sagte Heitmann, sei noch keineswegs abgeschlossen.

Der Ehrengast ließ es sich nicht nehmen, in einer beeindruckenden Rede zu antworten. Sie wurde zu einer flammenden Hommage an die vielen ehrenamtlichen Helfer in der Stadt, die ihm die Arbeit erleichtert und die Lösung der Probleme erst möglich gemacht hätten. Allerdings, so führte Rehbein aus, seien gerade die vielen Hilfsangebote zu Beginn eine der größten Herausforderungen seiner Tätigkeit gewesen.

"Wir hatten eine Situation, in der wir mehr als 4000 Menschen in Krefeld hatten und oft mittags noch nicht wussten, wo die Neuankömmlinge abends schlafen könnten. Gleichzeitig gab es eine überwältigende Welle von Hilfsangeboten, die wir aber zunächst koordinieren mussten", führte er aus. Über 1000 Personen hätten sich binnen kürzester Zeit gemeldet und einen großen Teil der Arbeit gemacht.

Problematisch seien vor allem bürokratische Hürden gewesen. So hätte es, trotz der Beteuerungen aus allen Parteien, dass der Spracherwerb die vordringliche Aufgabe sei, zunächst für große Gruppen keine Kurse gegeben. Selbst bei den bevorzugten Gruppen mit besten Bleibeaussichten wie Syrer, Iraner, Iraker, Eritreer und Somalier hätte es meist über ein Jahr gedauert, die Menschen in Kurse zu bringen.

Die Ehrenamtler aber hätten unabhängig vom Status sofort geholfen und so weit mehr für die Neuankömmlinge getan als die staatlichen Stellen. "Von den Flüchtlingen, die heute einen Job haben, wurden mehr als die Hälfte von Ehrenamtlern vermittelt. Ein weit kleinerer Teil bekam seine Stelle vom Jobcenter", führte Rehbein als weiteres Beispiel an. Doch es sei nicht mit Spracherwerb und beruflicher Perspektive getan. Wichtig sei vor allem eine gesellschaftliche Integration.

Als Beispiel erzählte er von einem sogenannten Vorzeigeflüchtling, der in kürzester Zeit sehr gut Deutsch lernte, einen Job fand und sich sogar selbst eine Wohnung suchte, was extrem schwer und selten sei. Bei einer Veranstaltung sei dieser gefragt worden, ob er nun glücklich sei. Die Antwort: "Fast." Auf die Frage, was noch fehle, antwortete der Zuwanderer: "Ein Freund".

Die "menschliche Integration der Menschen" nannte Rehbein die wichtigste Aufgabe unserer Gesellschaft nach Erwerb von Sprache und Job. Und hier könne jeder, nicht nur Ehrenamtler, mit Offenheit und Freundlichkeit viel bewirken. Das Ehrenamt aber sei die Basis der Integration. Und so schloss er mit den Worten, die sich nicht nur auf die Flüchtingsthematik bezogen: "Ohne Ehrenamt wäre die Gesellschaft ärmer, vielleicht sogar armselig." Von den Anwesenden, unter ihnen auch einige der erwähnten Ehrenamtler, erhielt er donnernden und langanhaltenden Applaus. Für seine Nachfolgerin Doris Schlimnat hinterlässt er, wie sie sagte, große Fußstapfen, die sie aber, so sagte Rehbein zum Abschluss, sicher sehr gut füllen könne.

(RP)
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