Krefeld Flüchtlingszahlen steigen: Erste Asylbewerber ziehen in Schule ein

Krefeld · Die ersten acht Flüchtlinge sind in die ehemalige Don-Bosco-Schule im Südbezirk einbezogen. 860 Flüchtlinge leben mittlerweile in Krefeld - seit Juli 2014 ist die Zahl um neun Prozent gestiegen.

Blick vom Schulhof der Don-Bosco-Schule an der Kölner Straße auf das Gebäude - rechts der blaue Duschcontainer. Ein Hausmeister ist dort schon tätig, acht Personen leben mittlerweile in der Flüchtlingsunterkunft.

Blick vom Schulhof der Don-Bosco-Schule an der Kölner Straße auf das Gebäude - rechts der blaue Duschcontainer. Ein Hausmeister ist dort schon tätig, acht Personen leben mittlerweile in der Flüchtlingsunterkunft.

Foto: Lothar strücken

Die Zahl der Krefeld zugewiesenen Flüchtlinge nimmt seit einigen Monaten stark zu - in der vergangenen Woche sind deshalb die ersten acht Flüchtlinge, zwei Roma-Familie aus Serbien, in die neue Notunterkunft der Stadt an der Kölner Straße gezogen. Rund 40 Prozent der Asylbewerber sind weiterhin Roma, viele davon aus der Balkanregion. Doch auch die zahlreichen Flüchtlinge aus Kriegs- und Konfliktregionen wie Syrien, Irak und Nordafrika kommen vermehrt nach Krefeld.

Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass mittlerweile 860 Menschen in Krefeld leben, die Asylbewerberleistungen erhalten. Noch im Juli waren es 789 Asylbewerber - dies bedeutet eine Steigerung um neun Prozent. "Weitere werden folgen", sagte Gottschalk gestern - wenngleich er betonte, dass die Zahlen nicht so hoch sind, wie noch Anfang vergangenen Jahres prognostiziert. Die Flüchtlinge werden mit einem speziellen Verfahren, dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, auf die Kommunen verteilt: Entscheidend ist dabei, wie viele Einwohner Stadt hat und wie groß diese Stadt flächenmäßig ist. Gottschalk: "Krefeld hat derzeit ungefähr halb so viele Flüchtlinge wie das doppelt so einwohnerstarke Duisburg mit 1600 Flüchtlingen, von daher stimmt die Relation."

Während es in Krefelds Nachbarstadt Duisburg Proteste gibt, weil Asylbewerber dort in Zelten einquartiert werden, haben Politik und Verwaltung in Krefeld vorausschauend die Don-Bosco-Schule zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut, parallel Wohnungen angemietet. Aus je einer Schulklasse in der Don-Bosco-Schule sind zwei Räume geworden, jeweils mit einem Waschbecken, mit Gemeinschaftsküchen und Duschen im Container. "Die Schule ist brandschutztechnisch ertüchtigt", betonte Gottschalk. 90 Betten stehen zur Verfügung. Rund 300 000 Euro habe der Umbau gekostet, mehr als prognostiziert.

Die Don-Bosco-Schule soll nur Übergangsquartier sein. Weiterhin ist es Ziel der Stadt, die Flüchtlinge in angemieteten Wohnungen - verteilt auf das Krefelder Stadtgebiet - dezentral unterzubringen. "Wir sind auch aktuell bemüht, weitere Wohnungen anzumieten", betonte Gottschalk. Mehrfamilienhäuser mit zehn bis zwölf Wohnungen würden gesucht. So peilt das Sozialamt an, an der Philadelphiastraße ein Mehrfamilienhaus anzumieten, in dem Flüchtlinge untergebracht werden können. Diesen Plan hatte die Politik vor der Kommunalwahl noch abgewehrt - die Politik wollte vermeiden, dass die Flüchtlinge konzentriert an einem Punkt in der Stadt untergebracht werden. In der Nähe der jetzt angepeilten Lösung an der Philadelphiastraße befindet sich eine städtische Obdachlosenunterkunft. Gottschalk aber sagt: "Ein Mehrfamilienhaus anzumieten ist immer noch besser, als in Turnhallen oder Zelte auszuweichen." Enger Partner bei der Anmietung von Wohnraum sei die Wohnstätte Krefeld.

Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk rechnet vor, dass jeder Asylbewerber Kosten in Höhe von 800 Euro pro Monat bewirkt. Im Unterschied zu anderen Städten erhalten die Asylbewerber in Krefeld keine Sachleistungen, sondern den vollen ihn zustehenden Barbetrag ausbezahlt: Rund 361 Euro steht demnach einem alleinstehenden zu; das ist etwas weniger als der Hartz-IV-Regelsatz.

(RP)
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