Krefeld Folklorefest: Tolle Bands und Familienflair

Krefeld · Ein kleines Jubiläum feierte der Verein "Initiative Folklorefest" am Wochenende, denn zum 15. Mal ging die große Sommerferienabschlussparty auf dem Platz an der Alten Kirche in ihrer Regie über die Bühne.

 Wenn auf der Bühne Ska- und Reggae-Beats tanzbare Rhythmen vorgeben, kann niemand mehr ruhig stehenbleiben.

Wenn auf der Bühne Ska- und Reggae-Beats tanzbare Rhythmen vorgeben, kann niemand mehr ruhig stehenbleiben.

Foto: Thomas Lammertz

Der traditionelle Themenabend am Freitag war dem Elektro-Swing gewidmet, und der dazugehörige Tanzkurs fand den schon gewohnt regen Zuspruch. Tanzlehrer Dr. Beat und Partnerin begannen den Lindy Hop-Workshop gemütlich zu Nina Simones "My Baby Just Cares For Me", und halfen mit humoriger Anleitung über die steiler werdenden Klippen. Mit ihrem CD-Titel-Song "De New York à Paris" traten dann Nicolle Rochelle und die Gruppe "Gingkoa" auf die Bühne und badeten ihrerseits die Menge in guter Laune. Swing im geläufigen Sinne hatte ihr Vortrag zwar weniger, aber tanzbar war er allemal. In den flotteren Tempi gaben eher Ska- und Reggae-Beats den Rhythmus vor, und unter den langsameren Stücken fand sich auch mal ein französischer Musette-Walzer, den selbst Kleinkinder auf dem Platz spontan mit Tanzen quittierten.

Ganz für die Knirpse war am frühen Samstagnachmittag Ferri, der Piratenforscher da. Sein Lied vom Tiefseeungeheuer Zampedusel war zum Mitmachen für die Kinder zwar eigentlich zu kompliziert, aber beim Baggerseepiraten Paule und den übrigen Figuren machten die Kinder auf der Bühne begeistert mit und wurden gebührend beklatscht.

 Die Gruppe "España Circo Este" brachte mit ihrem Gitarristen unter anderem stark von Ska und auch Hard Rock geprägte Polkas.

Die Gruppe "España Circo Este" brachte mit ihrem Gitarristen unter anderem stark von Ska und auch Hard Rock geprägte Polkas.

Foto: Lammertz Thomas

In den Umbaupausen präsentierten sich auf dem Kirchentreppchen zum angrenzenden Genießermarkt die Sieger des jüngsten Singer/Songwriter-Slams im Südbahnhof. Ben Dickhöver hat offenbar viel Gutes von Tracy Chapman gelernt, Joe Scholes ließ Einflüsse von Mersey-Beat erkennen, und die erst 16-jährige Hanna Schwalbach erinnerte in mehrfacher Hinsicht an Melanie Safka, klang allerdings etwas scharfkantiger in der Stimme und war noch ein wenig zu hektisch im Timing. Alle drei aber fanden beim schmausenden Publikum Aufmerksamkeit und kamen prima an.

Nachdem Moderator Helmut Wenderoth, eloquent wie eh, und Kathrin Busch vom Schwanenmarkt die Sieger des Kindermalwettbewerbs beschenkt hatten, ging es auf der Hauptbühne weiter mit "España Circo Este". Das italienisch-argentinische Quartett brachte das Fest mit dem vorwärtsstürmenden Rhythmus eines ratternden Eisenbahnzugs in Fahrt und würzte seine stark von Ska und auch Hard Rock geprägten Polkas mit dissonanzverliebtem Akkordeon und rumänischer Zigeunergeige.

 Nicolle Rochelle und die Gruppe "Gingkoa": Unter ihren langsameren Stücken fand sich auch mal ein französischer Musette-Walzer.

Nicolle Rochelle und die Gruppe "Gingkoa": Unter ihren langsameren Stücken fand sich auch mal ein französischer Musette-Walzer.

Foto: Lammertz Thomas

In mancherlei Hinsicht ähnlich klang die Band "Doctor Krapula", machte aber weniger Tempo, um dafür den Gesang und die Texte in den Vordergrund zu stellen, engagieren sie sich doch mit Herzblut gegen den Raubbau an den Regenwäldern in ihrer Heimat am Amazonas. Sie konnten nach ihrem Auftritt besonders viele CDs absetzen.

Musikalisch besonders interessant bot sich das "Helsinki Cotonoue Ensemble" dar. Mit ihren von westafrikanischer Kora und zentralafrikanischer Mbira inspirierten Gitarrenfiguren und ihrem mehrstimmigen Gesang waren sie stärker aus ethnischen Quellen gespeist und insofern folkloristischer als die vorherigen. Die packende perkussive Dichte des Septetts rückte ihre Musik zugleich in die Nähe von Santana zu deren Hochglanzzeiten - ein toller Auftritt.

Schließlich war es Zeit für die mit großer Vorfreude erwartete "Amsterdam Klezmer Band", deren Chef übrigens großer Kraftwerk-Fan ist. Ihre multi-instrumentalen Unisono-Strecken auf interkulturellem musikalischem Parkett und die virtuos überschäumenden Soli, besonders auf der Klarinette, ließen niemanden unberührt, und so klang das Fest in allerbester Stimmung aus.

Harry Emke, Winfried Kappes und ihr ganzes Team der Initiative Folklorefest blickten erschöpft und hochzufrieden auf ein Festival, das wieder einmal rund 12.000 Menschen von nah und fern in Krefelds großem "Wohnzimmer" zusammengeführt und begeistert hat.

(RP)
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