Neben den auswärtigen Stars des Karnevals gibt es auch Krie-ewelsche, die als Amateure erfolgreich in die Bütt gehen. Wir stellen fünf Krefelder Büttenredner vor. Et TusneldaIn ihrer Maske als „Tusnelda” mit selbst gehäkelter Mütze, dicker Brille, einer Stola ihrer Mutter, einem Gobelinhandtäschchen ihrer Oma und vor allem dem furchterregenden Gebiss wirkt sie deutlich älter, im wahren Leben deutlich jünger, als sie ist: Gisela Piepers gehört dem Damenkomitee „Fidele 11” der GKGK von 1878 an und ist eine der wenigen Krefelder Frauen, die in die Bütt gehen. Die gebürtige Essenerin ist eine Frohnatur und von jeher mit der Gabe des verbalen Ausschmückens reich gesegnet. Sie hält ihre gereimten Reden, in denen sie Alltagssituationen und Nachbarschaftsgetratsche kombiniert, in einer herrlichen Mischung aus Hochdeutsch, Ruhrpott- und Krie-ewelsch Platt.„Ich nehme mir jedes Jahr ein anderes Thema vor. Diesmal ist es das Sparen in der Krise."

Mit Witzen aus Schule, Familie und Nachbarschaft begeistert der gerade erst 15-jährige Robin Polka ­ vermutlich der jüngste Krefelder Büttredner, der sogar schon eine „Auslandsengagement” hat ­ seine Zuhörer. Seinen ersten Auftritt absolvierte der Traarer, der die 9. fKlasse des Gymnasiums am Uerdinger Stadtpark besucht, bereits als 13-Jähriger: „Meine Oma hatte mich gefragt, ob sich nicht Lust hätte, hier beim Traarer KAB-Karneval eine Rede zu halten. Ich hab sofort Ja gesagt, und weil es so gut geklappt und mir unheimlich Spaß gemacht hat, mache ich damit weiter.”Talent von Oma und OnkelSein Vortragstalent kommt nicht ganz von ungefähr: Besagte Oma ­ Ursula Heynen ­ geht schon seit 35 Jahren bei der KAB in die Bütt und hat früher auch für ihren Sohn, Robins Onkel Markus Heynen, Reden geschrieben. „Der war damals auch in Robins Alter”, sagt sie. Die Figur war das „Kurtimännchen”, in der nun auch Robin ­ mit kariertem Hemd, Käppi und Halstuch ­ in die Bütt geht.

Nach 54 Jahren verabschiedet sich Karl-Hans Mingers, seit 1972 Mitglied der Fischelner „Fidele Ströpp”, in dieser Session aus der Bütt. Begonnen hatte er 1956 in seinem damaligen Wohnort Neersen. Seit 23 Jahren tritt der nicht eben groß gewachsene, heute 68-Jährige als „Dä Kümmerling” auf, nachdem er zuvor rund 15 Jahre lang die „Buure Mamm” verkörperte und mit dieser Figur bei Sitzungen bis Düsseldorf, Aachen und Münster erfolgreich war. „Ich sammele das ganze Jahr über Witze und verbinde sie miteinander”, sagt Mingers. Dabei redet er frei in einer Mischung aus Hochdeutsch und Platt. Nur zur Sicherheit trägt er noch seinen Spickzettel mit Schlagwörtern in der Hosentasche. „Wenn ich die Rede zweimal gehalten habe, kann ich sie komplett auswendig. Dann ist das Lampenfieber weg, dann weiß ich, wie die Zuhörer reagieren.”Damit er in seiner letzten Session mit einer besonders guten Rede aufwarten konnte, hatte er einen Monat früher ­ im August ­ mit dem Schreiben begonnen.

Johannes Kockers von der Gesellschaft Creinvelt und Doctor humoris causa ist ein Tausendsassa auf der Bühne. Er bewegt sich ig sicher zwischen Chaot und Philosoph. Er kann eimen, singen, schauspielern und hat fast jeden deutschen Dialekt drauf. „Ich bin auf keine feste Rolle abonniert”, sagt der 50-Jährige, der vom Tanzmariechen bis zum „letzten noch lebenden Clown” schon alles dargestellt hat.„Dabei schließen sich Klaumauk und Tiefsinn keineswegs aus”, sagt der Prinz Karneval der Session 2009. In diesem Jahr nimmt er als Sandmann das Problem der fortschreitenden Verblödung im Fernsehn auf die Schippe. „Grundsätzlich lege ich Wert darauf, niemanden zu beleidigen, außer diejenigen, die es verdient haben.” Kockers sammelt seine Ideen übers ganze Jahr, verwirft sie wieder, und beginnt eigentlich immer erst nach Weihnachten mit dem Schreiben der Rede. „Ich arbeite gern unter Druck”, sagt Kockers. „und es ist nie zu spät, eine Rede wegen eines besseren Gags zu ändern".

Standorttreu und immer auf Platt präsentiert das seit Anfang der 80er Jahre existierende Trio der „Tratschtanten” vom Sechserrat der katholischen Jugend Hüls seine Sketche. In der Besetzung Bernhard Schauws, Armin Kortmann und Lukas Hülbusch treten sie seit 1991 auf. „In den ersten zwei, drei Jahren bezogen die Tratschtanten ihre Ideen aus einem regelmäßigen Treffen, zu dem die beiden Omas und eine Tante von Bernhard zusammenkamen. Der stellte kurzerhand einen Kassettenrekorder unter den Tisch und hielt die Gespräche auf Band fest”, berichtet Hülbusch. Daraus sog Schauws den Saft für die Texte, die er bis heute ­ allerdings schon lange ohne die Hilfe besagter Verwandten ­ schreibt. Dabei geht es immer um den neuesten Tratsch und reale Hülser Personen und Familien. „Nichts ist erfunden”, schwört Hülbusch.Jedes Jahr spielt der Sketch vor einem anderen Bühnenbild, beispielsweise mit geliehenen Kino- oder Straßenbahnsitzen: diesmal spielt er in drei Klinikbetten.