Krefeld Franziskuskirche wird russisch-orthodox

Krefeld · Nach fast zweijähriger Vorbereitung verkauft die GdG Mitte die Franziskuskirche an die russisch-orthodoxe Gemeinde. Die Inneneinrichtung wird der orthodoxen Ikonostase folgen, die den Altarraum von dem übrigen Kirchenraum trennt.

 Pfarrer Norbert Lucht (l.) und Priester Alexej Veselov von der russisch-orthodoxen Gemeinde vor der Franziskuskirche. Rechts: Das beeindruckende moderne Eingangsportal zur Franziskuskirche.

Pfarrer Norbert Lucht (l.) und Priester Alexej Veselov von der russisch-orthodoxen Gemeinde vor der Franziskuskirche. Rechts: Das beeindruckende moderne Eingangsportal zur Franziskuskirche.

Foto: T. l.

Am 10. Juli wird der letzte Gottesdienst nach lateinischem Ritus in der Franziskuskirche an der Wielandstraße gefeiert. Unmittelbar danach übernimmt die russisch-orthodoxe Gemeinde der Heiligen Großmärtyrin Barbara die Kirche und das benachbarte Pfarrheim. Die seit drei Jahren bestehende schnell wachsende russisch-orthodoxe Gemeinde vereinigt Gläubige aus dem Gebiet des nördlichen Niederrheins. Der bisher für Gottesdienste genutzte Saal in der Hofstraße 2 war zu klein geworden. "Für uns war das Angebot der Pfarrei Heilig Geist, die Franziskuskirche zu kaufen, eine Überraschung", sagt Priester Alexej Veselov, der der Gemeinde vorsteht. "Zunächst waren wir auf den Kauf nicht vorbereitet." In einer deutschlandweiten Spendensammlung kam so viel Geld zusammen, dass der Kauf angegangen werden konnte. Der Kaufpreis dient der Heilig-Geist-Pfarrei wiederum dazu, die den rund 10.000 Gemeindemitgliedern verbleibenden Kirchen St. Stephan und St. Elisabeth zu renovieren. "Der Verkauf ist ein schwerer Schritt für die Gemeinde", erklärt Pfarrer Norbert Lucht. "Dennoch bin ich froh, dass die Kirche als Gotteshaus erhalten bleibt und weiter für den Gottesdienst genutzt wird." Neben allen Unterschiedlichkeiten im Bekenntnis des Glaubens gibt es eine Menge Übereinstimmungen zwischen der lateinischen und der orthodoxen Kirche wie zum Beispiel die Sakramente. Was die Unterbringung von Figuren und Sakralgegenständen wie Kreuz oder Tabernakel angeht, lässt sich die Gemeinde vom Bistum beraten.

Der Verkauf der Franziskuskirche ist das Ergebnis der Überlegungen der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Mitte, einen Beschluss des kirchlichen Immobilienmanagements (KIM) umzusetzen, nach dem sich die GdG des Bistums Aachen von einem Drittel des umbauten Raumes in Kirchenbesitz trennen müssen, da das Bistum diesen Gebäudebestand nicht mehr zu bezuschussen vermag. Den Weg der Einsparung zu wählen, lag bei den betroffenen GdG.

Krefeld: Franziskuskirche wird russisch-orthodox
Foto: Lammertz Thomas

200 Sitzplätze besitzt die Franziskuskirche, die als eine der gelungensten neueren Kirchenbauten in Krefeld gilt. Die Bänke werden ausgeräumt, da die orthodoxen Gläubigen ihren Gottesdienst stehend feiern. "Wir wollen die Architektur der Franziskuskirche wahren", verspricht der orthodoxe Gemeindevorsteher. "Meine Gemeinde und ich empfinden diesen Kirchenbau als sehr schön." Die Inneneinrichtung wird der orthodoxen Ikonostase folgen, die den Altarraum von dem übrigen Kirchenraum trennt. Bei der Ausschmückung des Kirchenraums mit Ikonen und vielen Kerzen will sich die Gemeinde an der byzantinischen Tradition ausrichten.

Nach der griechisch-orthodoxen in Stahldorf und der ukrainisch-orthodoxen in Traar ist die russisch-orthodoxe Gemeinde die dritte orthodoxe Krefelder Gemeinde. Eine Betonung politischer Unterschiede lehnt Priester Veselov entschieden ab: "Natürlich bestehen Unterschiede, aber wir sollten gemeinsam über unseren Glauben an Gott nachdenken. Für die Gläubigen sollte das Wichtigste der Gottesdienst sein. Wer sich politisch betätigen möchte, sollte sich einer Partei oder einem Verein anschließen."

Auch Pfarrer Lucht betont den zentralen Rang des Evangeliums: "In unserer Kirche wird zu viel über die Kirche gesprochen. Das ist eigentlich unkatholisch, denn es birgt die Gefahr, dass sich die eine Glaubensrichtung gegen die andere stellt. Dadurch verdunkeln wir das Evangelium nach außen." Beide Priester hoffen, dass die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Krefeld sich zu einer lebendigen Plattform für einen gegenseitigen Austausch entwickeln wird.

(oes)
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