Krefeld Fuchsjagd in Krefeld wird intensiviert

Krefeld · Es gibt zu viele Füchse in Krefeld - so viele, dass die findigen Raubtiere den Bestand vor allem von Feldhasen und Bodenbrütern in den Naturschutzgebieten bedrohen. Nun wird die Fuchsjagd in Kunstfuchsbauten genehmigt.

 Der Rotfuchs - ein Überlebenskünstler, der den Bestand anderer Arten gefährdet.

Der Rotfuchs - ein Überlebenskünstler, der den Bestand anderer Arten gefährdet.

Foto: ddp

Der sprichwörtliche schlaue Fuchs ist tatsächlich schlau: ein Überlebenskünstler, dessen Erfolg nun andere Arten bedroht. Aus diesem Grund wurden in NRW Gebiete definiert, in denen eine zu hohe Population von Füchsen die Existenz anderer wertvoller Arten bedroht; in diesen Gebieten soll der Fuchs auch mit sogenannten Kunstbauten bejagt werden dürfen. Krefelds Naturschutzgebiete, in denen seltene Vogelarten wie Kiebitze oder Feldlerchen siedeln, gehören dazu.

. . . der Kiebitz - beide Vogelarten sind Bodenbrüter - . . .

. . . der Kiebitz - beide Vogelarten sind Bodenbrüter - . . .

Foto: Hans Glader

Wie viele Füchse genau auf Krefelder Stadtgebiet leben, ist schwer abschätzbar, heißt es bei der Stadt - die Gegenwart der Füchse ist vor allem indirekt durch Beobachtungen, Streckenmeldungen von der Jagd und durch die zurückgehende Anzahl der Beutetiere zu erschließen. Die Fachleute haben aber keinen Zweifel, dass es zu viel Füchse gibt: "Die aktuellen Untersuchungen und Ergebnisse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) zeigen, dass ein zu hoher Räuberdruck durch den Fuchs nicht nur in Vogelschutzgebieten, sondern auch in der Normallandschaft besteht. Er stellt eine gravierende Gefahr für bestandsgefährdete bodenbrütende Vogelarten dar", heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für den Landschaftsbeirat. Neben Bodenbrütern bedroht der Fuchs vor allem den Feldhasen: "Die effektive Zuwachsrate ist beim Fuchs seit einiger Zeit deutlich höher als beim sprichwörtlich fruchtbaren Feldhasen", resümiert dazu das LANUV.

Auch beim Naturschutzbund Deutschland heißt es generell, dass die Bestände des Rotfuchses in NRW seit Mitte der 1990er Jahre auf einem historischen Höchststand seien. Die Gründe sind klar: Der Fuchs hat keine natürlichen Feinde und ist als Kulturfolger des Menschen extrem anpassungsfähig.

. . . sowie der Feldhase.

. . . sowie der Feldhase.

Foto: Willi Rolfes

Um dem Raubtier beizukommen, sollen Füchse in NRW auch mit Kunstbauten bejagt werden. Die echten Fuchsbauten sind für den Jäger schwer berechenbar. Sie sind teils 100 Jahre alt und von Generationen von Füchsen bewohnt, haben weit verzweigte Röhrensysteme und mehrere Ausgänge. Jagdhunde, die den Fuchs aus seinem Bau vor die Flinte des Jägers treiben sollen (im Fachjargon "einen Bau sprengen" genannt), bleiben oft in den Röhren stecken und liefern sich dann blutige Beißereien mit den Füchsen.

Ein Kunstbau verhindert das: Die Röhren sind weit genug für die Hunde, die Ausgänge bekannt; der Fuchs kann kontrolliert hinausgetrieben und erlegt werden. Da ein solcher Kunstbau rechtlich als "bauliche Anlage" gilt, braucht der Bau für Naturschutzgebiete Ausnahmegenehmigungen.

Bei der Fuchsjagd geht es tatsächlich nur um den Schutz anderer Arten - die oft zu hörende Befürchtung, Füchse seien Überträger der Tollwut, stimmt so nicht mehr. "Deutschland gehört zu den Ländern Europas, in denen durch systematische Bekämpfungsmaßnahmen, vor allem durch die Immunisierung der Füchse, die Tollwut bei Wild- und Haustieren getilgt werden konnte", erklärt dazu die Stadt. Der letzte Tollwutfall in Deutschland trat im Februar 2006 bei einem Fuchs in der Nähe von Mainz auf. Die sogenannte orale Immunisierung wurde demnach noch bis einschließlich des Frühjahres 2008 durchgeführt; "nach internationalen Kriterien sind weitere Impfaktionen in Deutschland somit nicht mehr erforderlich" - dennoch werden Haus- und Wildtiere, insbesondere Füchse, weiterhin auf Tollwutbefall überwacht. Laut NABU erleidet die Rotfuchspopulation die größten Verluste durch die Jagd, den Autoverkehr und Krankheiten wie Staupe und Räude.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort