(und drei, warum wir Krefeld hassen) Fünf Gründe, warum wir Radfahrer Krefeld lieben

Krefeld · Mit keinem Fortbewegungsmittel lernt man diese Stadt besser kennen als mit dem Fahrrad. Unser Autor kann davon erzählen: Seit Jahren fährt er fast nur auf zwei Rädern durch Krefeld. Im Prinzip ist er ein glücklicher Radfahrer, aber...

 Gut gelöst: Viele Einbahnstraßen - wie hier die Dionysiusstraße - dürfen in beide Richtungen befahren werden.

Gut gelöst: Viele Einbahnstraßen - wie hier die Dionysiusstraße - dürfen in beide Richtungen befahren werden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Natürlich meckern wir Radfahrer gerne, wie übrigens ihr Autofahrer auch: Schlaglöcher, Ampelschaltungen, Autoraser - sprich in Krefeld einen Radfahrer an, und nach fünf Minuten Konversation werden mindestens zwei dieser drei Begriffe gefallen sein.

Wenn man aber als Journalist seit Jahren auf zwei Rädern durch Krefeld fährt, in die Redaktion und zu Terminen, dann beginnt man eine innige Beziehung zu dieser Stadt und ihren Radwegen aufzubauen. Es gibt fünf gute Gründe, Krefeld als Radfahrer zu lieben - (warum wir diese Stadt dann manchmal doch hassen, wollen wir am Ende dennoch nicht verschweigen).

Immer schneller da Als radfahrender Journalist erntet man bei Presseterminen stets anerkennende Blicke. "Oh löblich", sagen die, die mit dem Auto gekommen sind. Auf die Frage, warum man per Rad gekommen sei, gibt es eine klare Antwort: Weil es schneller geht! Die geografische Lage macht Krefeld so attraktiv. Denn von vielen Stadtteilen aus ist man per Rad schneller in der City als per Auto - wo erst ein Parkplatz gefunden und dann zum Ziel gelaufen werden muss. Kleine Anekdote: Vor einigen Jahren bot uns Oberbürgermeister Gregor Kathstede mal eine Wette an - er im Dienstwagen gegen uns als Radfahrer. Wer wäre schneller am Rathaus? Wir zögerten. Mittlerweile würden wir die Wette annehmen - wenn wir bestimmen dürften, in welchem Stadtteil wir starten. Traumhafte Radwege

 Radwege als Buckelpisten wie auf der Westparkstraße: Wer sein Fahrrad liebt, der trägt.

Radwege als Buckelpisten wie auf der Westparkstraße: Wer sein Fahrrad liebt, der trägt.

Foto: Thomas Lammertz

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub schimpft in Pressemitteilungen oft über die Qualität der Radwege. Das ist okay so, die sind Lobbyisten, die müssen das machen. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es in Krefeld auch gute Radwege gibt, vor allem tolle Abkürzungen. Ungeschlagen: Der Hermann-Kresse-Weg entlang der Niepkuhlen vom Stadtwald nach Traar, er ist der ganz sicher schönste Radweg in Krefeld. Aber auch der Radweg entlang der Allee Hökendyk oder der durch das Fischelner Bruch nach Meerbusch sind eine Fahrt wert.

Bahn frei

Zu den komfortabelsten Erfindungen für uns Radfahrer in Krefeld gehört die Freigabe der Einbahnstraßen. Im Unterschied zu Autofahrern dürfen wir Radfahrer die nämlich auch in Gegenrichtung nutzen. Das wissen nicht alle Autofahrer, weshalb man manchmal beschimpft wird. Diesen Frust vergessen wir aber schnell - weil die ebenfalls frustrierten Autofahrer ja nicht umdrehen dürfen. Löblich außerdem: Die Stadt sucht ständig nach Einbahnstraßen, die neu freigegeben werden können.

Fein raus

Krefeld sollte auch als Startpunkt für ausgedehnte Radtouren ins Umland nicht unterschätzt werden. Eine große Freude ist etwa eine Radtour entlang des Rheins bis nach Düsseldorf oder in die Nachbarstädte wie Kempen am Niederrhein. Wer gerne Radurlaub machen will, der kann von hier aus tolle Tagestouren unternehmen. Krefeld steht dann bereit für den abendlichen Kultur- und Gastronomieteil.

Und im Extremfall: Bus & Bahn

Es kann natürlich auch zum Äußersten kommen. Es regnet so stark, dass man aufs Radfahren wirklich keine Lust mehr hat. In dem Fall hilft ein Fahrradticket der Krefelder Stadtwerke - in Bus und Bahn darf dann das Fahrrad mitgenommen werden. Vorausgesetzt natürlich, dass noch Platz ist.

Zu eng Wir wollen jetzt nicht über die Qualität der Radwege im Allgemeinen schreiben. Natürlich sind die vielerorts in schlechtem Zustand - so schlimm, dass man sein Fahrrad tragen muss, wie oben im Bild, ist es dann doch nicht. Es gibt aber einige wirklich nervige Straßen, zu denen es kaum Alternativen gibt. Wer jemals die Kölner Straße von Fischeln in Richtung City gefahren ist, der kann von dem glücklichen Gefühl berichten, dass sich jedes Mal wieder einstellt, wenn man endlich am Hauptbahnhof angekommen ist, ohne auf der engen Kölner Straße von einem Auto angefahren zu werden. Die Straße ist nämlich rechts zugeparkt, so dass ohnehin nur eine Fahrspur zur Verfügung steht.

Straßenbahnschienen Es gibt eine große Regel für Radfahrer in Krefeld. Niemals, wirklich niemals, mit dem Reifen in eine Fahrradschiene gelangen. Du bleibst dort leicht stecken, du kippst dann um, es schmerzt. Deshalb: Immer von Straßenbahnschienen fernhalten, weit rechts fahren.

Krefelder Radwege unter der Lupe
13 Bilder

Krefelder Radwege unter der Lupe

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Fußgänger stören Zum Abschluss eine provokante These: Die wirklich nervenden Verkehrsteilnehmer für uns Radfahrer sind nicht die Autos - die meisten Autofahrer sind sich der Macht ihres Blechs bewusst und fahren umsichtig. Viele Fußgänger aber handeln nach der Devise - wo ich nichts höre, da muss ich auch nicht nach links und rechts schauen. Liebe Krefelder Fußgänger: Wir Radfahrer sind zwar sehr leise, wollen aber trotzdem von Euch Fußgängern beachtet werden. Andernfalls könnte es uns beiden weh tun.

(RP)
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