Krefeld Für einen Schulabschluss ist es nie zu spät

Krefeld · Abendrealschule und Abendgymnasium bieten die Chance für Abschlüsse von der Hauptschule bis zum Abitur - auch für Zuwanderer.

 Für den Unterricht im Weiterbildungskolleg kann sich anmelden, wer mindestens 17 Jahre alt ist. Es sind allerdings noch weitere Voraussetzungen zu erfüllen, wie Wolfgang Krall, Leiter der Einrichtung der Stadt Krefeld, erklärt.

Für den Unterricht im Weiterbildungskolleg kann sich anmelden, wer mindestens 17 Jahre alt ist. Es sind allerdings noch weitere Voraussetzungen zu erfüllen, wie Wolfgang Krall, Leiter der Einrichtung der Stadt Krefeld, erklärt.

Foto: Lammertz Thomas

Sommerzeit, das heißt auch gleichzeitig Zeit der Schulabschlüsse. Einige Schüler werden diese Hürde nicht schaffen und ihre Schullaufbahn ohne Abschluss beenden müssen. Wenn sie das 16. Lebensjahr vollendet und damit das Ende der Minderjährigkeit erreicht haben, besteht in Deutschland für sie keine Schulpflicht mehr. Das muss aber kein endgültiges Aus für die Schulbildung bedeuten, denn die Weiterbildungskollegs der Stadt Krefeld (Abendrealschule) und des Kreises Viersen (Abendgymnasium) bieten demjenigen eine zweite Chance an, der auf dem zweiten Bildungsweg seinen Schulabschluss nachholen möchte. Die Weiterbildungskollegs haben in Linn, in der ehemaligen Hauptschule am Danziger Platz, einen gemeinsamen Standort gefunden.

Wolfgang Krall, Leiter des Weiterbildungskollegs der Stadt Krefeld, erläutert das System der sogenannten Abendrealschule: "Wir bieten alle Abschlüsse der Sekundarstufe I an, das heißt, bei uns kann man seinen Hauptschulabschluss nach Klasse 9, den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 und die Oberschulreife erlangen. Zusätzlich zur Fachoberschulreife kann eine Qualifikation erworben werden, die dazu berechtigt, nach vier Semestern (wir rechnen nicht in Schuljahren) in das Abendgymnasium hier am gleichen Standort zu wechseln. - Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass der Studierende mindestens ein Jahr an unserer Schule verbracht hat".

 Die Weiterbildungskollegs haben in der ehemaligen Hauptschule am Danziger Platz einen gemeinsamen Standort gefunden.

Die Weiterbildungskollegs haben in der ehemaligen Hauptschule am Danziger Platz einen gemeinsamen Standort gefunden.

Foto: Thomas Lammertz

Nach dem Motto "es ist nie zu spät" kann man sich am Danziger Platz anmelden. Folgende Voraussetzungen müssen hierfür erfüllt sein: Der Bewerber muss mindestens 17 Jahre alt sein und die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben oder mindestens sechs Monate berufstätig gewesen oder als arbeitssuchend gemeldet sein (es gilt auch ein Mini-Job) oder Wehr- oder Zivildienst- oder Erziehungszeiten nachweisen können. Bei geringen Deutschkenntnissen ist eine Empfehlung vom Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Krefeld vorzulegen. Die Semester am Weiterbildungskolleg beginnen im Februar und nach den Sommerferien. Wolfgang Krall betont aber: "Wir nehmen nahtlos auf" und ergänzt: "Es gibt keine andere Schulform, die unter anderen auch Zuwanderern so eine Chance bietet".

Das bestätigt der 29-jährige Silva Kalum aus Sri Lanka: "2014 bin ich als Flüchtling nach Krefeld gekommen. Ich hatte zunächst große Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, wollte aber unbedingt einen guten Abschluss machen. Ich habe Sprachkurse besucht und bin hier an der Schule im zweiten Semester". Nicht ohne Stolz erzählt Silva Kalum, dass er jetzt seinen Hauptschulabschluss bekommt. Eigentlich wollte er noch weiter lernen, aber er hat das Angebot für eine Ausbildung zum Industriemechaniker in Hilden erhalten und freut sich über diese Chance.

Im Abendgymnasium können die Studierenden ihre Fachhochschulreife erlangen und das Abitur. Schulleiter Joachim Vosen erklärt: "Das Abitur bei uns entspricht dem Zentralabitur - und nicht ganz ohne stolz kann ich berichten, dass unsere Studierenden oft die besseren Abschlüsse vorlegen". Dieses Phänomen erklärt er mit der größeren Strukturiertheit der Studierenden. "Menschen, die bei uns lernen, tun dies aus einer ganz bewussten Entscheidung heraus". Die gelernte Arzthelferin Nina Heppner (34) kann das nur bestätigen: "Ich habe das Gymnasium nach der 10. Klasse abgebrochen und habe früh Kinder bekommen. Und trotzdem hat es mich immer gewurmt, dass ich keinen Abschluss habe. Ich musste mir selbst beweisen, dass ich das kann". Nach ihrem Abschluss plant sie nun ihren Bachelor in Health-Management an der Hochschule Niederrhein.

Zurzeit besuchen etwa 450 Studierende die Schule am Danziger Platz, die sich auf 20 Klassen aufteilen. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 22 Jahre; die Zuwanderer sind in der Regel etwas älter.

(RP)
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