Krefeld Gaby Köster: Ein schwieriger Neustart

Krefeld · Im ausverkauften Krefelder Südbahnhof versuchte die beliebte Komikerin und Schauspielerin, die 2008 einen Schlaganfall erlitt, ein Comeback auf der Bühne. Leider nur mit mäßigem Erfolg.

 Gaby Köster versuchte im Südbahnhof, an ihre glorreichen Comedy-Zeiten anzuknüpfen - mit wenig Erfolg.

Gaby Köster versuchte im Südbahnhof, an ihre glorreichen Comedy-Zeiten anzuknüpfen - mit wenig Erfolg.

Foto: Thomas Lammertz

Comebacks nach schweren Erkrankungen können für alle Seiten eine verzwickte Sache sein. Für den Künstler sind sie, sicher nach langem Ringen, ein wieder Hinaustreten, ein Versuch, den Erwartungen - eigenen, als auch deren des Publikums - gerecht zu werden.

Für das Publikum sind sie gleichfalls mit vielen Hoffnungen verknüpft. Zugleich aber ist man sich bewusst, dass nach der Krankheit doch alles anders ist. Indes wird man aber darum bemüht sein, die Krankheit, soweit es geht, auszublenden. Ist ein Comeback nicht gerade ein Versuch, mit dem Vergangenen abzuschließen, der Versuch wieder mehr als Künstler, denn als tragisches Schicksal wahrgenommen zu werden? Aber genauso unfair, wie immer wieder auf der Krankheit rumzureiten, wäre es, sie zu ignorieren. Oder?

Auch im Fall der Komikerin und Schauspielerin Gaby Köster ist die Lage leider nicht minder verzwickt; egal, welchen Blickwinkel man auf ihren Comeback-Versuch wählt. Nach ihrem Schlaganfall 2008 war Gaby Köster lange - bewusst - aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Ab 2011 hingegen trat sie ganz offensiv wieder ins Rampenlicht, um ihr Schicksal öffentlich zu thematisieren, etwa in ihrem Buch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht - Meine zweite Chance".

Waren die körperlichen Folgen des Schlaganfalls zwar deutlich sichtbar, zeigte sie sich als eine starke Frau voller Tatendrang. Trotz der RTL-Show "Die Puppenstars" und einem Gastauftritt in der Neuauflage von "Genial daneben" (Sat. 1) blieb sie ihrem genuinen Metier, der Stand-up-Comedy, fern. Bis jetzt.

Mit "Sitcom" wagt sie nun eine Rückkehr auf die Bühne. Zunächst als Testballon - als Preview. Eine Ehre für das hiesige Publikum, dass sie hierfür Krefeld - den Südbahnhof - als eine der ersten Auftrittsorte gewählt hat. Im ausverkauften Saal saß sie nun da, hinter einem Schreibtisch und las aus ihrem Tablet eine Nummer nach der anderen vor. Ohne ein alles überspannendes Konzept.

Kurze Geschichten aus ihrem Leben, die ums Einkaufen, Amazon, Facebook, aber auch um die Beschwerlichkeiten als Rollstuhlfahrerin kreisten. Zugleich aber auch ganz viel altes Eisen. Viel willkürliche Häme und grenzwertige Komik auf Kosten anderer: Dicke Kinder, dünne Mütter, Asiaten, natürlich Männer, junge Menschen, alte Menschen, Frutarier, Politiker, Bildungsbürger, Proleten, Kollegen, Fernsehmacher und Fernsehgucker - und so weiter. Köster findet alles ganz schrecklich. Loriot - wieso plötzlich Loriot? - schrecklich. Leute, die ihn mögen - noch schrecklicher. "Dinner for One" - schrecklich, und noch schrecklicher die Menschen, die es gerne schauen.

Hin und wieder waren die Geschichten durchaus charmant. Doch gelang es ihr nur sehr selten, das Publikum zum Lachen zu bringen. Statisch und leider aus der Zeit gefallen wirkten ihre Nummern.

Natürlich ist es bemerkenswert, dass Köster die Kraft hat, einen ganzen Abend auf der Bühne durchzuhalten - Respekt! -, aber die Einschränkungen sind groß. Der alte Funke - für den sie so geschätzt wurde - lodert nicht, doch neues Feuer zu entfachen, gelang noch minder.

Blendet man am besten Folgen ihrer Erkrankung aus? Darf man sie als Entschuldigung heranführen? Es ist verzwickt - wirklich. Man möchte ihr raten, sich besser beraten zu lassen. Ein steht am Ende dieses Abends fest: Mit diesem Programm wird das Comeback auf der Stand-Up-Bühne leider nicht gelingen.

(RP)
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