Krefeld Geduldsprobe im Kockel-Prozess

Krefeld · Drei der vier Männer, die angeklagt sind, Ronny Kockel in der Königsburg brutal verprügelt zu haben, schwiegen beim Prozessauftakt. Der KFC-Torwart hatte schwerste Verletzungen erlitten. Am Dienstag wird weiter verhandelt.

 Zum Prozessauftakt gestern morgen waren nur der zwei der vier Angeklagten pünktlich erschienen. Die anderen beiden betraten mit leichter Verzögerung den Gerichtssaal im Amtsgericht Krefeld.

Zum Prozessauftakt gestern morgen waren nur der zwei der vier Angeklagten pünktlich erschienen. Die anderen beiden betraten mit leichter Verzögerung den Gerichtssaal im Amtsgericht Krefeld.

Foto: Lammertz

Der Prozess am Krefelder Amtsgericht gegen vier Männer, die den ehemaligen Torwart des KFC Uerdingen, Ronny Kockel, im Mai 2011 gegen 4.20 Uhr morgens in der Krefelder Diskothek Königsburg zusammengeschlagen und -getreten haben sollen, ist gestern vertagt worden. Der Vorwurf der Anklage gegen das Quartett lautet gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung. Kockel hatte bei der Attacke massive Verletzungen erlitten, wie etwa einen Kieferbruch und Nervenverletzungen im Gesicht, unter deren Nachwirkungen er noch immer leide und aufgrund dessen er seitdem nicht mehr habe Fußballspielen können. Am Dienstag, 5. Juni, werden bei der Fortsetzung des Verfahrens weitere Zeugen gehört.

Drei der vier Angeklagten, ein 38 Jahre alter Krefelder, ein 28-Jähriger aus Düsseldorf und ein 36-jähriger Kölner, verweigerten gestern die Aussage zum Tatvorwurf und zur Person. Erstgenannter ließ über seinen Anwalt verlauten, dass er bedauere, was Kockel passiert sei, gab aber an, er selbst sei in keiner Weise an der Schlägerei beteiligt gewesen. Der Vierte, ein 27 Jahre alter Düsseldorfer, gab an, zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht zugegen gewesen zu sein und dass er erst außerhalb der Königsburg bei einer Personenkontrolle der Polizei erfasst worden wäre. Ansonsten schwieg das Quartett während des fünfstündigen Verfahrens und blickte meist mit unbewegter Miene und zum Teil mit verschränkten Armen zur Richterin hoch. Ronny Kockel würdigten sie im Gerichtssaal so gut wie keines Blickes.

Die seitens der Anklage zunächst bestellten Zeugen trugen recht wenig zur eindeutigen Identifizierung des oder der Täter bei. Alle schilderten zwar, eine Schlägerei gesehen zu haben, machten aber keine konkreten Aussagen, welcher der Angeklagten geschlagen oder getreten habe. Erst der letzte Zeuge wurde deutlicher. Der 28-Jährige habe ihn umgeschubst, als er seiner ebenfalls zur Seite gestoßenen Freundin habe helfen wollen. Außerdem habe er den 36-Jährigen in unmittelbarer Nähe gesehen. Tritte gegen Kockels Kopf und Oberkörper habe er im Liegen ebenfalls beobachtet, wer diese jedoch ausgeführt habe, vermochte der Zeuge nicht zu sagen.

Hätte es diese Aussage nicht mehr gegeben, so wäre das Verfahren möglicherweise gestern schon zu Ende gegangen. Die Staatsanwältin hatte nach gut zwei Stunden vorgeschlagen, ein Rechtsgespräch zu führen, bei dem sich die Anwälte auf einen Vergleich hätten einigen können. Dies sollte offenbar geschehen, um den Prozess abzukürzen und nicht noch weitere Zeugen (die erst für die kommende Woche zum bereits im Vorfeld geplanten zweiten Verhandlungstag geladen waren) anhören zu müssen. Für Erstaunen sorgte dabei die Aussage der Staatsanwältin in Richtung des Anwalts von Kockel, die Akte zu dem Fall nicht gelesen zu haben und daher nicht zu wissen, wie viele Zeugen noch gehört würden.

Die Anwälte der vier Angeklagten sollen im Zuge dieses Vergleichs angeboten haben, dass drei der vier Männer (nämlich jene, die keine Aussage machten) jeweils 1000 Euro an Kockel zahlen würden und das Verfahren gegen ihre Mandanten danach eingestellt würde. Diese mögliche Einigung ließ die Staatsanwaltschaft jedoch platzen, offenbar um nicht dem Vorwurf ausgesetzt zu werden, nicht zur vollständigen Aufklärung des Tathergangs beigetragen zu haben, weil nicht alle Zeugen gehört worden waren.

Die Richterin schien aufgrund der Aussage des letzten Zeugen jedenfalls zu der Auffassung zu kommen, noch weitere Zeugen hören zu müssen — vielleicht auch, weil wohl kaum jemand auf die Idee kommt, ein Bußgeld zu zahlen, wenn er tatsächlich unschuldig ist.

Am kommenden Dienstag geht die Verhandlung um 11 Uhr im Krefelder Amtsgericht weiter.

(RP/url)
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