Fotos Geschafft – Hauptschüler erzählen
Zwölf Hauptschüler berichten offen von ihrem Werdegang. Einige sagen, sie hätten „viel Mist“ gebaut, „Blödsinn“ gemacht, andere hatten schlechte Zeugnisse in der Grundschule. Und sie berichten, wie sie sich auf der Hauptschule gefangen haben und nun ihren Abschluss machen.Bei der 16-jährigen Melanie Kirschnick (v.l.) war die Fünf in Mathematik auf dem Grundschulzeugnis der Grund, die Hauptschule zu wählen. Mathe fällt ihr zwar weiterhin schwer, aber in Geschichte und Sport ist sie dafür besonders gut. Ein Praktikum beim Frisör zeigte ihr, dass sie diesen Beruf nicht erlernen wollte. Doch das zweite Praktikum bei einem real-Kaufhaus gefiel ihr umso besser. Im September wird sie im real future store in Tönisvorst eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau beginnen. Nur zwei Bewerbungen brauchte es, bis sie erfolgreich war. Wie eine gute Bewerbung geschrieben wird, lernte sie in der Schule.Florian Lintorf (17) besuchte nach der Grundschule drei Jahre lang eine Realschule. Doch dort fehlte ihm die Motivation und er machte vor allem Blödsinn - daher wechselte er zur Hauptschule. „Für mich war der Wechsel nicht schlimm, sondern das Richtige“ sagt Florian. Er ist besonders gut in Mathematik und Sport, schwer fällt ihm kein Unterrichtsfach. Nach seinem Hauptschulabschluss wird er die Mittlere Reife nachholen, um sich danach am Vera Beckers Berufskolleg zum Physiotherapeuten ausbilden zu lassen. Den Beruf des Malers und Lackierers lernte er durch ein Praktikum auch kennen, aber hier sah er keine Perspektive für sich.Pascal Peschken (17) hatte in der Grundschule häufig „Mist gebaut“ und kam daher auf die Hauptschule. Während ihm Mathematik leicht fiel, musste er im Fach Englisch viel üben, um mitzukommen. Erst interessierte ihn der Beruf des Kfz-Mechatronikers, aber dafür war die mittlere Reife nötig. Doch Pascal ließ sich davon nicht entmutigen und suchte weiter. Ein späteres Praktikum beim Metallbauer Ritters in Krefeld begeisterte ihn dann so sehr, dass er sich beim Chef sofort über eine Ausbildung informierte. Sein Engagement beim Unternehmen zahlte sich aus: Seine Bewerbung war erfolgreich, er bekam einen Ausbildungsplatz.Nils Langkau (18) kam als Schüler mit Förderbedarf an die Josef-Hafels-Schule, da er in der Grundschule Probleme hatte und die dritte Klasse wegen Mathe wiederholen musste. „Wenn ich mehr für die Schule tun würde, dann könnte ich mehr erreichen“, sagt Nils. Doch für Schule konnte er sich nur schwer motivieren. Nach einem Praktikum im Einzelhandel lernte er die Arbeit in einem Altenheim kennen. Das gefiel ihm so gut, dass er demnächst ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren möchte. An der Arbeit mit Menschen hat Nils Freude gefunden, sein einstiger Förderbedarf wurde bereits vor einiger Zeit aufgehoben.
"Andere Dinge wichtiger"Tatjana Inger (17) besuchte zunächst die Realschule bis zur 7. Klasse. Doch da sie andere Dinge mehr interessierten als die Schule, litten die Noten und sie kam auf die Hauptschule. „Erst fehlten mir meine Freunde, doch es war letztlich das Beste, was mir passieren konnte“, sagt die Schülerin rückblickend. Nach zwei Praktika im Hotelgewerbe entschied sie sich für etwas anderes. Sie hat gerade Bewerbungen verschickt, um Einzelhandelskauffrau zu werden, und hofft auf ein Probearbeiten.
Probleme mit LehrerinEva Sandmann (16) zog mit ihren Eltern von Duisburg nach Krefeld als sie gerade in der 4. Klasse war. Mit ihrer neuen Klassenlehrerin kam sie überhaupt nicht zurecht und ihr Zeugnis fiel nicht sonderlich gut aus. Dass sie infolge dessen die Hauptschule besuchte, war aber rückblickend „genau das Richtige“ für sie. „Das Pensum hier konnte ich immer gut bewältigen. Biologie fällt mir zwar schwer, aber da nehme ich Nachhilfe“, sagt Eva. Ihre Schulpraktika machte sie bei einer Floristin. Dort gefiel es ihr zwar, aber die Schülerin ist immer noch dabei, ihre Stärken zu finden. „Mir fehlt noch das Selbstbewusstsein dazu“, sagt Eva und macht zur Orientierung nach dem Abschluss wahrscheinlich ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich Kinder. Tagesseminare und die Lernferien halfen ihr aber bereits dabei, Interessen besser abzuwägen.
"Ich hab nur Blödsinn gemacht"André Kammen (17, v.l.) flog nach vier Jahren von der Realschule, weil er nur Blödsinn machte. Der Wechsel auf die Hauptschule tat ihm gut. Technik und Sport sind seine Lieblingsfächer, für Englisch büffelt er zusammen mit seiner Mutter, um besser zu werden. Bald beginnt er eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker. Diesen Beruf lernte er bei seinem zweiten Betriebspraktikum kennen. Nach acht Bewerbungen kam die erhoffte Zusage für den Ausbildungsplatz.Raphael Nicolai (16) kam auf die Hauptschule, da er in der Grundschule schlechte Noten hatte. „Ich hatte viel Blödsinn im Kopf“, sagt der Schüler, dem Mathematik und Sport leicht fallen. In Englisch musste er viel zusätzlich büffeln. Das hat sich gelohnt: Ende August beginnt er eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Zwei Praktika bei einem Dachdecker gefielen ihm zwar, doch die Zukunftsaussichten erschienen ihm dabei schwierig. So recherchierte er im Internet nach Zukunftsberufen, machte ein freiwilliges Praktikum bei Thyssen. „Ich hatte einen guten Kontakt zum Chef, aber der Einstellungstest lief nicht so gut“, sagt Raphael. Doch er verlor seinen Mut nicht und schrieb weiter Bewerbungen. Für ihn war die Hauptschule, rückblickend gesehen, genau das Richtige. „Auf der Hauptschule kann man das gleiche erreichen wie auf der Realschule“.Sabrina Tritsch (16) hielt es nach der Grundschule für richtig, die Hauptschule zu besuchen. Ihre Stärken liegen bei Mathematik. Ein Praktikum beim Frisör hatte der Schülerin nicht gefallen, doch beim zweiten Praktikum in einem Kindergarten, wusste sie „sofort“, dass es das ist, was sie machen will. Nun hat sie sich am Vera Beckers Berufskolleg angemeldet, um dort den Beruf der Sozialhelferin zu erlernen.
"Ein Jahr auf der Realschule"Paulina Goltz (16) hatte nach der Grundschule eine Empfehlung für Haupt- oder Gesamtschule. „Meine Mutter meldete mich dennoch für die Realschule an, da blieb ich aber nur ein Jahr“, sagt die Schülerin. Auf der Stephanusschule hatte sie bessere Noten, vor allem Deutsch und Mathe fielen ihr leicht. Nach Praktika in der Grundschule, beim Allgemeinmediziner und im Krankenhaus entschied sie sich dafür, sich als zahnmedizinische Fachangestellte zu bewerben. Bei zehn Bewerbungen erhielt sie fünf Praktikazusagen und zwei Chancen zum Probearbeiten. Zum 1. August beginnt ihre Ausbildung.
Schwächen in DeutschFür Christopher Sackenheim (17) war Deutsch immer ein Problemfach. Zunächst besuchte er eine E-Schule (Schule für Erziehungshilfe). Da er auf dem Grundschulzeugnis eine Fünf in Deutsch hatte, bekam er eine Empfehlung für Gesamtschule und Hauptschule. Ursprünglich war er bereits auf einer Gesamtschule angemeldet, aber dort wies man ihn doch noch ab. „Ich bin froh, dass ich auf die Stephanushauptschule gegangen bin“, sagt Christopher. Sein Sozialpraktikum absolvierte der Schüler bei der Krefelder Tafel, zwei weitere Praktika im handwerklichen Bereich und im Lebensmittelbereich des Einzelhandels. „Das letzte Praktikum hat mir am besten gefallen. Daher will ich am liebsten Verkäufer werden“, sagt der 17-Jährige. Um dieses Ziel zu erreichen macht er erstmal seine Fachoberschulreife auf der Kaufmannschule. „Ich habe hier immer viel Hilfe und Beratung bei der Berufsorientierung bekommen.“ Die Stephanushauptschule schätzt Christopher als sehr sozial und friedlich ein.
"Ich war sehr schüchtern"Saskia Soentjens (17) war in der Grundschule eher faul und bekam dementsprechend schlechte Noten. Daher kam sie auf die Hauptschule. An Förderung fehlte es ihr dabei allerdings nicht. Bei Lernferien ermittelte sie ihre Stärken und Schwächen. „Ich war sehr schüchtern und zurückhaltend, inzwischen habe ich es geschafft, selbstbewusster zu werden“, sagt die Schülerin. Wie es nach dem Abschluss weiter geht, steht bei Saskia schon fest. Sie wird eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten in einer Praxis in St. Tönis machen. Ein Praktikum in einer Zahnarztpraxis in Fischeln gab ihr einen Einblick in das Berufsfeld und überzeugte sie. Das Praktikum in einem Altenheim gefiel ihr weniger gut. „In meinem Umfeld sind viele erstaunt darüber, dass ich an einer Hauptschule so gut auf das Berufsleben vorbereitet wurde und so schnell einen Ausbildungsberuf gefunden habe“, sagt Saskia.