Krefeld Gesundheitskarte: Arztkritik wächst

Krefeld · In der Krefelder Ärzteschaft formiert sich Protest gegen die elektronische Gesundheitskarte. Rund 150 Unterschriften gegen deren Einführung wurden bei einer Versammlung am Mittwoch an Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein überreicht. Dr. Ulrich Woestmann macht seinem Ärger Luft: "Wir mussten in den letzten Jahren so viel bürokratischen Blödsinn hinnehmen, wir haben jetzt einfach die Schnauze voll." Woestmann kritisiert, dass das System noch gar nicht ausgereift sei. "Die neue Karte bringt, abgesehen vom Foto, keine Verbesserung", sagt er. Denn das Speichern relevanter Patientendaten sei keinesfalls verpflichtend. Die Kranken könnten selbst entscheiden, ob und welche Informationen auf der Karte verfügbar sein sollen. "Die meisten Patienten wollen aber nicht, dass ihre sensiblen Daten auf irgendwelchen Servern gespeichert sind. Was also soll eine Karte, die mal Informationen enthält und mal nicht?"

Außerdem sei überhaupt nicht klar, wer in Zukunft Zugriff auf diese Daten habe. "Wenn selbst Zumwinkels Bankdaten in Liechtenstein nicht sicher waren, warum sollte das bei Gesundheitsdaten anders sein", fragt er. Des Weiteren kritisiert Woestmann, dass ein Gutteil der Kosten auf die ohnehin schon durch die Reform der Ärztehonorare gebeutelten Praxen abgewälzt würden. "Wir bekommen pro Praxis nur ein stationäres Lesegerät, sowie ein mobiles. Das reicht aber nicht aus. Also müssen wir die Geräte selber kaufen, Kostenpunkt 1500 Euro pro Stück." Auch das Schreiben von Rezepten kompliziere sich. "Statt in zehn Sekunden ein Rezept von der Arzthelferin drucken zu lassen, dauert es nun zwei Minuten Arztzeit. Wenn ich 50 Rezepte am Tag ausstelle, fehlen mir 100 Minuten für die Patienten." Woestmann plädiert dafür, mit der Einführung des Systems zu warten, bis es ausgereift sei. "Sonst sind die teuren Lesegeräte bis dahin wieder veraltet."

(RP)
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