Krefeld Gewalt gegen Schiedsrichter im Amateurfußball eskaliert

Krefeld · In der Kreisliga B schlug ein Spieler den Unparteiischen. Von der Spruchkammer wurde er für zwei Jahre gesperrt.

Die Arbeitsgruppe "Keine Gewalt gegen Schiedsrichter" des Kreises Kempen-Krefeld schlägt Alarm: Erneut kommt es zu Eskalationen von Gewalt gegen Schiedsrichter, aber auch gegen andere Spieler. Selbst drakonische Strafen schrecken dabei offenbar nicht ab. Die hiesige Spruchkammer etwa sperrte im Jahr 2013 einen Fußballer von Anadolu Türkspor lebenslänglich, weil er bei der Hallenstadtmeisterschaft einen Schiedsrichter von hinten angesprungen hatte. Und auch jetzt traf es einen Spieler des gleichen Vereins: Er wird zwei Jahre gesperrt, ebenfalls wegen eines tätlichen Angriffs auf den Schiedsrichter.

Herausragend im negativen Sinn war da die Partie in der Kreisliga B zwischen Anadolu Türkspor und der Zweitvertretung des VfB Uerdingen, die jetzt Thomas Kirches, als Schiedsrichter führendes Mitglied in der erwähnten Arbeitsgruppe, schildert. "Beim Stand von 1:0 für den Gast aus Uerdingen verletzte sich bei einem Angriff ein Spieler von Anadolu Türkspor bei einem, aus Sicht des Schiedsrichters, regelkonformen Zweikampf. Da der Angreifer so unglücklich fiel, dass ihm die Luft wegblieb, unterbrach der Schiedsrichter das Spiel, um eine schnelle Behandlung durchführen zu lassen. Während dieser Verletzungsunterbrechung bezeichnete ein Spieler von Anadolu Türkspor den Schiedsrichter lautstark als "doof", weil er gerne einen Freistoß bekommen hätte." Als Reaktion auf die ihm dann wegen Beleidigung gezeigte Rote Karte, habe der Spieler nicht nur das Verlassen des Spielfeldes verweigert, sondern habe sich laut Kirches aggressiv vor dem Schiedsrichter aufgebaut diesen mit nicht druckreifen Worten bepöbelt und bedroht.

"Mehrere Mitspieler von Anadolu Türkspor sowie der eigene wegen des verletzten Spielers auf dem Platz befindliche Trainer haben daraufhin versucht, den völlig ausrastenden Spieler, der sich inzwischen auch das Trikot vom Körper gerissen hatte, vom Schiedsrichter wegzuhalten. Leider gelang es diesem aber doch, den Schiedsrichter zu schlagen. Da aber dieser glücklicherweise fast noch den Kopf wegziehen konnte, blieb es bei einem "Streifschuss" im Gesicht. Auch danach war der Übeltäter kaum von der eigenen Mannschaft zu beruhigen", schildert Kirches.

Der Schiedsrichter habe das Spiel dann abgebrochen und wurde von Spielern und Trainer des VfB Uerdingen zur Kabine begleitet. Nach dem Spiel hätten sich Trainer, Mitspieler und Vorstand von Anadolu Türkspor für das Verhalten des Übeltäters entschuldigt. Im Nachgang seien jedoch keine Vertreter von Anadolu Türkspor oder der beschuldigte Spieler zur Spruchkammersitzung erschienen.

Ein Urteil gab es trotzdem: Der Spieler wurde für zwei Jahre gesperrt, die finanzielle Strafe für den Club beläuft sich auf rund 700 Euro - und die Punkte gingen an den VfB Uerdingen. Und bald geht es womöglich auch vor ein ordentliches Gericht: "Gegen den Spieler ist Anzeige wegen Körperverletzung erstattet worden, so dass ihn in Kürze Post von der Staatsanwaltschaft erreichen dürfte", sagte Kirches.

(RP)
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