Krefeld Giftiger Rauch wird zur tödlichen Falle

Krefeld · Zu 33 Einsätzen ist die Krefelder Feuerwehr zwischen Anfang August und Ende November durch Rauchmelder gerufen worden.

 Anfang Mai stand in Krefeld der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses an der St.-Anton-Straße in Flammen. Ein Mann kam bei dem Brand ums Leben.

Anfang Mai stand in Krefeld der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses an der St.-Anton-Straße in Flammen. Ein Mann kam bei dem Brand ums Leben.

Foto: LS

Er ist klein, unscheinbar, kostet zehn bis 20 Euro - und ist ein Lebensretter: der Rauchmelder. Beim Gedanken an dieses Hightech-Gerät im Miniformat hat sich bei Feuerwehrchef Dietmar Meissner ein tragisches Ereignis in den Kopf eingebrannt: "Vor Jahren kam an der Hülser Straße ein junges Paar bei einem Wohnungsbrand ums Leben. Beide starben an den giftigen Dämpfen", erinnert sich Meissner. "Im Wohnzimmerschrank fanden wir später zwei originalverpackte Rauchmelder." Die Montage der Geräte dauert keine zehn Minuten. "Das Paar hätten dann wahrscheinlich überlebt." Ab 2017 gibt es eine Einbaupflicht in bestehenden Wohnungen.

Bei Wohnungsbränden entsteht ein sehr giftiges Rauchgemisch, das Kohlenmonoxid und Cyanid enthält. Die nach einem Wohnungsbrand zu beklagenden Opfer sind meist nicht an den Folgen der Verbrennung, sondern an einer Rauchgasvergiftung gestorben. 600 "Brandtote" gab es bundesweit in diesem Jahr, ein Fall ereignete sich Anfang Mai in Krefeld. Betroffen war eine Person in einem Mehrfamilienhaus an der St.-Anton-Straße. Der Dachstuhl stand morgens gegen 3.40 Uhr beim Eintreffen der Rettungskräfte bereits in Flammen. 23 Männer und Frauen hatten sich aus eigener Kraft aus dem Gebäude retten können.

Vor allen zur Schlafenszeit ist ein Brand in der Wohnung besonders tückisch. "Es ist in erster Linie nicht das Feuer, sondern der Rauch, der unbemerkt in die Räume zieht und zur tödlichen Falle wird", sagt Christoph Manten, bei der Feuerwehr unter anderem für die Gefahrenabwehr zuständig. "Im Schlaf nehmen die Betroffenen die Rauchentwicklung nicht wahr. Davor sollen Melder mit ihrem akustischen Signal schützen." Für den Einbau der kleinen Lebensretter ist - ab Januar - der Eigentümer der Wohnung verantwortlich. "Für die Wartung ist dann in der Regel der Mieter zuständig", so Kai Günther, Abteilungsleiter Gefahrenvorbeugung der Feuerwehr. "Das bedeutet, dass der Rauchwarnmelder regelmäßig auf seine Funktionsfähigkeit geprüft werden muss."

In Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren ist künftig mindestens ein Rauchmelder Pflicht. Dabei sind alle standardisierten Rauchmelder mit einer CE-Kennzeichnung und der Angabe "EN 14604" in Deutschland ausreichend. "Bei den Geräten gibt es eine große Preisspanne. Aber niemand ist verpflichtet, einen besonders teuren Melder zu kaufen", erklärt Günther.

Zu insgesamt 33 Einsätzen ist die Feuerwehr in Krefeld zwischen Anfang August und Ende November gerufen worden, bei denen ein aktivierter Rauchmelder die Ursache gewesen war. In 20 Fällen wurde der Alarm tagsüber (8 bis 20 Uhr), in 13 nachts ausgelöst. "Es waren insgesamt neun Fehleinsätze dabei", berichtet Meissner. 18 Mal war vergessenes Essen auf dem Herd die Brandursache. Wichtig: In 16 Fällen konnte ein Personenschaden verhindert werden. Erfolgt ein (Feuer-)Alarmanruf über die 112 bei der Wehr, setzt sich sofort mindestens ein kompletter Löschzug in Bewegung. Der besteht aus zwei Löschfahrzeugen, einer Drehleiter, einem Rettungs- und einem Einsatzwagen. "Das heißt für die Bürger, dass spätestens nach acht Minuten 20 Kräfte vor Ort sind", so Manten. "Übrigens: Bei einem falschen Alarm schreibt die Feuerwehr keine Rechnung."

Im Brandfall ist Zeit ein zentraler Faktor. Für die Wehr sind schon beim Anruf die Kerndaten wichtig. Neben der genauen Anschrift helfen Hinweise über das Gebäude, die Etage des Brandorts und die Anzahl der Personen, die sich möglicherweise im Haus aufhalten. "Wünschenswert sind genaue Angaben über die Brandstelle und den Umfang des Feuers, auch sollte der Anrufer auf Rückfragen der Kollegen aus der Leitstelle achten", rät Manten.

Parallel müssen Gefahrenbereiche sofort über Treppenräume sowie gekennzeichnete Flucht- und Rettungswege verlassen werden. Geordnetes und diszipliniertes Verhalten ist entscheidend. "Man sollte andere Bewohner informieren, ihnen helfen und dabei unter anderem an Behinderte, Kinder und ältere Menschen denken", sagt Kai Günther.

(RP)
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