Krefeld Goethe und der Auerochse von Hüls

Krefeld · In der jüngsten Ausgabe der Hülser Heimatblätter, die der Heimatverein Hüls einmal jährlich herausgibt, befasst sich Ulrich W. Abts mit einem fossilen Auerochsen-Schädel, der Anfang des 19. Jahrhunderts am Hülser Berg gefunden wurde.

 Lithographie des Hülser Urs aus dem Jahr 1827.

Lithographie des Hülser Urs aus dem Jahr 1827.

Foto: HHB

Was hat ein zu Beginn des 19. Jahrhunderts am Hülser Berg gefundener fossiler Schädel eines - auch Ur genannten - Auerochsen mit dem deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe zu tun? Dem und dem möglichen Verbleib des urzeitlichen Fundes geht Ulrich W. Abts in seinem spannenden Aufsatz in der jetzt erschienenen jüngsten Ausgabe der "Hülser Heimatblätter" nach.

 Die Auerochsenherde im Neandertal ist eine der ältesten in Deutschland. Schon in den 1930er Jahren hielten die ersten Tiere Einzug in das Wildgehege.

Die Auerochsenherde im Neandertal ist eine der ältesten in Deutschland. Schon in den 1930er Jahren hielten die ersten Tiere Einzug in das Wildgehege.

Foto: Museum Neandertal

Nach den Ausführungen Abts' ist der Fund schon 1827 von Carl Vogel, dem Rektor der damaligen höheren Stadtschule, dem heutigen Gymnasium am Moltkeplatz, in Form eines lithographierten wissenschaftlichen Circulars (Rundschreibens) veröffentlich worden, geriet dann aber in Vergessenheit. Erst 1974 machte der Bonner Paläontologe Wolfhart Langer im Jahrbuch "die heimat" des Krefelder Vereins für Heimatkunde wieder auf den "Ur vom Hülser Berg" aufmerksam. In diesem Aufsatz, so der Autor, findet sich auch ein Querverweis auf Goethe, der sich auch als Naturforscher betätigte.

Der Krefelder Seidenfabrikant und Hobby-Paläontologe Friedrich Wilhelm Hoeninghaus - sowohl nach ihm als auch nach Goethe sind in Krefeld Straße benannt - hatte dem Dichter ein Exemplar des besagten Circulars geschickt. "Sechs Monate später, am 1. Oktober 1828, wurde Hoeninghaus von Goethe in seinem Haus in Weimar zu einem Tischgespräch eingeladen, an dem auch sein Sohn, August von Goethe, der an Versteinerungen sehr interessiert war, teilgenommen hat", schreibt Abts.

Der Dichterfürst hatte schon etliche Jahre zuvor zwei Aufsätze mit den Titeln "Fossiler Stier" und "Zweiter Urstier" geschrieben. Damals war das Thema "Auerochse" höchst aktuell, weil es sogar Zweifel daran gab, dass der Ur überhaupt existierte. Offenbar ist Goethes Interesse an dem Hülser Auerochsenschädel dann aber erstorben; jedenfalls ist laut Abts über weitere Nachfragen nichts bekannt. Was den Verbleib des fossilen Schädels des Hülser Urs anbelangt, so besteht nach Abts' Idee die Möglichkeit, dass er nach Leipzig gelangt ist . . .

(RP)
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