Krefeld Graffiti-Gemälde fürs Seidenweberhaus

Krefeld · Sechs Schüler fertigen ein Gemälde auf den Flächen zur Königstraße hin - es sind die Sieger eines Wettbewerbs.

 Die Gewinner (in weißen Overalls): Elias Noulezas, Christina Wenath, Angelina Wieckowski, Celina Schmegule, Pascal Sabel und Leonie Groth mit dem künstlerischen Leiter David Skribble (mit Bart).

Die Gewinner (in weißen Overalls): Elias Noulezas, Christina Wenath, Angelina Wieckowski, Celina Schmegule, Pascal Sabel und Leonie Groth mit dem künstlerischen Leiter David Skribble (mit Bart).

Foto: Lammertz

Graffiti ist bekanntlich eher selten willkommen - wenn es illegal ist. Was seit gestern an einigen Flächen des Seidenweberhauses zur Königstraße hin passiert, ist willkommen und legal: Sechs Schüler arbeiten unter Anleitung eines Graffiti-Künstlers an einem Wandgemälde. Wie das Gemälde aussieht, steht noch nicht fest: "Das entwickeln wir gemeinsam", sagt Künstler David Skribble, der die Jugendlichen betreut. Klar ist nur, dass sich das Wandgemälde aus Motiven speist, die die Schüler im Rahmen eines Wettbewerbs entwickelt haben.

Hintergrund: Die Jugendlichen sind Sieger eines Malwettbewerbs, den die Kunstmuseen ausgerufen haben. Thema: Wie könnte die Innenstadt in 50, 100 oder 200 Jahren aussehen? Gewonnen haben Schüler der Prinz-Ferdinand-Hauptschule, der Marienschule und des MSM-Gymnasiums.

 Die Vision von Celina Schmegule (13): Die Menschen wohnen unterirdisch - oberirdisch ist freie Landschaft.

Die Vision von Celina Schmegule (13): Die Menschen wohnen unterirdisch - oberirdisch ist freie Landschaft.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die sechs Gewinner haben ganz unterschiedliche Ansätze gewählt: Motive wie aus Science-Fiction-Filmen, knallbunte James-Rizzi-Stadtbilder, witzige Einfälle wie eine Kamera, die die Geheimnisse des Seidenweberhauses enthüllt, zu denen auch jede Menge Gespenster gehören. Dieses Detail ist dem Wettbewerb geschuldet: Die Überschrift lautete "Ghost City", eine Anspielung auf die Dämonendarstellungen des bei Kennern berühmten japanischen Künstlers Katsushika Hokusai (um 1760 - 1859). Seine Farbholzschnittkunst hat vielfältige Einflüsse auf die Kunstgeschichte ausgeübt, bis hin zur Ästhetik moderner Comics. Bekannt ist etwa sein Bild "Die große Welle vor Kanagawa". Seine Dämonen sind meist Albtraum-Bilder, die an Goyas Schlaf der Vernunft erinnern: Auch die Menschen in der Bildwelt Hokusais sind oft von Schreckbildern geplagt.

Die Bildwelt der Schüler hat dagegen nichts Düsteres; die Gespenster sind meist gut gelaunte, putzige Wesen. Auch die Zukunft stellen sich die Schüler nichts als Albdruck, sondern eher als wucherndes Wachstum vor.

 Prachtvoll detailreiche Mischung aus James Rizzi und Raumschiff Enterprise: das Bild von Angelina Wieckowski (15).

Prachtvoll detailreiche Mischung aus James Rizzi und Raumschiff Enterprise: das Bild von Angelina Wieckowski (15).

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der erste Schritt der jungen Maler bestand gestern darin, in einen weißen Overall zu kriechen, um sich vor Farbe zu schützen. Dann ging es an die Grundierung. Leiter David Skribble ist Graffiti als Kunstform seit seinem 16. Lebensjahr verfallen: "Als ich Jugendlicher war, war das cool", sagt er lächelnd. Heute studiert er Raum- und Objektdesign in Dortmund, arbeitet aber schon viele Jahre mit Jugendlichen.

In einem Monat sind die Wandgemälde fertig. Eines ist sicher: Die Betonfläche des Seidenweberhauses, die umso hässlicher wirkt, je näher man ihr kommt, wird danach schöner sein.

(RP)
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