Krefeld Gregorianik in Alter Kirche mit schön gesungenem Amen

Krefeld · Viel fehlte nicht, dann wäre die Alte Kirche am Donnerstag ausverkauft gewesen. Der Ruf, der den Gregorian Voices als modernen Trägern der mittelalterlich-sakralen Gesangstradition vorauseilte, hatte auch in Krefeld seine Wirkung nicht verfehlt. Leider wurden von dem rumänischen Oktett nur Georgi Pandurov und Ivan Uzunov namentlich genannt, während der herausragende Bassist und die anderen anonym blieben. Aber funktionieren tat das A-cappella-Kollektiv prächtig, solange es sich im Bereich der überlieferten Gesänge bewegte.

 Die Gregorian Voices sangen in der Alten Kirche.

Die Gregorian Voices sangen in der Alten Kirche.

Foto: Marc mocnik

Mit einem beeindruckenden "Ave Maria" aus der Blütezeit der Gregorianik stellten sich die Sänger vor und offenbarten auch gleich das Geheimnis ihrer speziellen Arrangements. Der Reiz lag in einer Art Bordune-Effekt, der von den tieferen Stimmen erzeugt wurde, während die höheren die eigentliche Melodie sangen, teilweise geschmückt von Anrufungen und Melismen. Der Purist mag das nicht unbedingt adäquat finden, auf jeden Fall aber wurde hier nicht die kalte Asche einer Tradition gepflegt, und das "Amen" am Ende von "Adoro te devote" aus derselben Epoche gehörte zu den schönsten, die der Rezensent je gehört hat. Die beglückende Wärme, die von diesen acht Stimmen ausging, kam besonders schön in den orthodoxen Gesängen "Polilej" und "Terirem" zur Geltung. Der pseudo-mittelalterliche Choral "Ameno" und das frühbarocke "Cantate Domino" mit seiner flotten Rhythmik bildeten den Brückenschlag zum modernen Teil des Programms, und da war die Freude leider nicht so ungetrübt. Bob Dylans "Knockin' On Heaven's Door", dahingehumpelt wie in zu kleinen Schuhen, Leonard Cohens "Hallelujah", nur stimmlich gemeistert, und Simon & Garfunkels "Sounds Of Silence", deutlich zu schnell, gingen sämtlich am jeweiligen Wesen der Songs vorbei. Besser immerhin John Lennons "Imagine" und Rod Stewards "Sailing", das enthusiastischen Applaus auslöste. Und mit "Amazing Grace" als Zugabe gelang den Voices eine respektable Melange aus Gospel und Kosakenlied.

(RP)
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