Kr Wie Krefeld Greves Entscheidung

Krefeld · Die Krefelder Innenstadt verändert sich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Schwanenmarkt, Borgmann, Greve, Franken, Lechner + Hayn: Sie alle investieren und strafen Krisengerede Lügen: Krefeld steckt mitten in einem beachtlichen Aufbruch.

Die Entscheidung von Hajo Greve, Standort und Konzept zu wechseln, markiert einen Umbruch: Es endet eine Tradition, doch es gibt keinen Grund für Nostalgie. Darauf hat Greve selbst energisch hingewiesen, und das stimmt auch mit Blick auf die Entwicklung der Innenstadt. Dort wird investiert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dahinter steckt die Botschaft: Das Schreckbild vom Internet verliert seine Wucht - der Handel glaubt wieder an sich selbst und seine Ideen.

Es gibt Geschäfte, die müssen das Internet nicht fürchten - und sie investieren wie Feinkost Franken oder "Lechner + Hayn". Es gibt Christoph Borgmann von Intersport Borgmann, der offensiv mit der Botschaft auf die Kunden zugeht: Ich möchte mit euch über euren Informationsstand aus dem Internet ins Gespräch kommen. Dahinter steht auch das Selbstbewusstsein: Ich kann am Ende, was das Internet nicht kann - mit Kunden über ihr Leben reden und in meinem Geschäft passgenau liefern.

Greve wiederum hat eine strategisch scharfsinnig begründete, sehr branchenspezifische Entscheidung getroffen: Er war, so seine Analyse, zu groß für kantigen Individualismus und zu klein für Preisschlachten mit größeren Mengen. Wer mit ihm zuletzt über die Lage des Handels diskutierte, der spürte, wie es in ihm gärte. Nun also wird er kleiner, individueller, profilierter. Und er bleibt, wie es kalt und technisch heißt, stationärer Händler. Heißt: Er setzt in seinem neuen Geschäft weiterhin auf das reale, warme Erlebnis Einkauf, das - wenn Ware, Ambiente und Beratung stimmen - ungebrochen verlockend ist. Neben den Krefelder Händlern hat auch der Schwanenmarkt große Pläne. Das ist der Geldmenge nach das stärkste Signal. Die Investoren glauben an die Zukunft der Innenstadt. Dabei sind die Brüder Schapira keine Lokalpatrioten, sondern erfahrene Entwickler, die kühl Potenziale sehen. Dass sie bei uns Millionen investieren, ist das beste Zeugnis für die Innenstadt.

So wird anhand von Greves Entscheidung wie unter einem Brennglas klar: Es ist ein Signal des Aufbruchs, nicht des Abbruchs. Unternehmer reagieren auf sich wandelnde Bedingungen, die Innenstadt bleibt ein Zentrum urbanen Lebens. Man greift daher nicht zu hoch noch ist man besoffen von Lokalpatriotismus, wenn man sagt: Die Angststarre der Händler im Angesicht des Internets löst sich; Krefeld verändert sein Gesicht; die City wird durchlüftet, modernisiert, aufgehellt, schöner; der Handel stellt sich entschlossen neu auf.

Lauter gute Nachrichten für Stadt und Standort.

(RP)
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