Ausstellung in Krefeld Handelskammer zeigt gefälschte Markenprodukte

Krefeld · Die Fälscher sitzen hauptsächlich in China und Hongkong. Mit Produktpiraterie ist im zurückliegenden Jahrzehnt allein für Krefeld ein überschlägig ermittelter Schaden in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro entstanden. Betroffen sind die Hersteller, Beschäftigte, Konsumenten und der Staat.

 Papiertaschentücher mit zum Verwechseln ähnlichen Namen und Farben wie die bekannte Marke Tempo sind ausgestellt.

Papiertaschentücher mit zum Verwechseln ähnlichen Namen und Farben wie die bekannte Marke Tempo sind ausgestellt.

Foto: Lammertz Thomas

Durch gefälschte Markenartikel entsteht der deutschen Wirtschaft ein jährlicher Schaden in Höhe von 50 Milliarden Euro. Doch nicht nur das: Kunden erleiden unter Umständen gesundheitliche Schäden (nachgemachte Medikamente), Firmen entgeht Umsatz und sie verlieren durch die mindere Qualität der nachgemachten Produkte an Image, dem Staat entgehen Steuereinnahmen und nicht zuletzt wackeln auch Arbeitsplätze.

Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein zeigt bis zum 18. Mai in einer Ausstellung am Nordwall Nummer 39 Originale und Fälschungen direkt nebeneinander und informiert auf Stellwänden und mit Schautafeln über die Zusammenhänge. Der Titel der Präsentation lautet "Produkt- und Markenpiraterie geht Sie nichts an? Doch!"

 Eau de Toilette von Davidoff - oder doch nicht?: Das Plagiat ist mit dem Schriftzug Fälschung gekennzeichnet.

Eau de Toilette von Davidoff - oder doch nicht?: Das Plagiat ist mit dem Schriftzug Fälschung gekennzeichnet.

Foto: Lammertz Thomas

Wer kennt das nicht? Im Urlaub, am Strand bieten Verkäufer eine "echte Rolex" zum Schnäppchenpreis, ein Trikot der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft von der Firma mit den drei Streifen oder die Sonnenbrille von Porsche an. Wer sich darauf einlässt und die Produkte nach Deutschland einführt, macht sicht strafbar. Gleichwohl weiß der Käufer in der Regel, dass es sich um nachgemachte Ware handelt. Das ist aber nicht immer so.

Egal, ob Flugzeug- oder Autoindustrie, es gibt nachgemachte Ersatzteile minderer Qualität, die nach einem Einbau die Nutzer der Verkehrsmittel in höchstem Maße gefährden. Es gibt gepanschte Medikamente in kopierter Verpackung, die frei von Inhaltsstoffen den Patienten in seiner Gesundheit schädigen. Es gibt Kosmetik, die Allergien auslösen können und mit Schadstoffen versetzt sind. Es gibt Textilien, die mit krebsauslösenden Chemikalien gefärbt und veredelt sind. "Eine Betroffenheit durch Produktpiraterie ist auf allen Ebenen festzustellen", informiert die IHK.

 Sportschuhe mit dem bekannten Puma: Original und Fälschung direkt nebeneinander.

Sportschuhe mit dem bekannten Puma: Original und Fälschung direkt nebeneinander.

Foto: Thomas Lammertz

Zum Umgang mit der Thematik bieten die Kammer-Experten zwei Seminare an: Am 16. Mai von 15 bis 17 Uhr referiert der Patentanwalt Jörg Dönges zur Frage "Ideenschutz! Aber wie?". Weitere Fachleute vertiefen das Thema Patente. Am 18. Mai von 14 bis 17 Uhr stehen eine ganze Reihe von Experten parat, um das Thema zu beleuchten: Patentanwalt Guido Quiram erläutert, wie sich Schutzrechte durchsetzen lassen. Detektiv Johann Liebel berichtet, wie man Fälschern auf die Spur kommt. Hannelore Koch vom Hauptzollamt in Krefeld berichtet über Marken- und Produktpiraterie aus der Sicht ihrer Behörde.

Allein im Jahr 2015 haben die Zollbehörden der Europäischen Union fast 41 Millionen rechtsverletzende Produkte im Wert von mehr als 640 Millionen Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt. Rund 50 Prozent der festgehaltenen Waren kamen aus China und aus Hongkong. Zu den ersten zehn Herkunftsländern für Fälscherwaren gehörten im besagten Zeitraum aber auch Montenegro, Malaysia, Benin und Vietnam.

 Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, und Mitarbeiterin Nicole Dörper zeigen Motorsägen - das Original von Weltmarktführer Stihl und das Plagiat.

Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, und Mitarbeiterin Nicole Dörper zeigen Motorsägen - das Original von Weltmarktführer Stihl und das Plagiat.

Foto: Lammertz Thomas

Für den Vertrieb von Plagiaten nutzen unseriöse Anbieter zunehmend das Internet. Entweder sie täuschen Marken-Webseiten vor oder sie tummeln sich auf Online-Verkaufsplattformen, die nicht immer schon als virtueller Marktplatz für Fälschungen bekannt sind. Betroffen sind dabei schon längst nicht mehr nur Luxusuhren, Markenbekleidung oder Handtaschen. Inzwischen gehören auch Elektronikartikel, Werkzeuge und Genussmittel zum Piraterie-Portfolio.

"Der Preis eines Originalprodukts beinhaltet auch erhebliche Entwicklungskosten, die investiert werden müssen, um die Qualität und Verwendungssicherheit der Produkte zu gewährleisten", sagt Elke Hohmann, Leiterin des Bereichs Innovation/Umwelt der IHK Mittlerer Niederrhein. Den Fälschern komme es hingegen nur auf den äußeren Schein an. Sollte sich ihr Produkt später als mangelhaft erweisen. dann seien sie für die Käufer schon längst nicht mehr greifbar.

Im Foyer des Prüfungs- und Weiterbildungszentrums der IHK am Nordwall sind in zahlreichen Vitrinen unter anderem nachgemachte Papiertaschentücher, Wasserwaagen, Mineralwasser, Textmarker und Filzstifte, Champagner, Tabletten, Luftfilter, Felgen und Motorsägen zu sehen. Die Plagiate sehen täuschend echt aus.

Produktpiraterie: Die Wanderausstellung "Schöner Schein. Dunkler Schatten" des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie ist bis 18. Mai bei der IHK am Nordwall 39 montags bis donnerstags (8 bis 17 Uhr), freitags (8 bis 15 Uhr) zu sehen.

(sti)
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