Krefeld Happy End für ein Stück Krefelder Sozialgeschichte

Krefeld · Der Oppumer "Verein gegen Obdachlosigkeit" löst sich auf - "die Arbeit ist getan".

Es ist eine ungewöhnliche und eine gute Nachricht: Der Oppumer "Verein gegen Obdachlosigkeit", der lange Jahre obdachlose Familien an der Herbertzstraße betreut hat, kündigt seine Selbstauflösung an - nicht aus Mangel an Unterstützung, sondern weil das Problem gelöst ist: "Der Verein hat sich erfolgreich überflüssig gemacht", resümieren dann auch Arno Wildrath, Erster Vorsitzender und Theo Pelster, Zweiter Vorsitzender.

Damit endet ein Engagement, das ein Stück Krefelder Sozialgeschichte ebenso widerspiegelt wie beeindruckendes Engagement gegen Not. Im September 1973 wurde der "Verein gegen Obdachlosigkeit e.V." gegründet. Er setzte sich zum Ziel, "die Ursachen der Obdachlosigkeit zu erforschen" und "auf die Überwindung der Obdachlosigkeit einzuwirken", berichten Wildrath und Pelster. Ein Brennpunkt war damals das Gebiet um die Herbertzstraße in Oppum, "hier war die Not besonders augenfällig" - dort standen Häuser mit Wohnungen für Obdachlose; der Name Herbertzstraße stand über die Grenzen Krefelds hinweg für Armut und soziale Probleme. Der Verein richtete unter anderem für Kinder und Jugendliche eine Hausaufgabenhilfe ein, die sich bis heute unter der Überschrift "Silentium Herbertzstraße" erhalten hat. Doch die Zahl der Obdachlosen ging zurück; in die Sozialbauwohnungen zogen im Laufe der Zeit vornehmlich türkischstämmige Migrantenfamilien ein, berichtet Wildrath. "Das Silentium blieb Anlaufstelle für mehr als vierzig Kinder mit Schulproblemen und mit dem Bedürfnis nach Hilfe und Zuwendung." Eine Sozialpädagogin und und ein Kreis von rund zehn Ehrenamtlichen betreuten die Kinder. Zum Angebot gehörten auch Deutschkurse für türkische Mütter. Da der Vereinsname nicht mehr den neuen Aufgaben entsprach, wurde er umbenannt in "Verein für bürgerschaftliche Selbsthilfe". Als 2014 die alten Wohnblocks der Herbertzstraße abgerissen wurden, verschwand auch die Wohnung, in der Helfer und Kinder sich trafen.

Das Silentium fand eine neue Heimstatt, als der Leiter des Jugendzentrums, Karl Vogt, Räume anbot. Die Arbeit wurde in das Konzept des Jugendzentrums integriert, der Verein damit überflüssig: "Der Vorstand sieht zurück auf viele Jahre erfolgreicher Arbeit. Er sieht gleichzeitig in die Zukunft und meint, dass die Arbeit nur im Rahmen der neuen Konzeption weitergeführt werden kann", erklärt Wildrath. Die Mitgliederversammlung stimmte der Selbstauflösung einstimmig zu; das Vermögen soll an den Verein "Kind und Jugend" übergeben werden, auf dass die Arbeit des Silentiums im Jugendzentrum weitergeht.

Vor knapp zehn Jahren hatte die Stadt damit begonnen, die ersten Verträge zu kündigen, weil der Bedarf für solche Notunterkünfte sank. Im vergangenen Jahr wurden die Häuser abgerissen, das Viertel steht vor einem Neuanfang.

(vo)
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