Krefeld Hier malten die Krefelder Expressionisten

Krefeld · In einer Kate in Orbroich, "Der Düvel" genannt, trafen sich vor 100 Jahren die niederrheinischen Expressionisten Nauen, Macke, Campendonk und Thorn-Prikker, um dort zu malen. Ihre Werke sind heute weltweit in Museen zu bewundern. Das Zwei-Ständer-Haus, das auf einen Vorgängerbau von 1628 zurückgeht, steht heute noch - dank einer Sanierung vor 36 Jahren.

Im äußersten Krefelder Norden liegt in der Hohnschaft Orbroich hinter einer hohen Hecke eine weitgehend unbekannte Kate, die eigentlich eine Berühmtheit sein sollte: Das Zwei-Ständer-Haus von 1828, je nach Schreibweise als "Der Düvel" oder "Der Düwel" bezeichnet, geht in seinen Ursprüngen mindestens auf das 17. Jahrhundert zurück.

Dort mietete sich ab 1902 Heinrich Nauen (1880-1940), Sohn einer Krefelder Bäckerfamilie, der an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte und lehrte, über die Sommermonate ein. Immer wieder lud er seine Krefelder Freunde Helmuth Macke (1891-1936) und Heinrich Campendonk (1889-1957) in die Kate, um in dem wunderbaren Garten und in der Umgebung zu malen. Auch deren Lehrer an der Krefelder Kunstgewerbeschule, Jan Thorn-Prikker (1868-1932) und dessen Schüler Wilhelm Wieger (1890-1964), später auch der Krefelder Werkkunstschulleiter Professor Peter Bertlings (1885-1982) waren dort zu Gast. Von ihm stammt ein schöner Martinsstein neben dem Scheuneneingang.

Heute gehört das denkmalgeschützte, dreistufige Wohn-, Stall- und Speicherhaus dem Tönisberger Marius Gras, dessen Vater Fred, Hülser Kunstmaler und Lehrer in Kempen, das Gebäude aus Fachwerk und Feldbrandziegeln 1980 erworben und saniert hat. Marius Gras ist ein Neffe von Diplom-Landwirt Paul Nothers, langjähriges Mitglied des Krefelder Landschaftsbeirats, der auch heute noch den Fimmershof in Orbroich bewohnt. Zu diesem Hof gehörte "Der Düvel". "Der Name dürfte auf Heinrich Teuffels zurückgehen, dem mein Urgroßvater Peter Paul Nothers, die Kate seinerzeit abgekauft hatte", erzählt Paul Nothers. Es war seine Tante Adele, Bäuerin auf dem Fimmershof, die Heinrich Nauen von 1902 bis 1910 den "Düvel" für wenig Geld oder auch schon mal für ein Gemälde vermietet hatte.

Heute wie auch schon vor 100 Jahren wird die Kate, deren Existenz für 1628 dokumentiert ist, für die Imkerei genutzt, die Marius Gras in seiner Freizeit betreibt. Außen bestens hergerichtet, ist innen - abgesehen von der Stube unter dem Dach - noch einiges zu tun. Im Wesentlichen ist im "Düvel" landwirtschaftliches Gerät untergebracht.

In der Kate hat Fred Gras bei der Restaurierung die alten Balken verwendet, die noch zu gebrauchen waren. Mit ein wenig Fantasie ist noch die Struktur von Stall, Wohnbereich und Speicherhaus zu erkennen. "Hier stand früher der Backofen, kurz Backes genannt, der vor Napoleon noch innerhalb von Häusern stehen durfte", erklärt Marius Gras, der die Kate in den nächsten Jahren auch innen so herrichten möchte, dass sie künftig einmal beispielsweise als eine musiktherapeutische Einrichtung genutzt werden kann.

(RP)
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