Krefeld Historischer Davidstern entdeckt

Krefeld · Ein Fundstück bereichert nun eine Ausstellung in der Krefelder Synagoge:Der Davidstern der in der Pogromnacht 1938 gebrandschatzten Synagoge an der Umstraße in Kempen.

Der schmiedeeiserne Davidstern, 112 Zentimeter groß, war als Fenster in der Wand über dem Hauptportal der Kempener Synagoge eingelassen — bis er in der Pogromnacht 1938 auf den Vorplatz stürzte, als der brennende Giebel in sich zusammenbrach. Bis er nun eine gebührende Ausstellungsstätte findet, steht der Davidstern im Innenhof des jüdischen Gemeindezentrums in Krefeld.

Gefunden hat das wertvolle Sakralwerk Thomas Pegels, Mitinhaber eines Kempener Agrarhandels. Vor vier Jahren ließ er eine Lagerhalle an der Hülser Straße abbrechen, die die Firma in den 50er Jahren gekauft hatte. Da kam, von Holzbrettern verdeckt, der Davidstern zum Vorschein. Wie er dort hinkam, wer ihn dort aufbewahrte, weiß niemand.

Jüdisches Leben in der Region

Pegels ist Mitglied des Kempener Lionclubs. Als der Club im April diesen Jahres die Krefelder Synagoge besichtigte, nahm er den Davidstern mit und schenkte ihn der Krefelder jüdischen Gemeinde, die auch für Kempen zuständig ist. Michael Gilad (63), zweiter Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Krefeld, sieht den Davidstern aus Kempen als wertvolle Bereicherung einer Ausstellung, die im Gemeindezentrum an der Wiedstraße das jüdische Leben in der Region zeigt. Hier sollen auch Urkunden, Texte, Bilder aus dem Kreisarchiv und anderen Fundorten Platz finden, die die Geschichte der jüdischen Gemeinde Kempen zeigen.

Rückblick auf den Tag, an dem die Kempener Synagoge brannte: Es ist Donnerstag, 10. November 1938. Um 9 Uhr, so hat der Führer der SA im NS-Kreis Kempen-Viersen befohlen, soll die Kempener Synagoge angezündet werden — als Reaktion auf ein tödliches Attentat, das ein junger Jude in Paris auf einen Mitarbeiter der deutschen Botschaft verübt hat. Überall im nationalsozialistischen Reich werden jetzt die Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Geschäfte demoliert. Kurz nach 9 Uhr poltern fünf Kempener SA-Männer und einige Zivilisten ins jüdische Gotteshaus an der Umstraße.

Mit Hilfe eines SS-Manns werfen sie die Bänke um und demolieren die Heilige Lade, die mit ihren Thora-Rollen an der Ostwand steht. Als sie nicht einstürzen will, rütteln sie so lange an den Säulen, bis sie zusammenbricht. Einer trägt einen Kanister mit Benzin; damit wird auf einem Stapel zertrümmerter Holzteile ein Feuer gelegt — von wem, ist bis heute ungeklärt. Andere SA-Männer bringen einen Sack mit Sägespänen; die Fenster werden zerschlagen, damit das Feuer besser Luft bekommt. Aus der Synagoge rauben die Nazis Kultgegenstände und Tücher. Gegen 11 Uhr stürzt der brennende Giebel mit dem Davidstern ein.

(RP)
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