Krefeld Hochschul-Kita setzt deutschlandweit Standards

Krefeld · Der Neubau der inklusiven Campus-Kindertagesstätte der Hochschule Niederrhein wird mit einem Forschungsprojekt begleitet.

 Auf dieser Wiese soll die optimale Inklusions-Kindertagesstätte entstehen. Professorin Christina Jasmund ist Leiterin eines Forschungsprojekts, dessen Ziel es ist, Standards für den Bau von inklusiven Kitas zu entwickeln. Die Ergebnisse werden später in einem Leitfaden für Architekten und Träger veröffentlicht.

Auf dieser Wiese soll die optimale Inklusions-Kindertagesstätte entstehen. Professorin Christina Jasmund ist Leiterin eines Forschungsprojekts, dessen Ziel es ist, Standards für den Bau von inklusiven Kitas zu entwickeln. Die Ergebnisse werden später in einem Leitfaden für Architekten und Träger veröffentlicht.

Foto: Lammertz

Die neue Kindertagesstätte der Hochschule Niederrhein (HN), die Ende 2016 eröffnet werden soll, wird Standards für den Bau von inklusiven Kitas in ganz Deutschland setzen. Die Professorinnen Christina Jasmund und Astrid Krus vom HN-Kompetenzzentrum Kindheit in Bewegung (KiB) leiten ein von der Unfallkasse NRW finanziertes Forschungsprojekt, das über insgesamt drei Jahre läuft.

"Ziel der Forschungen ist es, Standards für eine Kita-Ausstattung für Kinder und Mitarbeiter mit besonderen Unterstützungs- und Informationsbedarfen zu errichten", erklärt Christina Jasmund. Die Forschungsergebnisse werden später in einem Leitfaden dokumentiert, der Architekten und Kita-Trägern zur Verfügung gestellt werden kann. "Der Leitfaden", sagt Jasmund, "versteht sich auch als Brücke zwischen Architektur und Pädagogik und soll der Qualitätssicherung dienen".

Die von dem interdisziplinären Forscherteam entwickelten Standards werden in der neuen Hochschul-Kita in Krefeld zum allerersten Mal umgesetzt. "Die Kita wird nach der Eröffnung auch als Referenz- und Konsultationseinrichtung zur Verfügung gestellt werden", berichtet die Professorin, die gleichzeitig Vorsitzende des Vereins "kibelig" ist, der Träger der Einrichtung sein wird und von der Stadt Krefeld bereits als "Träger der freien Jugendhilfe" anerkannt ist. "Das heißt, dass abends und an Wochenenden regelmäßig Fortbildungen und Rundgänge in der Kita stattfinden werden."

Das Forschungsprojekt sei somit mit Eröffnung der Kita keineswegs zu Ende. "Wir werden die Arbeit in der Kita weiter begleiten, um zu evaluieren, was sich bewährt hat und was nicht." Jasmund erklärt, dass, obwohl deutschlandweit Kindertageseinrichtungen für die Inklusion um- und neugebaut werden, es bislang keine allgemein geltenden Standards gebe. "Ich bin aktuell Mitglied der Jury des Kita-Preises für Architektur. Dort haben sich einige Kitas beworben, die behaupten, sie seien inklusiv ausgestattet. Aber ist eben zum Teil nicht so. Es gibt sehr großen Handlungsbedarf."

An der Forschung beteiligt sind neben dem KiB-Kompetenzzentrum auch Studierende des Studiengangs Oecotrophologie und Ernährungsbildung und die Unfallkasse NRW unter Federführung des Architekten Matthias Wilk. Außerdem wurden Experten des Blindenvereins Düsseldorf, der LAG Selbsthilfe Münster und von Höraktiv Köln hinzugezogen. "Uns war wichtig, herauszufinden, was sinnvoll und notwendig beim Bau einer inklusiven Kita ist, aber auch, was man lassen muss", erklärt Jasmund. "Der Experte vom Blindenverein hat uns beispielsweise erklärt, dass nicht die gesamte Kita mit einem Wege- und Leitsystem ausgestattet sein muss", sagt die Professorin. "Es reiche, wenn man das bis vor den Eingang macht und die Betroffenen sich in der Kita soweit selber orientieren können, dass sie zum ersten Ansprechpartner kommen, der ihnen weiterhelfen kann. Kinder, die mit diesem Förderbedarf zu uns kommen, lernen die Einrichtung schnell kennen, sagen die Experten, und brauchen nicht jeden Tag ein Wegesystem."

Inklusion müsse auch nicht teuer sein, sagt Jasmund. "Man muss im Vorfeld gut überlegen, was man wirklich braucht und was man nachträglich einbauen kann, wenn der Einzelbedarf da ist, für den man übrigens dann Zuschüsse von der Krankenkasse bekommt." Beispielsweise sollten bei einem Neubau extra große Kabelkanäle verlegt werden, damit gegebenenfalls Hörschleifen für Kinder mit einer Cochleaimplantat-Hörprothese nachgerüstet werden können. "Eine sehr teure Investition ist auch eine hydraulisch absenkbare Wickelauflage, die man nicht von Anfang an einbauen muss. Es genügt, wenn man dafür den Platz vorhält, bis tatsächlich ein Kind mit dem entsprechenden Profil kommt."

Der Fahrplan bis zur geplanten Eröffnung der Kita zum Wintersemester 2016 sei "sehr sportlich", sagt Jasmund, die hofft, dass im kommenden Jahr mit dem Bau begonnen werden kann.

(puv)
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