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Krefeld Holzkunst für die Ärmsten in Afrika

Krefeld · Helga Mewes hat ihre Objekte stets in den Dienst der Hungerhilfe "Menschen für Menschen" gestellt. Jetzt erhält die Holzfachschule Bad Wildungen 20 Exponate der Krefelderin für eine Dauerausstellung.

 Helga Mewes in ihrem Wohnzimmer. An der Wand sind "Sandbilder". In diesen Collagen hat die Krefelderin auch Sand von ihren Reisen in verschiedene Erdteilen verarbeitet und die Farben und Mythen fremder Kulturen einfließen lassen.

Helga Mewes in ihrem Wohnzimmer. An der Wand sind "Sandbilder". In diesen Collagen hat die Krefelderin auch Sand von ihren Reisen in verschiedene Erdteilen verarbeitet und die Farben und Mythen fremder Kulturen einfließen lassen.

Foto: Thomas Lammertz

Als Michelangelo für seine wundervolle David-Skulptur gelobt wurde, so ist überliefert, hat er abgewunken: Der David sei schon im Stein gewesen. Er habe lediglich den überflüssigen Marmor weggehauen. Die Legende hat einen wahren Kern. Denn zur Genialität gehören nicht nur das handwerkliche Geschick und die künstlerische Umsetzung, sondern auch der Blick für das Material - und was sich daraus gestalten lässt.

Einen guten Blick für das, was (für andere noch nicht sichtbar) in einem Stück Holz steckt, hat Helga Mewes. Was die allermeisten beim Waldspaziergang als Totholz ignorieren, hat sie schon immer begeistert. In einem Stück Stammholz hat die Krefelderin in ihren Ferien am Edersee vor gut 16 Jahren eine Giraffe gesehen. Diese Vorstellung ließ sie nicht los. Und so holte ihr Mann mit dem Trecker den mannshohen Eichenstamm aus dem Wald - und für Helga Mewes begann eine intensive neue Zeit. Ungezählte Holzstücke hat sie seither bearbeitet, Figürliches und Abstraktes mit Flex und Säge herausgearbeitet und ein immer feineres Gespür dafür entwickelt, wie Holz gehandhabt werden will. Jetzt ist Helga Mewes 80. Die körperliche Anstrengung, die große Arbeiten von ihr fordern, kann sie sich nicht mehr zumuten.

 Die mannshohe "Giraffe" von Helga Mewes steht heute vor dem Eingang des Naturparkzentrums am Edersee.

Die mannshohe "Giraffe" von Helga Mewes steht heute vor dem Eingang des Naturparkzentrums am Edersee.

Foto: HM

Aber sie zieht ihre Bilanz ganz zufrieden. Sie hat ihre Arbeiten stets für Karlheinz Böhms Äthiopienhilfswerk "Menschen für Menschen" verkauft. Mehr als 11.000 Euro sind so zusammengekommen. Über Geld redet Helga Mewes nicht gern, und als Künstlerin mag sie sich auch nicht bezeichnen. "Ich habe ein Händchen dafür, und ich sehe, was anderen vielleicht nicht auffällt. Es macht mir Freude, wenn sie am Ende erkennen, was man mit Holz alles machen kann." Und das ist so vielfältig, dass die Holzfachschule Bad Wildungen jetzt mehr als 20 Exponate der Krefelderin als Dauerleihgabe ausstellt.

Der Naturpark Edersee ist die Inspirationsquelle für Helga Mewes und ihren Ehemann Fritz, den sie gern als ihren "technischen Direktor" bezeichnet: "Er war immer für die grobmotorischen Dinge zuständig", sagt sie. Er holt das Material heran, zersägt große Teile. Am Edersee, wo beide ein Ferienhäuschen geerbt haben, ist die Liebe zum Holz gewachsen. Die Schäden, die der Sturm Kyrill 2007 verursacht hat, füllten das Materiallager der Krefelderin. "Das Holz zeigt mir immer, was es werden soll. Manchmal dauert es allerdings eine Weile", erzählt Helga Mewes. Aber der Arbeitsprozess ist ohnehin durch viel Geduld bestimmt: "Zuerst muss die Rinde abgeschält werden. Alle Viecher müssen raus. Dann muss das Holz trocknen, damit die Spannung entweicht. Das dauert etwa zwei Jahre. Erst dann bearbeite ich das Holz mit Schmirgelpapier, bis es sich anfühlt wie Seide."

 Kleinere Holzarbeiten hat Helga Mewes noch in ihrem Flur stehen. Die großen Objekte sind in Bad Wildungen.

Kleinere Holzarbeiten hat Helga Mewes noch in ihrem Flur stehen. Die großen Objekte sind in Bad Wildungen.

Foto: Lammertz Thomas

Das Engagement für die Äthiopienhilfe begann mit einem Vortrag von Anna Christina Skopalik vom Krefelder Arbeitskreis Menschen für Menschen. Da Helga Mewes selbst alle Kontinente bereist hat, auch mehrfach in Afrika war und von überall Eindrücke der Kultur - und manchmal auch Sand für ihre Collagebilder - mitnahm, hat sie ihre Kreativität in den Dienst der guten Sache gestellt. Helga Mewes winkt ab, wenn sie dafür Dank hört: "Das ist eine so beglückende Sache und eine tiefe Freude. Ich bin so etwas wie eine Spätberufene", sagt sie und muss darüber selber lachen. Denn während ihres Berufslebens als Chemielaborantin blieb für die Kunst wenig Zeit. 1993 gehörte sie allerdings zu der Gruppe, die Ursula Theißen vom Frauenkulturbüro ausgewählt hatte für die Ausstellung "Mit Frauenkultur Farbe bekennen", die Textilarbeiten nach Johannes Itten im Bonner Frauenmuseum präsentierte. Mit der Textilkunstgruppe von Professor Annette Pöllmann hat sie auch bereits in Korea ausgestellt. Aber Holz ist ihr Herzens-Werkstoff. "Ein Stück Natur, das eigentlich auf Vergänglichkeit ausgerichtet ist, zu erhalten - das ist ein sehr befriedigendes Gefühl." Und das will sie den angehenden Holzexperten in der Fachschule in Bad Wildungen mit ihren Arbeiten vermitteln.

(RP)
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