Krefeld Hülser gründen Runden Tisch zur Betreuung der Flüchtlinge

Krefeld · Eine 18-köpfige Runde aus Politik, Vereinen, Kirchen und Schulen verständigte sich auf die Gründung eines Koordinierungsgremiums. Die Traglufthalle für Hüls wird Mitte Januar geliefert.

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Hülser Verantwortliche sind entschlossen, die Aufnahme von 150 Flüchtlingen in dem Ort mit einer ehrenamtlichen Offensive positiv zu begleiten und die Neuankömmlinge willkommen zu heißen. Politik, Vereine, Schulen und Kirchen werden einen Koordinierungskreis gründen, der ehrenamtliche Angebote bündelt. Auch die Hülser Bezirksvertretung setzt ein Zeichen: Die Mittel über 5120 Euro, über die die Bezirksvertretung in 2016 verfügen darf, sollen komplett in die Flüchtlingshilfe gehen. Das sind wesentliche Ergebnisse einer vom Hülser Bezirksvorsteher Hans Butzen (SPD) eilends zusammengetrommelten 18-köpfigen Runde, die am Freitagabend im Hülser Rathaus zusammenkam und zu der auch der neue Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein gehörte. Butzen zeigte sich optimistisch, dass die Hülser nicht ablehnend auf die Unterbringung der Flüchtlinge in ihrem Ort reagieren: "Es gibt viele Leute, die sagen: Wir müssen unsere menschliche Pflicht tun."

Die Traglufthalle zur Unterbringung der Flüchtlinge soll in der zweiten oder dritten Januarwoche geliefert werden, erläuterte die zuständige Fachfrau bei der Stadt, Annette Terhorst. Wie berichtet, wird die 36 mal 36 Meter Grundfläche umfassende Halle auf dem Platz neben der Robert-Jungk-Gesamtschule am Reepenweg errichtet. Dazu kommen zehn Container für sanitäre Einrichtungen, die von der Halle aus über einen gepflasterten Weg zu erreichen sind - der Weg wird noch angelegt. So müssten sich zwölf Leute eine Dusche und zehn Personen eine Toilette teilen. Die benachbarte Schulturnhalle und deren sanitäre Anlagen sollen von dem Gelände abgetrennt werden.

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Flüchtlingskinder gehen in benachbarte Kitas und Grundschulen, ältere Jugendliche werden auf die vorhanden DAZ-Klassen der Stadt (DAZ für Deutsch als Zweitsprache) verteilt. Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk empfahl dringend, Hilfe über die Grundschulen zu organisieren: "Gerade die Schulen sind Ankerpunkt für das Ehrenamt." Er plädierte ebenso dringend dafür, sich nicht nur auf die Kinder zu konzentrieren: "Für Kinder haben wir über Kitas und Grundschulen die am meisten strukturierten Angebote. Wir müssen auch an die Erwachsenen denken, die am wenigsten zu tun haben. Sie dürfen ja nicht mal kochen und haben kaum eine Beschäftigung." Demnach ist es die Mischung aus Enge und Verurteilt-Sein zum Nichtstun, die in den Unterkünften zu Problemen und Konflikten führt. Als Beispiel für ehrenamtliche Hilfe nannte Gottschalk Begleitung bei Behördengängen, Einkaufen in Hüls, Sprachförderung oder Hausaufgabenbetreuung. Bei allem guten Willen der Helfer betonte Gottschalk, dass die Stadt ihnen nicht einfach Zugang zu den Hallen gewähren dürfe. Es müssten Voraussetzungen erfüllt sein - bis hin zu einem polizeilichen Führungszeugnis. Groß vorbereiten können sich die Grundschulen allerdings nicht: Gottschalk konnte die drängenden Fragen der Grundschulvertreter - die Schulleiterinnen Ursula Bongartz (Astrid-Lindgren-Schule) und Renate Küsters (An der Burg) - nicht beantworten, weil er nicht weiß, wer kommen wird: "Es wird eine bunte Mischung sein", sagte er nur und machte einmal mehr deutlich, wie sehr die Stadt improvisieren muss: "Wir kriegen Leute beim Ausländeramt abgeladen." Er und seine Kollegen arbeiteten mittlerweile in 70-Stunden-Wochen, um die Flüchtlinge aus 55 Nationen irgendwie unterzubringen.

Wie sehr die Stadt unter Druck ist, zeigt auch eine andere Zahl: Die 2627 Flüchtlinge in Krefeld (Stand Freitagabend) würden von 3,7 Sozialarbeitern betreut, erwähnte Gottschalk und sagte, er dürfe nun zehn Sozialarbeiter mehr einstellen - wobei fraglich ist, ob sich für die Stellen auch Bewerber fänden. Jede Unterkunft wird von zwei Betreuern begleitet, die aber eher Hausmeisterfunktion hätten.

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