Krefeld "Ich bin noch nicht bereit zu gehen"

Krefeld · Ulf Peters sammelt Spenden für seine schwer kranke Freundin, die seit sieben Jahren mit einem Gehirntumor lebt.

Freundschaft ist, in guten Tagen zusammen zu feiern und in schlechten Tagen zusammen zu stehen. Christiane Andersen ist in dieser Hinsicht eine reich beschenkte Frau, denn sie hat so einen Freund, Ulf Peters. Er sammelt Spenden für die vom Schicksal gebeutelte Familie.

Wie wertvoll Freundschaft ist, spürte die 46-Jährige, als sie schwer erkrankte. Seit sieben Jahren lebt sie mit einem Gehirntumor. Zwei Kopf-Operationen hat sie bereits hinter sich, eine dritte OP steht noch aus. Die alleinerziehende Mutter von zwei Jungs (9 und 13) kämpft um jeden Tag in ihrem Leben. "Ich bin noch nicht bereit zu gehen. Meine Kinder brauchen mich, und ich habe das Gefühl, noch viel erledigen zu müssen", sagt die Journalistin, die früher als Redakteurin für den Düsseldorfer Express gearbeitet hat.

In diesem anderen Leben war Christiane Andersen eine dynamische Blondine, die ihren Job liebte, viel Sport trieb und unternehmungslustig durch die Welt zog. "Ich war in unserer Familie die Macherin, die Starke, die alles managt", erinnert sie sich.

Heute ist die Traarerin von ihrer schweren Krankheit deutlich gezeichnet. Das Laufen fällt ihr schwer, die Medikamente, die in großer Anzahl auf dem Esszimmertisch liegen, haben ihren Körper förmlich aufgeblasen, jeder Handgriff ist eine Herausforderung. Doch am schlimmsten seien die geistigen "Aussetzer", sagt Andersen. Momente, in denen sie im Auto sitzt und nicht mehr weiß, wie sie aussteigen soll. "Den Befehl gibt es dann nicht mehr. Ich kann dagegen nichts machen. Aber meine Kinder erschrecken solche Situationen natürlich enorm. Ich sage ihnen dann: ,Tut mir leid, meine Schaltzentrale funktioniert gerade nicht'." Ulf Peters kennt diese absolute Hilflosigkeit. Jahrelang kämpfte er gegen die Folgen eines Treppensturzes, bei dem er sich böse am Kopf verletzte. Mit eisernem Willen und viel Sport schaffte er es Stück für Stück zurück in sein altes Leben. "Ich habe unglaublich viel Glück gehabt", sagt der Realschullehrer und macht der Freundin Mut.

Er kennt Christiane Andersen schon seit der Schulzeit. Gemeinsam teilen sie schöne Erinnerungen an Urlaub, Partys und Freunde. Nach dem Schulabschluss verlor Peters seine Freundin aus den Augen. "Ich habe lange mit meinem damaligen Lebensgefährten in Italien gelebt", erklärt sie. Mit der Einschulung des ältesten Sohnes zogen die Andersens zurück nach Traar, in Christianes Elternhaus an der Rather Straße. Als der älteste Sohn ans Gymnasium am Stadtpark in Uerdingen wechselte, traf sie Ulf Peters mit seiner Familie wieder. "Unsere Kinder sind gemeinsam dort eingeschult worden. So ein Zufall", sagt der 47-Jährige. Christiane Andersen war zu dieser Zeit schon krank und außerdem alleinerziehend. Ihr italienischer Mann war mit der schwierigen Situation überfordert, und die beiden hatten sich getrennt.

"Ohne die Hilfe meiner Mutter würde gar nichts gehen. Sie ist der Fels in der Brandung, obwohl sie oft selbst fast am Ende ihrer Kräfte ist. Aber sie gibt nicht auf - und ich auch nicht", verspricht Andersen, die bei einem australischen Spezialisten in Behandlung ist. Jede Operation ist teuer und muss zuerst aus eigener Tasche bezahlt werden, bevor die Krankenkasse möglicherweise Teile der Kosten übernimmt. Mit gut 40 000 Euro rechnet die 46-Jährige bei der dritten OP, die in Deutschland durchgeführt werden soll. Professor Charles Teo wird dazu extra aus Australien einfliegen. Alles hängt von dieser einen OP ab. "Es wird die schwierigste und gefährlichste werden. Aber es ist meine letzte Chance", sagt Andersen. Mehrere Jahre glaubte sie, nach der ersten Kopf-OP den Krebs besiegt zu haben. Dann kam er zurück und die zweite OP war nicht so erfolgreich wie erhofft.

Seitdem lebt die Journalistin von einem Tag auf den anderen, steckt sich kleine Ziele, die gut zu erreichen sind. Und freut sich über ihre zahlreichen Unterstützer. 200 Stadtpark-Gymnasiasten machten vergangenes Jahr beim Spendenlauf für Christiane Andersen mit, den Ulf Peters organisiert hatte. 4700 Euro konnten die Schüler erlaufen. Ein tolles Ergebnis. Hilfe kam auch von den "Krähen", die für den guten Zweck auftraten und 2000 Euro spenden konnten. Und 940 Euro landeten im Spendentopf, als Krefelds jüngste Karnevalsgesellschaft "1. Krefelder Marine" bei einer Schiffs-Party auf dem Rhein Geld sammelte. Fast alle Helfer hat Handballer Peters über seinen Sport kennen gelernt. Er ist hochmotiviert durch diese Erfolge und wird weitermachen. Denn: "Jeder Euro wird dringend gebraucht. Christiane kann nicht mehr arbeiten, die Behandlungen kosten viel Geld und die Jungs brauchen für den schlimmsten aller Fälle einen Notgroschen." Dazu soll es nicht kommen, wenn es nach Christiane Andersen geht. Sie will diese dritte OP unbedingt, und damit eine Chance auf ein Leben mit ihren Kindern.

(RP)
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