Krefeld Idee: Meldestelle für beschädigte Stolpersteine

Krefeld · Verein Villa Merländer will die Pflege der Mahnsteine und Nachforschung nach Familien erleichtern.

Im Schein einer Leselampe sitzt ein Mann im Wohnzimmer und liest. Es ist das Wohnzimmer der Villa Merländer, und der Mann ist Michael Grosse, Generalintendant des Theaters Krefeld Mönchengladbach. Vor der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Villa Merländer liest Grosse aus "Die Insel des zweiten Gesichts" von Albert Vigoleis Thelen. Grosse trägt mit sonorer Stimme und voller Energie die Erlebnisse des niederrheinischen Schriftstellers zur Zeit des Nationalsozialismus auf der spanischen Insel Mallorca vor. Voller Energie startete auch das Jahr des Vereins Villa Merländer, in dem das 25-jährige Bestehen der NS-Dokumentationsstelle gefeiert wird. Stolz blickt Vereinsvorsitzende Barbara Behr auf die Feierlichkeiten zurück: "Die Anwesenheit des Krefelder Oberbürgermeisters, von Landtagsabgeordneten oder auch von renommierten Krefelder Bürgern macht uns klar, welch ein großes gesellschaftliches Spektrum wir umfassen." Aktuell besteht der Verein aus 191 Mitgliedern, von denen sich einige aktiv in die Vereinstätigkeiten einbringen. Zum Beispiel in ein zukünftiges Projekt, um die Nachforschung nach jüdischen Bürgern aus Krefeld in der Zeit des Nationalsozialismus zu erleichtern.

Wichtig bleiben dem Verein weiterhin die Stolpersteine Krefelds. Der Verein organisiert nicht nur die Verlegung der Mahnsteine, die an jüdische Mitbürger erinnern, sondern auch deren Pflege. Dazu soll eine Meldestelle für beschädigte Steine eingerichtet werden. Die Projektarbeit mit Schulen zum Thema Stolpersteine soll fortbestehen und stellt einen wichtigen Part der Vereinsarbeit dar.

Bei allem Optimismus und Tatendrang gibt es auch Sorgen. Behr: "Die Zukunft der Villa Merländer ist leider noch ungewiss. Zwar konnten wir unseren Mietvertrag mit der Stadt verlängern, haben aber noch keine gesicherte Zukunft für dieses Haus", sagt sie. Zudem wird die Geschäftsführerin des Vereins und der Dokumentationsstelle, Ingrid Schupetta, Ende des Jahres in den Ruhestand treten, und die Nachbesetzung ihrer Stelle ist noch ungeklärt.

(RP)
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