Krefeld Ihr Auftrag: Leben retten durch Wissen

Krefeld · Harriet Fischer ist eine Frau, die weiß, was sie will. Die Kinderkrankenschwester packt an, wo Hilfe gebraucht wird. Egal ob beruflich oder privat - die 59-Jährige scheut keine Mühen oder unangenehmen Gespräche.

 Harriet Fischer kennt die Ängste ihrer Mitmenschen vor Neuem und Ungewohntem. Sie arbeitet in der Aidsaufklärung.

Harriet Fischer kennt die Ängste ihrer Mitmenschen vor Neuem und Ungewohntem. Sie arbeitet in der Aidsaufklärung.

Foto: Strücken,Lothar

Das darf sie auch nicht. Schließlich ist Harriet Fischer seit 2001 Aids-Koordinatorin der Stadt Krefeld und arbeitet damit in einem Bereich des Gesundheitsamtes, der "Tabuthemen" behandelt. Als Expertin auf diesem Gebiet kennt sie die Ängste ihrer Mitmenschen vor Neuem und Ungewohntem und versteht es, mit ihrer offenen Art ihren Gesprächspartnern die Hemmungen zu nehmen. "Ich hatte nie Berührungsängste mit Themen wie Aids, Geschlechtskrankheiten oder Verhütung. Ich fand es spannend, als erste Aids-Koordinatorin in Krefeld dieses vielfältige Berufsfeld zu bearbeiten, Projekte zu entwickeln und meine Ideen einzubringen", sagt Fischer.

Besonders liegt ihr der Bereich der Prävention am Herzen. In enger Zusammenarbeit mit der Aids Hilfe Krefeld macht sie alljährlich zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember öffentlichkeitswirksam auf das Thema aufmerksam und konnte über mehrere Jahre Publikumslieblinge wie die Krefeld Pinguine für ihre Sache begeistern. Fast Kultstatus hatten die Partys zum Welt-Aids-Tag in der Königsburg, eine Verbindung von Entertainment und Wissensvermittlung für Schüler ab 14 Jahre. Trotz allem Engagement weiß Harriet Fischer aber auch, dass noch längst nicht alle Aufklärungsarbeit getan ist. Noch immer halten sich falsche Vorstellungen hartnäckig, wie "die Pille schützt vor HIV und Geschlechtskrankheiten". - "Es ist Sisyphusarbeit. Aber es macht auch immer noch Spaß", sagt Fischer.

Auch privat engagiert sich die Mutter einer erwachsenen Tochter. Lange Jahre hat sie die Telefonseelsorge unterstützt und ehrenamtlich Anrufer in Not beraten. Zwei Mal war sie außerdem über mehrere Wochen in Südafrika und hat in der Nähe von Johannisburg in einer Klinik im Townships Tumahole Menschen mit HIV/Aids versorgt und bei der dortigen Präventionsarbeit geholfen. "Es war eine schöne, bereichernde Zeit", sagt sie über ihr ehrenamtliches Engagement im Township, bei dem ihr einmal mehr die 35-jährige Berufserfahrung zugutekam. Das Leben dort habe sie aber auch nachdenklich gemacht. "Ich habe in Afrika erfahren, wie man mit ganz wenig viel erreichen kann und wie gut es uns geht in unserer zivilisierten Welt."

Daran muss Harriet Fischer besonders in der Weihnachtszeit denken, wenn der Überfluss an jeder Ecke deutlich sichtbar wird. "Ich wünsche mir zu Weihnachten eine friedlichere Welt, gerade in Zeiten, in denen so viele Menschen Furchtbares auf der Flucht erleben. Persönlich freue ich mich auf ruhige Tage mit meiner Familie und besonders auf meine Tochter, die aus München zu mir kommen wird."

(RP)
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