Krefeld Ilan Gilad: Ein musizierender Jurist

Krefeld · Gute Musiker sind kreative Köpfe. Bei den Jüdischen Kulturtagen hat Ilan Gilad mit seinem Ensemble "Ad libitum" wieder einmal hohe künstlerische Qualität bewiesen. Die Musik ist fester Bestandteil seines Lebens, doch beruflich hat der Krefelder auch einen anderen Weg eingeschlagen. Er studierte Musik - und Jura. Und er hatte eine pfiffige Musik-Idee: Er gründete einen Profi-Musiker-Pool.

 Ilan Gilad (28) ist im Fernsehen bereits als Begleitmusiker von David Garret, Vicky Leandros und Paul Potts aufgetreten. In Krefeld kennt man ihn vor allem mit seinem hochqualifizierten Ensemble "Ad libitum". Doch sein Musikstudium hat er für Jura aufgegeben. Nun pflegt er beide Professionen.

Ilan Gilad (28) ist im Fernsehen bereits als Begleitmusiker von David Garret, Vicky Leandros und Paul Potts aufgetreten. In Krefeld kennt man ihn vor allem mit seinem hochqualifizierten Ensemble "Ad libitum". Doch sein Musikstudium hat er für Jura aufgegeben. Nun pflegt er beide Professionen.

Foto: Lothar Strücken

Es gab einmal eine Pennäler-Clique in Krefeld, deren Mitglieder waren alle hochmusikalisch und studierten nach dem Abi auch alle Musik. Aber sie gründeten keine Band, denn sie waren Klassik-Fans, spielten nur unregelmäßig zusammen und gingen schließlich auch ganz unterschiedliche berufliche Wege. Ilan Gilad, einer von ihnen, entschied sich für eine zweigleisige Laufbahn.

Nach dem Abitur 2005 setzte der mehrfache Bundessieger der Wettbewerbe "Jugend musiziert" ganz auf die Musik und erwies sich dabei nicht nur als begabter Violinist, sondern auch als geschickter Scout für Auftrittsmöglichkeiten. 2006 gründete er ein Streichquartett, das man für besondere Anlässe mieten konnte, und als es gleich zu Beginn ein paar sehr dicht aufeinanderfolgende Engagements gab, die Gilad nicht in derselben Besetzung bedienen konnte, kam ihm die Idee, einen ganzen Pool von Musikern zu schaffen, der aber unter einem wiedererkennbaren Markennamen firmieren sollte. "Ad libitum" bot sich da förmlich an, denn Gastgeber, die ihr Fest von diesem Ensemble musikalisch umrahmen oder gestalten lassen wollen, können "nach Belieben" zwischen klassischen, unterhaltsamen oder gemischten Programmen wählen.

Gilad wiederum kann aus seinem inzwischen 70 Köpfe zählenden Pool die terminlich, stilistisch und im Zusammenspiel optimal passende Besetzung auswählen. Und wenn ein Duo, ein Trio oder ein kleines Orchester gewünscht wird, so hat "Ad libitum" auch dafür die richtigen Musiker, die übrigens allesamt gestandene Könner sind: Hochschulabsolventen, die auch in anderen Profi-Ensembles auftreten und zum Teil in namhaften Orchestern Nordrhein-Westfalens musizieren, zum Beispiel im WDR-Sinfonieorchester Köln und bei den Duisburger Philharmonikern.

"Zuerst haben wir vor allem zu Hochzeiten, runden Geburtstagen, Tauffesten und auch Beerdigungen gespielt", erinnert sich der 28-Jährige, "und das tun wir auch heute noch gerne. Aber von diesen Anlässen aus fand die Mundpropaganda dann auch noch ganz andere Wege, und wir wurden zunehmend zu Firmenfeierlichkeiten eingeladen", berichtet er. Eine gute Website trug ebenfalls zum Erfolg bei, und inzwischen zählen sogar die Staatskanzlei NRW und der Landesmusikrat zu den Stammkunden von "Ad libitum".

Dass Gilad - erst recht bei dem hohen künstlerischen Anspruch, den er an sich selbst und sein Ensemble stellt - auch sein Studium der Violine in Maastricht und Köln mit Fleiß und Eifer vorantrieb, versteht sich dabei fast von selbst. Doch machte er unterwegs eine Erfahrung, von der viele junge Musiker unterschiedlicher Genres berichten: Der alltägliche Routine-Betrieb und einschränkende Vorgaben können das Wichtigste verderben - die Freude am Musizieren. Deshalb wird manch ein Hochbegabter dann doch nicht Profi, sondern erhält sich die Musik als Hobby und wählt für den Lebensunterhalt ein anderes Gleis.

An diesen Punkt geriet auch Ilan Gilad und schockte kurz vor dem Examen Professoren, Eltern und Freunde mit dem Entschluss, das Musikstudium abzubrechen und sich für Jura zu immatrikulieren. Bereut hat er's nicht. Vom Druck befreit, hat sich der Spaß an der Musik rasch wieder eingestellt, ein Kanzleipraktikum zu Schulzeiten hatte ihn schon am Anwaltsberuf schnuppern lassen, und nachdem er sowohl Studium als auch Referendariat gerade erfolgreich abgeschlossen hat, nimmt er im Mai in einer Düsseldorfer Sozietät seine Tätigkeit als Anwalt auf.

"Schließlich gibt es Schnittmengen" schmunzelt Gilad. "In Sachen Urheberrecht und Medienrecht zum Beispiel können Musiker zweifach sachkundigen Rechtsbeistand gut gebrauchen."

Und die Freunde von "Ad libitum" müssen nicht bangen. Gilad macht weiter: "Mit meinem Vorgesetzten ist vereinbart, dass ich zweigleisig weiterfahre. Als aktiv musizierender Jurist ist man ja schließlich auch kein Exot. Es gibt ganze Bands und sogar ein Sinfonieorchester nur aus Juristen", erzählt er.

(RP)
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