Krefeld Illegal gezüchtete Hütehunde suchen ein neues Zuhause

Krefeld · 23 Hunde der Rasse Kangal hat das Veterinäramt 2013 im Krefelder Tierheim untergebracht. Die meisten der Tiere waren illegal gezüchtet worden. Nun sucht das Tierheim für die Hütehunde-Welpen ein neues Zuhause.

 Frank Schankat, Leiter des Krefelder Tierheims, mit drei Kangal-Welpen und ihrer Mutter (links). Jetzt, wo der Nachwuchs alt genug ist, soll er ein neues Zuhause finden. Viel Auslauf und Platz ist wichtig für die Hütehunde.

Frank Schankat, Leiter des Krefelder Tierheims, mit drei Kangal-Welpen und ihrer Mutter (links). Jetzt, wo der Nachwuchs alt genug ist, soll er ein neues Zuhause finden. Viel Auslauf und Platz ist wichtig für die Hütehunde.

Foto: L. Strücken

Eine außergewöhnlich hohe Zahl von Kangals (türkischer Hütehund) ist derzeit im Krefelder Tierheim untergebracht. Sie stammen zum Großteil aus einer illegalen Züchtung — das Tierheim hat sich gestern mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gewandt. Gesucht werden Hundehalter, die sich der Tiere annehmen.

"Kellerzüchtungen" — günstig, weil illegal

Die Experten sprechen im Fall der Krefelder Kangals von einer "Kellerzüchtung" — das bedeutet, dass die Hunde widerrechtlich gezüchtet wurden, ohne die erforderlichen Papiere, nötige Impfungen und Entwurmungen. Dafür bot der Krefelder Züchter die Tiere günstig an: Statt 1000 bis 1200 Euro bekamen Interessierte sie für 500 bis 700 Euro. Das Geschäft flog auf — das Veterinäramt holte die Tiere aus dem Haushalt und brachte sie ins Tierheim. Konkret will die Stadt nicht mitteilen, aus welchem Grund der Züchter keine Berechtigung hatte.

Zweimal kamen auf diese Weise ganze Hundefamilien ins Krefelder Tierheim — erst sieben Tiere auf einmal, dann noch einmal neun. Zusammen mit Fundtieren kamen dadurch 23 Kangals zusammen, die 2013 am Flünnertzdyk ein neues, wenn auch nur vorläufiges Zuhause fanden. Zehn der Tiere sind inzwischen in Familien untergekommen, 13 Hunde — acht Welpen und fünf ausgewachsene Tiere — sind noch nicht vergeben. "Der letzte Wurf Welpen kam ins Tierheim, als sie erst eine Woche alt waren. Sie sind nicht krank, sondern sehr lebendig und neugierig", sagt Dr. Kirsten Dick, die gemeinsam mit einer Kollegin die Tiere des Krefelder Tierheims betreut.

13 Hunde sind noch nicht vergeben

Dass Hunde aus unerlaubten Züchtungen nach dem Eingreifen des Ordnungsamtes im Tierheim landen, komme immer mal wieder vor. "Das sind aber oft Listenhunde (als gefährlich eingestufte Hunde wie Bullterrier oder Doggen, Anm. der Red.). Dass jetzt so viele Kangals hier sind, ist schon ungewöhnlich. Vorher gab es im Tierheim jahrelang keine", sagt Dick rückblickend. Die türkischen Hütehunde sollen nun möglichst bald an neue Besitzer vermittelt werden, denn das Tierheim hat mit der Rasselbande alle Hände voll zu tun. "Der Mutter der Welpen wird es langsam auch zu viel", sagt Dick. Sie weist auch darauf hin, dass diese Hunderasse nichts für Laien ist, sondern eher für Menschen, die bereits Erfahrung im Umgang mit Hunden haben.

Die Vierbeiner werden sehr groß und bis zu 60 Kilogramm schwer. Sie brauchen viel Auslauf und Platz. Aus diesem Grund kommen die Kangals im Tierheim in einem großzügigen Außengehege unter, in dem sie viel spielen können. "Wichtig wäre eine Parterre-Wohnung, denn die noch im Wachstum befindlichen Knochen vertragen kein Treppensteigen", rät die Tierärztin. Wichtig sei es auch, mit dem Kangal eine Hundeschule zu besuchen, denn gerade jetzt befinden sie sich in der Hauptprägezeit — da greift Erziehung am besten. Im Wesen sind Kangals allerdings sehr gutmütig und ausgeglichen. "Da es Hütehunde sind, sind sie sehr beschützend. Die Mutter der Welpen hat ein sehr gutes Wesen, da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es die Kleinen genauso sind", sagt Kirsten Dick.

Das Krefelder Tierheim weist darauf hin, dass für die Haltung eines Kangals Meldepflicht bei der Ordnungsbehörde besteht und der Abschluss einer Tierhalterhaftpflicht. Genau das sind Dinge, auf die manche Züchter verzichten und stattdessen mit den Welpen das große Geld machen wollen.

(RP)
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